Musik, Kinderliteratur und Design: Tschechische Kultur in Wien und Basel

Foto: Práh Verlag

Für die kommenden Wochen hat das Tschechische Zentrum in Wien an große und kleine Freunde der Kultur gedacht. Zudem reichen die Veranstaltungen über die Grenzen Österreichs hinaus – denn auch in Basel wird es etwas zu sehen und hören geben. Martin Krafl leitet das Zentrum und stellt im Interview die wichtigsten Programmpunkte vor.

Olga Černá  (Foto: Archiv von Olga Černá)
Herr Krafl, bei uns in den Sendungen haben wir bereits darüber informiert: Das Jahr 2014 wird als Jahr der tschechischen Musik gefeiert. Und das schlägt sich natürlich auch im Programm des Tschechischen Zentrums in Wien nieder. So findet beispielsweise am Montag kommender Woche bereits ein Konzert statt. Es sind zwei Komponisten, die dabei vorgestellt werden. Welche sind das?

„Bei diesem Konzert am 3. März konzentrieren wir uns auf die Werke von Josef Bohuslav Foerster und Erwin Schulhoff. Die beiden Komponisten wurden in Prag geboren und sind meist schon in Vergessenheit geraten. Dabei waren sie wichtige Kulturvermittler. Wir werden im Haus Hoffmansthal in Wien musikalische Stimmungsbilder dieser tschechisch-deutschsprachigen Komponisten vorstellen. Dafür kommt die Mezzosopranistin Olga Černá hierher, begleitet wird sie von Jana Vonášková-Nováková an der Violine, hinter dem Klavier wird Daniel Wiesner sitzen, und dazu tritt der bekannte Rezitator Alfred Strejček auf.“

Foto: Práh Verlag
Die weiteren Veranstaltungen zum Jahr der tschechischen Musik in der nächsten Zeit haben eines gemeinsam: Sie haben alle einen Bezug zu einem der bedeutendsten tschechischen Komponisten - Antonín Dvořák. Was ist geplant?

„Ich würde sagen, dass Antonín Dvořák wohl der bekannteste tschechische Komponist ist. Er ist genau vor 110 Jahren gestorben. Anlässlich dieses Jubiläums zeigen wir in der Galerie des Tschechischen Zentrums Wien in der Herrengasse eine Comic-Biographie der Illustratorin Renata Fučíková. Zudem wird am 8. April ein Spezialist für tschechische Musikerbiographien aus Deutschland nach Wien kommen, und zwar Alexander Henning. Er wird dann im Tschechischen Zentrum einen Vortrag über Dvořák halten. Die Ausstellung beruht auf einem Buch, das Fučíková gestaltet hat. Dort wird der Jubilar nicht nur als genialer Komponist dargestellt, sondern auch als liebevoller Ehemann und Vater sowie als bescheidener und patriotischer Mensch. 44 Comics auf Panels in englischer Sprache zeigen bedeutende Momente aus Dvořáks Leben. Und natürlich darf auch Musik nicht fehlen. Kompositionen von Antonín Dvořák werden am 19. März in Klosterneuburg in Niederösterreich zu hören sein. Im Festsaal der Raiffeisenbank tritt dort das Tschechoslowakische Kammerduo auf: Zuzana Berešová, Klavier, aus der Slowakei und Pavel Burdych, Violine, aus Tschechien.“

Der zweite Schwerpunkt, den Sie im Frühjahr gesetzt haben, liegt auf Literatur - genauer gesagt Kinder- und Jugendliteratur. Ich habe in Ihrem Programm den Namen Kirango gelesen. Vielleicht können Sie aufklären, was mit Kirango gemeint ist…

„Kirango ist der Kinderplanet der Büchereien in Wien, dabei werden vielfältige Veranstaltungen für kleine Literaturbegeisterte angeboten. Die Tschechische Republik ist dabei und unter dem Motto ‚Vivat Česko‘, also ‚Es lebe Tschechien‘, bei Kirango zu Gast. Das ganze Jahr über sind Veranstaltungen mit Tschechien-Bezug geplant.“

Im März gibt es dabei gleich zwei Workshops zur Kinder- und Jugendliteratur. Was wird dort angeboten?

Michaela Kukovičová  (Foto: Archiv des Baobab Verlags)
„Diese Workshops sind eigentlich der Auftakt zu der genannten Veranstaltungsreihe. Den ersten Workshop leitet die Illustratorin Michaela Kukovičová. Sie präsentiert eine Märchenwelt, in der sie dazu einlädt, Zaubertaschenlampen zu schaffen. Michaela Kukovičová ist im Atelier für Animation an der Hochschule für Kunstgewerbe in Prag ausgebildet worden. Sie widmet sich der Buch- und Zeitschriftenillustration und der Regie von Videoclips. Ihr Buch erzählt die Geschichte des gewöhnlichen Jungen Franta, der sich einen Hund wünscht. Von einem Zauberopa bekommt er eine Taschenlampe, die durch ihr Licht Dinge zum Leben erweckt. Um diese Dinge muss sich Franta dann kümmern - und das wird spannend. Der zweite Workshop lädt auf eine Reise mit selbstgebastelten Kajaks ein, und zwar mit dem Illustrator Lukáš Urbánek und der Autorin Milada Rezková. Gemeinsam fanden sie beide 2012 einen kleinen Schatz: die Bilder von einer Kajak-Expedition des berühmten tschechischen Fotografen Ladislav Sitenský. Die Bilder entstanden zwischen 1956 und 1959, um ein Kinderbuch daraus zu machen, das aber nie fertig wurde. Lukáš Urbánek und Milada Rezková haben einen neuen Text geschrieben und Illustrationen sowie Comic-Elemente hinzugefügt. Dadurch haben sie ein neues Werk entstehen lassen.“

Last but not least gehen wir in die Schweiz, und zwar ans Rheinknie. Im „Depot Basel“ wird ab Ende März tschechisches Design zu sehen sein. Es handelt sich um die Gruppe Okolo, vielleicht können Sie diese Gruppe kurz vorstellen…

„Sehr gerne. Die Gruppe Okolo wurde 2009 in Prag gegründet, sie feiert dieses Jahr ihr fünfjähriges Bestehen. Die Gruppe führt den Blog Okoloweb.cz. Es handelt sich um ein digitales Archiv für Vergangenes und eine rege benutzte Plattform, auf der die Auseinandersetzung von Okolo mit den Bereichen Design, Architektur, Mode und darstellende Kunst sichtbar wird. Die Ausstellung Okolo offline in der Galerie Depot Basel möchte die Motivation und das Engagement der tschechischen Gruppe zeigen. Und sie erforscht, wie sich digitale Inhalte und Verbindungen adäquat ins Analoge transferieren lassen. Sie wird ein begehbares Mosaik aus Erkenntnissen und Verbindungen sein, die im Internet entstanden sind. Für die Präsentation im Depot Basel werden 25 ausgewählte Blog-Einträge von Okolo aus den vergangenen fünf Jahren erfahr- und berührbar gemacht – etwa in Form von Objekten, Grafiken, Filmen, Fotos und Texten. Und außerdem lancieren die Künstler Adam Štěch, Jakub Štěch, Matěj Činčera und Jan Kloss ihre Serie ‚Minute‘ – das ist eine Reihe von Kurzfilmen zur Geschichte des Designs.“

Autor: Till Janzer
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