Musik und Kunst im Zeichen der Pilger

Jan Ryant Dřízal und Sylvie Bodorová (Foto: Eva Turečková)

An diesem Donnerstag wird in der ostböhmischen Unesco-Stadt Litomyšl das traditionelle Musikfestival eröffnet.

Smetanas Litomyšl  (Foto: František Renza,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Das ostböhmische Litomyšl / Leitomischl ist Geburtsstadt des tschechischen Komponisten Bedřich Smetana. Seinen Namen trägt auch das Musikfestival, das in der Unesco-Stadt an diesem Donnerstag eröffnet wird. Vergangene Woche haben die Veranstalter das Programm bei einer Pressekonferenz im Tschechischen Rundfunk vorgestellt.

Festivaldirektor Jan Pikna präsentierte zuerst stolz den neuen Werbeclip mit Smetanas Musik, der die Musikliebhaber nach Litomyšl einlädt. Die 60. Ausgabe der Festspiele werde besonders festlich sein, so Pikna:

„Auf dem Programm steht eine Rekordzahl von 41 Veranstaltungen. Viele davon finden direkt im Renaissanceschloss statt. Von den 30.000 Karten stehen noch etwa zehn Prozent im Verkauf.“

Der Hauptstar des Festivals Smetanas Litomyšl ist der namhafte mexikanische Tenor Javier Camarena. Aber auch weitere renommierte Musiker und Ensembles aus Tschechien sowie aus dem Ausland treten in Litomyšl auf. Die Gründung der Tschechoslowakei vor 100 Jahren war zudem der Anlass für die Entstehung einer neuen Komposition. Vojtěch Stříteský ist künstlerischer Leiter des Festivals. Er hat das Libretto der Kantate aus Versen bekannter tschechischer Dichter zusammengestellt.

Jan Ryant Dřízal  (links). Foto: Eva Turečková
„Auf die Idee bin ich vor zehn Jahren gekommen. Ich habe sie mit dem damaligen Chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie, Jiří Bělohlávek, konsultiert. Er ist leider vor einem Jahr gestorben. Ihm gefiel das Vorhaben. 2016 haben wir dann drei Komponisten und eine Komponistin angesprochen. Jeder von ihnen hat einen Teil der Kantate geschrieben. Diese erzählt die Geschichte eines Pilgers, der durch die tschechische Landschaft wandert und sich an seine Kindheit erinnert.“

Den zweiten Teil der Kantate „Der tschechische Pilger“ schrieb Jan Ryant Dřízal. Der 32-jährige Musiker sagte, er habe sich zuerst mit den hierzulande sehr bekannten Versen auseinandersetzen müssen.

„Ich wollte das Pathos der Verse aus dem 19. Jahrhundert nicht noch verdoppeln. Ich habe mich bemüht, dass meine Musik verständlich ist und auf das Publikum des 21. Jahrhunderts erfrischend wirkt.“

Das Opus wird am 15. Juni uraufgeführt. Das Solo singt der renommierte tschechische Bariton Adam Plachetka.

„Der tschechische Pilger“  (Foto: Programm des Musikfestivals Smetanas Litomyšl)

Pavel Smutný  (Foto: Eva Turečková)
Ein ähnliches Thema wie die Kantate hat auch die Zentralausstellung, die am Donnerstag im Rahmen der Festspiele in der Schlossbrauerei eröffnet wird. Pavel Smutný leitet den Bohemian Heritage Fund, der drei Kunstausstellungen während des Festivals mitorganisiert:

„Die Schau heißt ,Die Pilger‘. Die Künstler, deren Werke gezeigt werden, waren jedoch unfreiwillige Pilger. Einige flüchteten vor den Nazis, andere flüchteten nach 1948 oder nach 1968 vor den Kommunisten aus der Tschechoslowakei. Wir möchten damit an Künstler erinnern, die ein bewegtes Schicksal hatten. Sie haben auch im Exil nicht die Lust daran verloren, schöpferisch tätig zu sein. Dies ist das Thema der Ausstellung.“


Das Festival Smetanas Litomyšl wird am Donnerstag mit einem Konzert der Tschechischen Philharmonie eröffnet. Das Festival dauert bis 7. Juli.