Nachhaltigkeit beim Kauf von Kleidung: Second Hand und Leihservice in Tschechien hoch im Kurs
Beim Kauf von Kleidung achten die Kunden in Tschechien vermehrt auf Nachhaltigkeit und versuchen, Geld zu sparen. Second-Hand-Läden stehen derzeit hoch im Kurs. Und es gibt seit kurzem einen Verleih von Designermode.
Die Menschen in Tschechien achten beim Kauf von Bekleidung immer mehr auf Nachhaltigkeit. Für 60 Prozent der Konsumenten ist Qualität wichtiger als Quantität, wie eine Umfrage unter 500 Teilnehmern der beiden Meinungsforschungsinstitute Nielsen Admosphere und ResSolution Group aus dem Dezember zeigt. Um Geld zu sparen, kaufen die Kunden immer häufiger in Second-Hand-Läden ein – oder nutzen Verleihe.
Seit einem dreiviertel Jahr gibt es in Tschechien einen Slow-Fashion-Verleih mit Designer-Kleidung. Eine der beiden Gründerinnen der „Fashiontéka“ ist Lucie Křenková:
„Ein Verleihservice für hochwertige und nachhaltige Mode hat in Tschechien bisher gefehlt. Also habe ich mich mit meiner Freundin Eliška zusammengetan, und innerhalb weniger Monate haben wir den Slow-Fashion-Verleih eröffnet. Am Anfang haben wir etwa eine viertel Million Kronen investiert, der Großteil ging in den Ankauf der Kollektion.“
Eine viertel Million Kronen sind etwas mehr als 10.000 Euro.
Für das anstehende Frühjahr planen Lucie und Eliška nun eine Erweiterung der „Fashiontéka“. So soll es etwa Anlaufstellen geben, in denen die Kleidung auch anprobiert werden kann. Denn bisher ist die Auswahl der Stücke nur online möglich.
Im Angebot sind derzeit etwa 50 Modelle von bekannten tschechischen, aber auch internationalen Designern. Ein Abendkleid von Josefina Bakošová zum Beispiel würde im Original etwa 15.000 Kronen (640 Euro) kosten. Die Ausleihe für vier Tage beläuft sich hingegen auf 2000 Kronen (85 Euro).
Das Verleihkonzept für Designermode ist im Ausland durchaus geläufig, so etwa in den USA, in Finnland oder in Deutschland. In Tschechien scheint es den Nerv der Zeit zu treffen. Nachhaltigkeit von Kleidungsstücken halten hierzulande 33 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer für wichtig, wie die Dezember-Studie besagt. Weiter erläutert die Forschungsleiterin der ResSolution Group, Daniela Němcová:
„Etwa 17 Prozent der Befragten würden den Kauf solcher Kleidung bevorzugen, bei der eine ökologische Herstellung und möglichst geringe Auswirkungen für die Umwelt garantiert sind. Den Ergebnissen zufolge sind solche Aspekte bei der Kaufentscheidung eher für jüngere Menschen wichtig.“
Bei anderen Altersgruppen trägt die derzeitige hohe Inflation offensichtlich dazu bei, dass auch mehr Second-Hand-Ware gekauft wird. Ája betreibt den Laden „Crashily“ in der Prager Neustadt:
„Im Moment ist es super. Ich muss gleich einmal auf einen Holzbügel klopfen, weil das Geschäft gerade gut läuft. Am gefragtesten sind aktuell Korsetts und bunte Vintage-Hemden.“
Die Verlagerung der Kundenpräferenzen hin zu günstigeren Varianten bekämen auch die Anbieter und die großen Ketten für Neuware zu spüren – allerdings als Negativtrend, sagt Tomáš Prouza, Präsident des Verbandes für Handel und Tourismus:
„Die steigende Beliebtheit von Second-Hand-Ware hat natürlich starke Auswirkungen auf den gesamten Modehandel. Viele Tschechen fahren sowieso schon ins Ausland, um Kleidung zu kaufen. Der zunehmende Erfolg von hiesigen Second-Hand-Läden führt nun zu einem weiteren Rückgang der Verkäufe von Neuware.“
Die offiziellen Zahlen vermitteln allerdings ein weniger dramatisches Bild. Das Tschechische Statistikamt (ČSÚ) vermeldet für den Handel mit Kleidung und Schuhen im Dezember im Jahresvergleich nur einen leichten Rückgang von knapp einem Prozent.
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