• 28.11.2004

    Ein Mangel an Persönlichkeiten, das Abweichen vom ursprünglich verkündeten Programm und eine mangelhafte Wahlkampagne sind nach der Meinung des Ex-Premiers und ehemaligen CSSD-Vorsitzenden Milos Zeman Schuld an dem schlechten Abschneiden der tschechischen Sozialdemokraten bei den jüngsten Regional- und Senatswahlen. In einer Sendung des privaten Fernsehsenders Prima übte Zeman am Sonntag außerdem scharfe Kritik am Parteivorsitzenden und Regierungschef Stanislav Gross. Er selbst habe jedoch keine Ambitionen auf eine Rückkehr in hohe Funktionen, so Zeman, der sich 2002 zu Ruhe gesetzt hatte.

  • 28.11.2004

    Die deutsche Discounter-Kette Lidl wird im laufenden Jahr die Anzahl ihrer Filialen in Tschechien nahezu verdoppeln. Während das Unternehmen zu Jahresbeginn über 51 Niederlassungen verfügte, sollen es bis Dezember insgesamt 97 werden, teilte am Sonntag die Unternehmenssprecherin Jana Jaburkova mit. Noch im Sommer 2003 war Lidl mit nur 14 Filialen auf dem tschechischen Markt vertreten. Lidl gehört zu der Schwarz-Gruppe, die unter den größten Einzelhandelsketten Tschechiens an dritter Stelle liegt. Seit einigen Jahren verlangsamt sich das Wachstum der Umsätze der großen Handelsketten in Tschechien, was laut Experten auf eine beginnende Konsolidierung des Kleinhandels hindeutet.

  • 27.11.2004

    Wegen Verdacht auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger ist am Donnerstag in Prag der Leiter des bekannten Jugendchores "Bambini di Praga" Bohumil Kulinsky festgenommen worden. Das meldete die Tageszeitung Vecernik Praha in ihrer Samstagsausgabe. Die Angaben wurden inzwischen auch von der Familie bestätigt. Kulinsky werden langjährige sexuelle Übergriffe auf minderjährige Mädchen des Chores vorgeworfen. Im Falle eines Schuldspruches droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren. Der Chor Bambini di Praga wurde 1975 von Bohumil Kulinsky senior, dem Vater des Beschuldigten, gegründet und gilt als einer der renommiertesten Jugendchöre Tschechiens.

  • 27.11.2004

    Missverständnisse zwischen tschechischen und russischen Behörden verzögern den Beginn von Erholungsaufenthalten in Tschechien für Kinder aus dem nordossetischen Beslan, die die blutige Geiselnahme vom vergangenen August miterlebt haben. Dies berichtet in ihrer heutigen Ausgabe die Tageszeitung Mlada Fronta Dnes. Die tschechische Regierung hatte gleich nach den Ereignissen Kuraufenthalte für traumatisierte Kinder angeboten. In einer Klinik in Karlovy Vary / Karlsbad wartete man in den vergangenen Tagen bereits vergebens auf die ersten kleinen Patienten. Alle Seiten zeigten sich aber überzeugt, dass sich die Probleme in den nächsten Tagen lösen lassen.

  • 26.11.2004

    Bei seiner Sitzung am Freitag hat das tschechische Abgeordnetenhaus beschlossen, die geplanten deutlichen Lohnsteigerungen für Polizisten und Angehörige der Sicherheitskräfte um ein Jahr zu verschieben. Deutliche Lohnzuwächse schon zu Beginn des nächsten Jahres wird es demgegenüber für Richter, Staatsanwälte und die höchsten Staatsorgane geben. Das Abstimmungsergebnis bedeutet eine empfindliche Niederlage für den sozialdemokratischen Premierminister Stanislav Gross, der sich nachhaltig für die Erhöhung der Polizistengehälter eingesetzt hatte. Nicht nur die beiden Koalitionspartner, die Christdemokraten (KDU-CSL) und die Freihheitsunion (US-DEU), stimmten mit der Opposition, sondern auch rund 30 Abgeordnete der Sozialdemokraten. Politologen sehen darin erste Signale für das Auseinanderbrechen der Regierung, die nach dem schlechten Abschneiden der Sozialdemokraten bei den jüngsten Regional- und Senatswahlen unter starkem Druck steht.

  • 26.11.2004

    Gemeinsam mit den Regierungschefs von Deutschland und Spanien, Schröder und Zapatero, hat der tschechische Premierminister Stanislav Gross am Freitag in einem außergewöhnlichen Akt die Menschen in Europa aufgerufen, die europäische Verfassung anzunehmen. In einer gemeinsamen Stellungnahme, die die französische Tageszeitung Le Monde veröffentlichte, betonen die Regierungschefs, die zugleich Vorsitzende der sozialdemokratischen Parteien ihrer Länder sind, dass die EU dank der Verfassung wirksamer, gefestigter und demokratischer werde. Der Appell richtet sich insbesondere nach Frankreich, wo die Sozialisten am kommenden Mittwoch in einer Urabstimmung über die EU-Verfassung befinden und damit die Weichen für die Volksabstimmung im kommenden Jahr stellen wollen. "Frankreich braucht Europa und Europa braucht Frankreich", heißt es in dem Aufruf unter anderem.

  • 26.11.2004

    Nach Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel haben sich am Freitag bei einem Besuch in Prag auch führende CSU-Vertreter gegen Klagen deutscher Nachkriegsvertriebener gegen Tschechien und Polen vor europäischen Gerichten ausgesprochen. "Weder die CSU noch die bayerische Regierung macht sich diese Ansprüche zu eigen", sagte der CSU-Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag, Joachim Herrmann. Damit deutet sich im Streit zwischen Bayern und Tschechien um die Vertreibung von Sudetendeutschen erstmals seit Jahren eine wesentliche Entspannung an.

    Herrmann sagte, er werde dem bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber einen offiziellen Besuch in Prag "als sinnvoll und hilfreich" empfehlen. Stoiber hat eine solche Reise bisher von einem deutlichen Entgegenkommen Tschechiens in der Vertriebenenfrage abhängig gemacht. Herrmann appellierte zugleich an die Regierung in Prag, die Vertreibung als Unrecht zu benennen. Es gehe dabei aber nicht um Eigentumsfragen, denn "was vor 60 Jahren geschehen ist, kann nicht rückgängig gemacht werden". Auch eine Aufrechnung für das "unerträgliche Leid des tschechischen Volkes" im Zweiten Weltkrieg sei unzulässig, unterstrich der CSU-Fraktionsvorsitzende.

  • 26.11.2004

    Die tschechische Maschinenbauholding Skoda Plzen wird für ihre Lokomotivfertigung zusammen mit dem russischen Waggonbauer Dedal ein neues Werk in Novosibirsk errichten. Der entsprechende Vertrag werde am kommenden Montag unterzeichnet, gab der Sprecher von Vizepremier Martin Jahn am Freitag bekannt. In dem Werk, an dem sich beide Partner zu 50 Prozent beteiligen, sollen rund 1000 Mitarbeiter Traktionsausrüstungen für Elektroloks fertigen.

  • 26.11.2004

    Tschechische Abgeordnete, Mitglieder des auswärtigen Ausschusses, haben am Donnerstag Vertreter des ukrainischen politischen Lebens aufgefordert, sich um eine gewaltfreie Lösung des Streits darum einzusetzen, wer der Sieger der Präsidentenwahl ist. Zur politischen Lösung des Problems würde nach Meinung der Parlamentarier eine unabhängige Überprüfung der Wahlresultate unter internationaler Kontrolle beitragen. Der tschechische OSZE-Mitarbeiter Martin Dvorák, der als Beobachter an den Wahlen in der Ukraine teilnahm, sagte nach der Tagung des Ausschusses, dass es bei der Wahl zu Verfälschungen kam. Es habe dort - so Dvorák - viele ungültige Stimmen sowie sehr viele Wähler gegeben, die ihre Stimme gar nicht im Wahllokal abgeben konnten.

  • 26.11.2004

    Vor der russischen Botschaft in Prag haben am Donnerstagabend einige Hundert Ukrainer gegen Viktor Janukowitsch protestiert, der zum Sieger der Präsidentschaftswahl in Kiew erklärt worden war. Die Demonstranten erkennen den Sieg des bisherigen Premiers in der Präsidentenwahl nicht an und bestehen darauf, dass das ukrainische Staatsoberhaupt der Oppositionskandidat Viktor Juschtschenko ist. Die Ukrainer kritisierten den russischen Staatspräsidenten Putin, der Janukowitsch unterstützt, und riefen: "Hände weg von der Ukraine". Die Protestdemonstration wurde von drei ukrainischen Organisationen, die in Tschechien wirken, einberufen.

Pages