• 03.08.2002

    Über die definitive Version ihrer Regierungserklärung entscheiden die Minister der neuen Regierung aus Sozialdemokraten und dem liberalen Bündnis "Koalition" am Montag. Die grundlegenden Handlungsprinzipien der neuen Regierung sind jedoch bereits im Koalitionsvertrag enthalten und haben in dem neuen Dokument keine Änderungen erfahren. Am Dienstag wird das Kabinett mit der Regierungserklärung vor das Abgeordnetenhaus treten. Am Mittwoch verhandelt die Regierung über den Haushaltsentwurf für das kommende Jahr. Die stärkste Oppositionspartei, die bürgerdemokratische ODS von Vaclav Klaus, hat bereits angekündigt, dass sie den Haushaltsentwurf in seiner jetzigen Form nicht unterstützen wird.

  • 02.08.2002

    Der ehemalige Kanzleichef des Außenministeriums, Karel Srba, dem die Vorbereitung des Auftragsmordes an der Journalistin Sabina Slonkova zur Last gelegt wird, wurde am Montag ebenso wie die weiteren drei Verdächtigen in der Mordaffäre auch des unerlaubten Waffenbesitzes beschuldigt. Srba wird darüber hinaus die Entwicklung, Herstellung und Haltung verbotener Kampfmittel zur Last gelegt. Srbas Anwalt sagte dazu am Freitag, sein Mandant habe sich die betreffenden Waffen gekauft, weil sie ihm gefallen hätten. Der Staatsanwalt Barnabas Liska aus Ceské Budejovice/Budweis schloss nicht aus, dass die Beschuldigung in den nächsten Tagen auch auf Eigentumsdelikte ausgeweitet wird.

  • 02.08.2002

    Die tschechische Regierung will mit einem Aktionsplan die zuletzt dramatisch zugenommene Emigration der Roma-Minderheit stoppen. Allein von Mai bis Juli 2002 hätten etwa 1 800 tschechische Roma Asyl in Großbritannien beantragt, berichtete die Zeitung "Mlada fronta Dnes" am Freitag. Der Regierungsrat für Roma- Angelegenheiten habe deshalb ein Programm verabschiedet, das die Lage der Minderheit in Tschechien deutlich verbessern soll. Unter anderem will die Regierung eine Agentur einrichten, die Kommunen beim Lösen von Problemen mit Roma hilft. Vertreter der Minderheit begrüßten die Regierungsinitiative am Freitag. Roma aus Ostrava (Ostrau) aber sagten der Nachrichtenagentur CTK, sie erwarteten trotz des Aktionsplans keine wesentliche Besserung ihrer Situation. Aus Ostrava waren in den vergangenen Wochen wiederholt Roma in Richtung Großbritannien aufgebrochen.

  • 02.08.2002

    Außenminister Cyril Svoboda hat am Freitag mit dem Ex-Außenminister und künftigen Vorsitzenden der UNO-Vollversammlung Jan Kavan vereinbart, dass das Kabinett in einem Regierungsbeschluss über die Art und Weise der Finanzierung von Kavans Reisen zwischen dem Sitz der UN in New York und der Tschechischen Republik entscheidet. Beide Politiker sprachen auf ihrem Treffen über die zeitliche Vereinbarkeit der drei politischen Funktionen Kavans, der neben seinem UN-Amt Abgeordneter des tschechischen Unterhauses ist und Tschechien im EU-Konvent vertritt. Kavan überlegt ernsthaft, ob er die Funktion im Konvent niederlegt, Svoboda habe ihn darum jedoch nicht ersucht, hieß es. Svoboda informierte nach dem Treffen, dass Kavan bereits begonnen habe, sich der Sicherheitsüberprüfung zu unterziehen, die für seine weitere Beschäftigung im Auswärtigen Amt nötig sei.

  • 02.08.2002

    Ein Prager Bezirksgericht hat entschieden, dass die Ernennung von Jiri Balvin zum Generaldirektor des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens (CT) durch den Fernsehrat im Oktober letzten Jahres ungültig ist. Das gab Jaroslav Vasko, der Rechtsanwalt eines im Auswahlverfahren für den Posten des CT-Generaldirektors nicht erfolgreichen Kandidaten, am Donnerstag der Nachrichtenagentur CTK bekannt. Das Urteil ist noch nicht rechtswirksam und das Tschechische Fernsehen beabsichtigt, Berufung dagegen einzulegen. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, wären alle von Balvín bisher getroffenen Entscheidungen quasi ungültig. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im Tagesecho im Anschluss an die Nachrichten.

  • 02.08.2002

    Tschechien hält sich trotz der internationalen Kritik am grenznahen südböhmischen Kernkraftwerk Temelin die Möglichkeit offen, ein weiteres Atomkraftwerk zu bauen. "Es lässt sich keinesfalls sagen, dass Temelin unser letztes Kernkraftwerk ist", sagte eine Sprecherin des Industrieministeriums in der Freitagsausgabe der Zeitung "Pravo". Auch Umweltminister Libor Ambrozek schloss den Bau eines weiteren Atomkraftwerks nicht aus. Ein genereller Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der Kernkraft, wie ihn in Deutschland die rot-grüne Bundesregierung beschlossen habe, stehe in Prag "nicht auf der Tagesordnung", so der Umweltminister.

  • 01.08.2002

    Der tschechische Ministerpräsident Vladimír Spidla hat angesichts einer neuen Roma-Ausreisewelle eindringlich an die etwa 300 000 Mitglieder starke Minderheit appelliert, in Tschechien zu bleiben und nicht in anderen Ländern Asylanträge zu stellen. Der Sozialdemokrat bat in einer öffentlichen Stellungnahme am Donnerstag die Roma, mit der neuen sozialliberalen Regierung in Prag an einer Lösung der Probleme zu arbeiten. "Mit Ausreisen erreicht man keine grundsätzliche Änderung", betonte der 51-jährige Regierungschef. In den vergangenen Wochen hatten erneut Hunderte Angehörige der Minderheit zum Beispiel in Großbritannien um Asyl gebeten. Sie sehen wie die Mehrzahl der tschechischen Roma angesichts hoher Arbeitslosigkeit und katastrophaler Sympathiewerte in ihrer Heimat keine Zukunft mehr. Die überaus meisten Asylanträge wurden allerdings abgewiesen. Die Regierung sei sich der wirtschaftlichen und sozialen Probleme sowie der Diskriminierung vieler Roma bewusst, unterstrich Spidla am Donnerstag. Er verstehe die Situation der Minderheit gut.

    Autor: Lothar Martin
  • 01.08.2002

    Roma-Emigranten, die im Ausland erfolglos um Asyl ansuchen, sollte bei ihrer Rückkehr in die Tschechische Republik der Anspruch auf eine Nachzahlung der Sozialhilfe nicht mehr gewährt werden. So lautet eine von mehreren Empfehlungen, die der hiesige Regierungsrat für Roma-Angelegenheiten auf seiner Tagung am Donnerstag in Prag verabschiedet hat. Darüber hinaus soll eine Polizei-Spezialabteilung gebildet werden, die sich mit der Bekämpfung des Wuchers innerhalb der Roma-Minderheit auseinandersetzen soll. Dies teilte der tschechische Vizepremier Petr Mares am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK mit. Der Regierungsbeauftragte für Menschenrechte, Jan Jarab, stellte fest, dass der Rat weitere Schritte erwägen werde, um sich den sozial ausgegrenzten Gruppen der Roma-Bevölkerung anzunähern. Die Zahl der Asylbewerber aus Tschechien war in Großbritannien in den letzten Monaten rasant angestiegen.

    Autor: Lothar Martin
  • 01.08.2002

    Tschechien und die Slowakei wollen ihre Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union "nicht um jeden Preis" wie bisher vorgesehen bis zum Jahresende abschließen. An einer geplanten Mitgliedschaft in dem Bündnis im Jahr 2004 würden beide Länder aber festhalten, sagten die Unterhändler der seit 1993 getrennten Staaten in einem Gespräch für die Prager Tageszeitung "Lidové noviny", das am Donnerstag veröffentlicht wurde. Nach Angaben von Staatssekretär Pavel Telicka beziehen sich die Probleme der tschechischen Seite vor allem auf Fragen der Landwirtschaft. "Wir wären schlechte Unterhändler, wenn wir (der EU) sagen würden, ´Habt keine Angst, wir nehmen alles so, wie Ihr es vorschlagt´", sagte Telicka der Zeitung. Tschechien müsse einerseits Prioritäten setzen für die heimischen Landwirte, andererseits aber auch für die Qualität der Umwelt, hieß es.

    Im Zusammenhang mit den EU-Beitrittsverhandlungen der Kandidatenländer wird Tschechiens Unterhändlers Pavel Telicka immer wieder von hochrangigen EU-Diplomaten für sein diplomatisches Geschick, aber auch seine Hartnäckigkeit gelobt. "Ich kann sagen, dass Pavel Telicka einer der intelligentesten, aber ebenso einer der hartnäckigsten Leute ist, die ich bei den Verhandlungen mit den Kandidaten kennen gelernt habe, und das einschließlich der Türken," brachte der Generaldirektor für die Erweiterung in der Europäischen Kommission, Eneko Landaburu, seine Bewunderung für den tschechischen Staatssekretär zum Ausdruck.

    Der Leiter der ständigen Delegation der Europäischen Kommission in der Tschechischen Republik, Ramiro Cibrian, wiederum hat nach seinem ersten Treffen mit dem neuen tschechischen Ministerpräsidenten Vladimír Spidla am Donnerstag in Prag erklärt, es existieren alle Voraussetzungen dafür, dass die Tschechische Republik die Verhandlungen über den EU-Beitritt noch bis zum Ende dieses Jahres abschließen könne. Ein Schlüsselhindernis, die Vereinbarung über die Restrukturierung des tschechischen Stahl- und Hüttenwesens, soll Cibrian zufolge hierbei schon im kommenden Monat zwischen der EU und dem Kandidatenland abgeschlossen werden.

    Autor: Lothar Martin
  • 01.08.2002

    Auf den Beitritt in die Europäische Union soll die tschechischen Gerichts- und Justizorgane das Partnerprojekt "Reform von Justiz und Verfahren" vorbereiten helfen, bei dessen Umsetzung der Tschechischen Republik tatkräftige Unterstützung von Seiten des Justizministeriums des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen zuteil wird. Wie die Sprecherin des tschechischen Justizministeriums Iva Chaloupková am Donnerstag der Nachrichtenagentur CTK verriet, habe das Projekt am 1. August begonnen und wird zwei Jahre andauern. Es ist Bestandteil des europäischen Programms PHARE.

    Autor: Lothar Martin

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