• 14.08.2002

    Belgien schickt Hilfe nach Tschechien. Die belgische Regierung hat heute in Brüssel bekannt gegeben, dass sie eine Militäreinheit sowie Ausrüstung für Rettungsarbeiten nach Tschechien schickt. Ein belgisches Trasportflugzeug solle heute Abend oder morgen früh in Prag landen, am Bord werden Soldaten, Pumpen und Anlagen zum Trockenlegen der betroffenen Gebiete sein.

  • 14.08.2002

    Die Tschechische Republik wird die humanitäre Hilfe aus dem Ausland annehmen, die ihr im Zusammenhang mit den Überschwemmungen andere Staaten angeboten haben. Die einzelnen Ministerien sollen innerhalb von 24 Stunden dem Zentralen Krisenstab ihre Forderungen bekannt geben. Vizepremier Cyril Svoboda hat nach der heutigen Kabinettssitzung vor Journalisten gesagt, dass Tschechien unter anderem Impfstoffe, Medikamente und Anlagen zum Trockenlegen der betroffenen Gebiete benötigen wird. Vizepremier Svoboda sagte, dass bereits Schweden, Polen, Frankreich, die USA, Norwegen, Japan, die Schweiz, Griechenland, Italien und weitere Länder sowie die NATO und die Europäische Union Hilfe angeboten haben. Bei Frankreich handle es sich konkret um das zur Verfügung Stellen von Flugzeugen. Andere Länder haben Svoboda zufolge ebenfalls spezifische Hilfe angeboten, wiederum andere legten allgemein umfassende Angebote vor.

  • 14.08.2002

    Der Betrieb des internationalen Flughafens in Prag Ruzyne ist aufgrund der eingestellten Lieferungen von Treibstoff aus dem überschwemmten Kralupy nad Vltavou bedroht. Derzeit gibt es einen bis ca. Freitag Mitternacht ausreichenden Vorrat an Treibstoff, sagte die Sprecherin der Flughafenverwaltung Vlasta Pallova und fügte hinzu, dass eine Ersatzvariante der Treibstofflieferung in Vorbereitung sei.

  • 14.08.2002

    Das anhaltend steigende Hochwasser an der Elbe hat am heutigen Nachmittag schon an die 80 Prozent des Fabriksareals des Chemiewerks Spolana überschwemmt. Laut Prognosen wird sich die Situation bis Donnerstag noch verschlechtern. Der Fluss Moldau beginnt entgegen den Erwartungen auch in das Areal des "Kaucuk" in Kralupy nad Vltavou einzudringen. Dies sagte der Nachrichtenagentur CTK der Sprecher von Unipetrol Tomas Zikmund. In einer weiteren Fabrik, der Ceska Rafinerska, die sich ebenfalls im überschwemmten Kralupy befindet, wurde die Produktion heute eingestellt.

  • 14.08.2002

    Die deutsche Landesbank Bankgesellschaft Berlin hat am Mittwoch ein Abkommen über den Verkauf von 85,16 Prozent ihrer Aktien der tschechischen Zivnostenska banka an die italienische UniCredito unterzeichnet. Den Preis hat die Bankgesellschaft Berlin nicht angegeben. Zum Verkauf der Zivnostenska banka entschied sich die Berliner Bank aufgrund ihrer eigenen finanziellen Schwierigkeiten. Die Stadt Berlin bietet jetzt die Bank, an der es einen Anteil von 81 Prozent besitzt, zum Verkauf an.

  • 13.08.2002

    Die tschechische Hauptstadt Prag wurde am Dienstagnachmittag von Hochwassermengen erfasst, die die "Jahrhundertflut" von 1890 übertrafen. Die größte Flutwelle wird Oberbürgermeister Igor Nemec zufolge jedoch erst in der Nacht auf Mittwoch erwartet. Es sei möglich, dass der Fluss dann 30 Mal mehr Wasser führe als an normalen Tagen. Bereits am Mittag waren alle Moldau-Inseln fast völlig überflutet. Tausende Feuerwehrmänner und Freiwillige waren im Einsatz. In den meisten Stadtbezirken entlang des Flusses fiel am Abend der Strom aus. Zehntausende Menschen wurden bereits evakuiert, viele Strom- und Telefonleitungen funktionieren nicht mehr. Die historische Altstadt wird nach den jüngsten Informationen des Krisenstabes des Prager Magistrats vorerst nicht evakuiert. Bisher sind bei den Überschwemmungen in Tschechien neun Menschen ums Leben gekommen.

    Alle Zugverbindungen in Richtung Dresden und Berlin wurden vorerst ausgesetzt. Im Eisenbahnnetz der Tschechischen Republik waren am Dienstag insgesamt 23 Abschnitte außer Betrieb.

    Ministerpräsident Vladimir Spidla hatte bereits am Montagabend das Kabinett aus dem Urlaub zurückgerufen und Prag sowie alle vom Hochwasser betroffenen Regionen in Böhmen bis zum 22. August zum Notstandsgebiet erklärt. Der Notstand gilt für die Regionen Prag, Mittel, - und Südböhmen sowie die Kreise Pilsen und Karlovy Vary/Karlsbad. Seit Dienstag auch für Usti nad Labem. Das Kabinett beschloss am Dienstag den Einsatz von weiteren 1000 Soldaten, die der Polizei bei den Rettungsarbeiten helfen sollen. Präsident Václav Havel wird wegen des katastrophalen Hochwassers seinen Urlaub in Portugal vorzeitig beenden und am Mittwoch nach Prag zurückkehren. Dies habe der Präsident beschlossen, nachdem er sich über die aktuelle Situation informiert habe, teilte am Dienstag Präsidentensprecher Ladislav Spacek mit.

    Vizekanzler und Außenminister Cyril Svoboda hat seinen für Dienstag geplanten Besuch in der Slowakei wegen der gegenwärtigen Überschwemmungen abgesagt. Der Besuch in Bratislava wäre die erste Auslandsreise des neuen Ministers gewesen. Laut der Presseabteilung des Außenministeriums hat die slowakische Seite mit dem Ausdruck des Verständnisses auf die Absage reagiert. Erst am Montag hatte der slowakische Außenminister Kukan die geplante Reise Svobodas als ein Zeichen der guten Nachbarschaftsbeziehungen begrüßt.

    Äußerst ernst ist die Hochwassersituation nach wie vor in Süd-, West- und Nordböhmen. In der südböhmischen Stadt Ceské Budejovice/Budweis überstieg das Wasser am Dienstagmorgen die Sandbarrieren, das historische Stadtzentrum ist weitgehend überflutet. Im ganzen Kreis war die Armee im Einsatz. Mehrere hundert Soldaten brachten die Bewohner von umspülten Ortschaften mit Hubschraubern und Schlauchbooten in Sicherheit. Die Universität in Budweis stellte zu diesem Zweck ihre Studentenwohnheime für Hochwasseropfer zur Verfügung.

    In der nordböhmischen Grenzregion zu soll der Pegelstand der Elbe an diesem Mittwoch acht Meter erreichen. Wegen sperriger Geröllmassen mussten die deutsch-tschechischen Grenzübergänge Zinnwald-Cínovec und Deutscheinsiedel-Mnísek gesperrt werden. Viele Keller und Wohnungen in Nordböhmen waren überschwemmt, Menschen aber nicht gefährdet. Wegen Überschwemmungsgefahr wird die in Ústí nad Labem / Aussig ansässige Chemiefirma Spolchemie ihre Produktion vorerst voraussichtlich völlig einstellen. Die Firmenleitung geht davon aus, dass die notwendige Versorgung mit Dampf und Kühlwasser unterbrochen werden wird. Außerdem könnte das Hochwasser bis auf das Firmenareal selbst vordringen. Sämtliche Chemikalien, die im Gefahrenbereich lagern, sollen jedoch laut Aussage des Generaldirektors, Martin Procházka, vorsorglich abtransportiert werden.

    Im westböhmischen Pilsen hat das Hochwasser am Dienstag den gesamten Verkehr stillgelegt. Straßenbahnen und Trolleybusse waren außer Betrieb, der Autobusersatzverkehr funktionierte nur in begrenztem Maße. Personenwagen wurden umgeleitet, hunderte Menschen aus den Außenbezirken gingen zu Fuß ins Stadtzentrum. Alle Stadtviertel in Flussnähe wurden überflutet.

    Innenminister Stanislav Gross verglich die gegenwärtige Situation mit dem verheerenden Hochwasser von 1997. Damals waren in Tschechien und Polen etwa 100 Menschen ertrunken. Tschechische Zeitungen schätzten den bisherigen Schaden des jüngsten Hochwassers am Montag auf umgerechnet mehr als 32 Millionen Euro.

    In der gesamten Tschechischen Republik sind im Zusammenhang mit dem Hochwasser bis jetzt 1200 Soldaten im Einsatz, weitere stehen in Bereitschaft. Aus dem Budget werden 1,1 Milliarden Kronen für Rettungsarbeiten zur Verfügung gestellt. Die Europäische Kommission deutete am Dienstag an, dass sie Möglichkeiten einer außerordentlichen Hilfe für die Tschechische Republik erwäge.

    Die tschechische Charitas sowie die Charitas in Ceske Budejovice/Budweis haben am Dienstag öffentliche Sammlungen zugunsten von vom Hochwasser Betroffenen ausgerufen.

  • 12.08.2002

    Die Hochwassersituation in Tschechien hat sich am Montag nach langem heftigen Regen weiter verschärft und ein siebtes Todesopfer gefordert. In Prag ist am Montagmittag ein 55-jähriger Mann von den Fluten der Moldau erfasst worden und ertrunken. Zuvor waren bereits sechs Menschen wegen des Hochwassers ums Leben gekommen. Im südlichen und westlichen Landesteil wurde an vielen Stellen, darunter auch in Prag, die höchste Stufe der Hochwasserwarnung ausgerufen. In der Region Südböhmen hat das Wasser mehrere Ortschaften von ihrer Außenwelt abgeschnitten, nach einem allgemeinen Stromausfall wurde sogar der Notstand ausgerufen. Hier halfen etwa 500 Soldaten bei der Evakuierung zahlreicher Ortschaften. Die Universität in Budweis stellte am Montag ihre Studentenwohnheime für Hochwasseropfer zur Verfügung. Auch einige Stadtteile der Pilsener Innenstadt und weitere Ortschaften im Westböhmischen Kreis wurden überspült. Selbst das am höchsten gelegene Städtchen in Mitteleuropa, der westböhmische Grenzort Bozí Dar/Gottesgab im Erzgebirge, wurde von den Wassermassen bedroht. Wegen sperriger Geröllmassen mussten die deutsch-tschechischen Grenzübergänge Zinnwald"Cínovec und Deutscheinsiedel"Mnísek gesperrt werden. Von dem völlig überschwemmten Grenzwanderweg bei Deutschkatharinenbach hatten Feuerwehrmänner zwei Frauen aus einer bedrohlichen Situation retten müssen, berichtete der Tschechische Rundfunk.

    Innenminister Stanislav Gross verglich die Situation mit dem verheerenden Hochwasser von 1997. Damals waren in Tschechien und Polen etwa 100 Menschen ertrunken. Ministerpräsident Vladimír Spidla bestellte am Abend einige Minister zu einer Sondersitzung ein und sprach von einer "dramatischen Situation". Aus dem Sitz des tschechischen Parlaments wurden am Montag zahlreiche wichtige Dokumente in Sicherheit gebracht. Der nahe der Moldau stehende Prager Zoo brachte einige Tiere in ein weiter entferntes Lager, und auch ein Krankenhaus begann am Abend mit einer Teilevakuierung.

    Nachdem die Moldau in Prag am Mittag einen neuen Höchststand erreicht hatte, sperrte die Polizei unter den Augen zahlreicher Touristen weite Teile der Uferpromenaden. "Aufgrund der Vorhersagen müssen wir vorbereitet sein, die schlimmsten Überschwemmungen seit 50 Jahren zu erleben", sagte der Prager Oberbürgermeister Igor Nemec. Tschechische Zeitungen schätzten den bisherigen Schaden des jüngsten Hochwassers am Montag auf umgerechnet mehr als 32 Millionen Euro.

    Autor: Lothar Martin
  • 12.08.2002

    Der zweite Reaktorblock des südböhmischen Kernkraftwerks Temelín wurde am Montag neuerlich in Betrieb genommen. Anfang Juli hatte ein Kurzschluss in einem Teil des Generators zur Abschaltung des Blocks geführt. Nachdem der hundert Tonnen schwere Koloss ausgetauscht und abermals sämtlichen erforderlichen Tests unterzogen wurde, ist nun die atomare Kettenreaktion in dem Reaktor wieder in Gang gesetzt worden. Insgesamt sollen in dem Block bis zum Jahresende über tausend Tests durchgeführt werden " ein Zeitplan, den man trotz der jüngsten Unterbrechung einzuhalten gedenkt.

    Autor: Lothar Martin
  • 12.08.2002

    Der bedeutende tschechische Collagekünstler und Schriftsteller Jirí Kolár ist im Alter von 88 Jahren in Prag gestorben. Das sagte der Verleger Miloslav Topinka der Prager Tageszeitung "Mladá fronta Dnes" (Montagausgabe). Der 1914 in Protivin in Südböhmen geborene Kolár wandte sich früh dem Surrealismus zu und schuf vor allem Collagen, wobei er oft bekannte Vorlagen in überraschender Weise verzerrte. Er wurde als Gegner des kommunistischen Regimes Anfang der 80er Jahre ausgebürgert und kehrte erst vor wenigen Jahren aus dem Pariser Exil nach Prag zurück. Präsident Václav Havel nannte die Meldung vom Tod des Künstlers "erschütternd". Jirí Kolár war einer der Pfeiler jener Welt, in der ich aufgewachsen bin und lebe", betonte das Staatsoberhaupt am Montag in einer Mitteilung.

    Autor: Lothar Martin
  • 11.08.2002

    Der zweite Reaktorblock des südböhmischen Atomkraftwerks Temelín steht kurz vor seiner erneuten Inbetriebnahme. Am Sonntagmittag hat das Bedienungspersonal des Blocks die Anweisung erhalten, den Prozess zum Anlaufen des Reaktors einzuleiten. Der Auslösung der atomaren Kettenreaktion gehen einige technische Funktionen voraus, die rund einen Tag in Anspruch nehmen. Der Reaktor wird demnach aller Voraussicht nach am Montag gestartet, gab Václav Brom von der Presseabteilung des Kernkraftwerks der Nachrichtenagentur CTK bekannt.

    Autor: Lothar Martin

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