Neuer Rahmenlehrplan: Zweite Fremdsprache soll Pflichtfach werden

Foto: Lucie Zemanová, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Eine zweite Fremdsprache als Pflichtfach spätestens in der 8. Klasse, Bruchrechnen schon in der Unterstufe sowie Grundlagen der Finanzwissenschaft. Das sind einige der Änderungen im Rahmenlehrplan, über die das Bildungsministerium am Montag informiert hat. Ab kommendem Schuljahr sollen sie für alle Schulen hierzulande verbindlich sein.

Foto: Lucie Zemanová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Der aktuelle Rahmenlehrplan ist vor sieben Jahren in Kraft getreten. Mit den jetzigen Korrekturen reagiert das Ministerium unter anderem auf die Ergebnisse der letzten Pisa-Studien. Da hatten tschechische Schüler nämlich in einigen Bereichen stark geschwächelt, zum Beispiel in der Mathematik. Außerdem soll die Mehrsprachigkeit gefördert werden.

Die erste Fremdsprache ist zurzeit ab der dritten Klasse Pflicht. Die überwiegende Mehrheit der Schüler lernt Englisch. Die zweite Fremdsprache wird später als Wahlfach angeboten. Nun soll sie als Pflicht spätestens ab der 8. Klasse ebenfalls vorgeschrieben sein. Dabei sprachen sich vor drei Jahren noch 60 Prozent der Schuldirektoren dagegen aus. Die zweite Fremdsprache überlaste die Kinder, behaupteten sie in einer Umfrage des Ministeriums. Petr Došek leitet die Grundschule im mittelböhmischen Velvary:

Marie Zimová  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Viele Kinder müssen sich mit Handicaps auseinandersetzen, die ihnen schon in ihrer Muttersprache Schwierigkeiten bereiten.“

Ähnlich sieht dies auch Schuldirektorin Marie Zimová aus dem vierten Prager Stadtbezirk:

„Wir bieten ab der siebten Klasse eine zweite Fremdsprache an. Schulen würden sich selbst schaden, wenn sie begabten Kindern nicht das Erlernen einer zweiten fremden Sprache ermöglichen würden. Ich habe aber Bedenken, wenn die zweite Fremdsprache obligatorisch für alle Kinder eingeführt wird. Manche werden dies nicht schaffen.“

Marek Zeman  (Foto: Archiv des Bildungsministeriums)
Außerdem stünde vielen Schuldirektoren nicht genügend Geld zur Verfügung, um einen zweiten Sprachlehrer zu beschäftigen, lautet ein weiteres Argument. Das Ministerium will aber keine zusätzlichen finanziellen Mittel dafür bereitstellen. Es schlägt eine Alternative zur zweiten Fremdsprache vor. Marek Zeman, Sprecher des Ministeriums:

„Schulen, die keine Möglichkeit haben, einen weiteren Sprachlehrer anzustellen, können die entsprechenden Stunden im Lehrplan für erweiterte Konversation in der ersten Fremdsprache nutzen.“

Schuldirektorin Marie Zimová verweist darauf, dass viele der jetzigen neuen Vorschläge in ihrer Schule und in vielen anderen bereits umgesetzt seien:

„Vieles davon ist bereits in die Lehrpläne der jeweiligen Schulen aufgenommen worden. In unserer Schule lernen die Kinder bereits in der zweiten Klasse die Grundlagen der Bruchrechnung und verstehen Begriffe wie die Hälfte oder ein Viertel.“

Foto: Barbora Kmentová
Eindeutig positiv findet die Schuldirektorin aber, dass die Kinder lernen sollen, mit Finanzen umzugehen. Zudem soll den Heranwachsenden laut dem neuen Rahmenlehrplan beigebracht werden, was Korruption ist, wie man sich in außerordentlichen Situationen und Katastrophen verhalten sollte und welches die Regeln im Straßenverkehr sind. Die jetzigen Korrekturen des Lehrstoffes sind dabei nur eine Zwischenstufe. Umfangreichere Änderungen im Rahmenlehrplan sollen im Jahr 2016 in Kraft treten.