Neues Schuljahr: mehr praktischer Unterricht und zwei Fremdsprachen
Am Montagmorgen hat das neue Schuljahr begonnen. Mehr als 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche nahmen in den Schulbänken Platz, darunter so viele Schulanfänger wie lange nicht mehr.
In diesem Schuljahr warten bedeutende Änderungen im Lehrplan auf die Schüler. Das Bildungsministerium hat den Rahmenlehrplan korrigiert, um auf die Ergebnisse der letzten Pisa-Studien zu reagieren. Da hatten tschechische Schüler nämlich in einigen Bereichen stark geschwächelt, zum Beispiel in der Mathematik. Nun wird spätestens ab der fünften Klasse mit dem Bruchrechnen begonnen. Gegenüber dem Tschechischen Fernsehen äußerte sich eine Mathematiklehrerin zuversichtlich:
„Die Kinder schaffen das sicher. Sie sind an diesen Lehrstoff in gewisser Form schon früher herangeführt worden.“
Eine weitere Neuerung betrifft den Sprachunterricht. Spätestens ab der achten Klasse ist vorgeschrieben, eine zweite Fremdsprache zu erlernen. Bis jetzt war nur eine Fremdsprache Pflicht, und zwar ab der dritten Klasse. Die Kinder sollen außerdem in der Schule mehr praktische Kenntnisse gewinnen als bisher – sei es über Straßenverkehrsregeln oder aber etwa über den Umgang mit Geld. Dazu der Sprecher des Bildungsministeriums, Marek Zeman:„Wir greifen dabei Situationen auf, denen die Kinder in ihrem Leben begegnen. Sie sollen zum Beispiel Grundkenntnisse darüber erhalten, wie ein Familienhaushalt aussieht, was eine Währung ist und wozu Zahlkarten dienen.“
An mehreren Grundschulen wird zudem eine neue Schreibschrift eingeführt, sie wurde seit 2010 an einigen ausgewählten Schulen getestet. Die Schrift heißt Comenia Script und erinnert in vielem an die Druckbuchstaben. Allerdings handelt es sich nicht um eine allgemein geltende Schreibschriftreform, die Mehrheit der Schulanfänger wird weiterhin die bisherige Schreibschrift lernen, die auf die 1930er Jahre zurückgeht.Bereits eine gewisse Tradition hat, dass der Staatspräsident am ersten Schultag eine Schule besucht. Miloš Zeman folgt zum ersten Mal dieser Tradition und hatte das Privatgymnasium Amazon in Prag ausgesucht. Dabei sprach er mit Humor und einem Schuss Ironie zu den Abiturienten:
„Ich habe eine tiefgreifende Ausbildung in Mathematik bekommen und gelernt dass (a + b)2 = a2 + 2ab + b2. Ich habe eine tiefgreifende Ausbildung in der Chemie bekommen und gelernt, dass die Abkürzung für Schwefelsäure H2SO4 ist. Ich habe eine tiefgreifende Ausbildung in Geschichte bekommen und gelernt, dass Maria Theresia von 1740 bis 1780 regiert hat. Alle diese drei Kenntnisse habe ich in meinem Leben viele Male mit Erfolg gebraucht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie besser gebildet als ich die Schule verlassen.“Ebenso Tradition hat eine Ansprache des Bildungsministers. Dalibor Štys forderte die Schüler auf, Fremdsprachen zu lernen. Damit könnten sie sich auf dem Arbeitsmarkt besser durchsetzen und auch Arbeit im Ausland finden. Außerdem sagte Štys, man sollte keine Angst haben vor technischen Fächern.