Der "Fall" Protivinsky - oder: Von einem, der auszog, gegen die Kommunisten zu predigen
Der katholische Pfarrer Vojtech Protivinsky aus dem südmährischen Rakvice bei Breclav wird von der Polizei beschuldigt, Schmähreden gegen Volk, Rasse und Überzeugung gehalten zu haben. Grund dafür ist, dass Protivinsky bei den Senatswahlen im vergangenen Jahr die Bürger dazu aufgerufen hatte, nicht für die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens zu stimmen. Silja Schultheis mit Einzelheiten über den Fall, der in den letzten Tagen hierzulande für Schlagzeilen gesorgt hat.
"Glaubt den Kommunisten nicht, wenn sie sagen, dass sie Freiheit wollen: Gerade sie waren es, die Millionen Menschen aufgrund ihrer Überzeugungen in die Konzentrationslager und in den Tod geschickt haben. Die Kommunisten haben uns noch nie geholfen, sie helfen uns auch jetzt nicht."
So ein Auszug aus dem Flugblatt, das Vojtech Protivinsky im vergangenen Jahr vor den Senatswahlen veröffentlichte und mit dem Aufruf verband, gegen die Kommunistische Partei zu stimmen. Er habe dies für seine Pflicht gehalten, so Protivinsky:
"Es gehört zu meinem Beruf, zu meiner Mission, die Menschen darauf hinzuweisen, was im Einklang mit dem Evangelium ist, an das sie glauben, und was umgekehrt im Widerspruch dazu steht oder sogar direkt dagegen gerichtet ist"
Der Fall hat in den vergangenen Tagen eine Reihe kontroverser Reaktionen hervorgerufen. Politiker der Sozialdemokratischen Minderheitsregierung sowie der Bürgerdemokraten bezeichneten die Beschuldigungen gegen Protivinsky als absurd. Die Vorsitzende der oppositionellen Freiheitsunion, Hana Marvanova nannte den Eingriff der Polizei gegen eine freie Meinungsäußerung beispiellos sprach von einer Verspottung der Gesellschaft. Gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten aus der politischen und kulturellen Szene initiierte sie eine Petition zur Unterstützung von Protivinsky, in der dazu aufgerufen wird, die strafrechtliche Verfolgung des Pfarrers einzustellen. Andernfalls, so die Unterzeichner, wollten sie desselben "Vergehens" wie Protivinsky angeklagt werden, da auch sie die Kommunistische Partei für eine ernste Bedrohung für die Demokratie hielten. Auch die Kirche und der Verband politischer Gefangener drückten Protivinsky ihre Solidarität aus. Für Protivinsky selbst ist sein eigener Fall ein Zeichen dafür, dass die tschechische Gesellschaft ihre kommunistischen Vergangenheit noch nicht bewältigt hat.
Und der Bürgermeister von Rakovice, dem Ort des Geschehens? Er erklärt sich das Ganze so:
"So wie es sich mir bislang darstellt, ist es eher eine Art politischer Vorwahlkampf oder so etwas ähnliches. Zumindest, wenn ich die Meinungen der Leute auf der Straße höre, dann bewerten sie dies ähnlich."