FORUM 2000
Politiker, Intellektuelle und Wirtschaftsexperten aus der ganzen Welt haben sich am vergangenen Wochenende in Prag getroffen, um sich im Rahmen der Konferenz "Forum 2000" auszutauschen. Zum ersten Mal wurde das Forum vor sechs Jahren auf Initiative von Präsident Vaclav Havel veranstaltet, und zwar mit Ausblick auf die im Jahr 2000 stattfindende Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in der tschechischen Hauptstadt. Mehr dazu von Jitka Mladkova:
"Ich will nicht auf die Substanz unserer Diskussionen, sondern auf deren Verlauf eingehen. Allein die Tatsache, dass wir da sind und dass wir die Einladungen angenommen haben trotz der Tatsache, dass viele von Ihnen dieser Konferenz sehr skeptisch entgegensahen, stellt eine positive Wende dar. Wenn wir nicht über Probleme beraten, mit denen sich die Welt konfrontiert sieht, werden sich diese weiter vertiefen."
Unter dem Hinweis auf den 11. September vergangenen Jahres, als - so De Klerk wörtlich - Verbrecher, versteckt in Höhlen eines der ärmsten Länder der Welt, selbst amerikanische Spitzentechnologien leicht bewältigt hätten, sagte der ehemalige südafrikanische Präsident:
Eine der Auswirkungen der Globalisierung sei auch die, dass Probleme der weitentfernten Orte Einfluss auch auf solche Orte haben, die wesentlich weniger Probleme haben, aber diese müssen sich im Interesse des eigenen Volkes für die Lösung der Probleme der Armen einsetzen und helfen, den Krieg gegen die Armut zu gewinnen, sagte De Klerk.
Als einen der Gründe, warum es nicht gelingt, den Krieg gegen die Armut zu gewinnen, bezeichneten viele Konferenzteilnehmer die Versschuldung der Länder der sog. dritten Welt. Deren Rückzahlung werde nach Meinung von Vertretern dieser Länder dadurch kompliziert, dass sie von reichen Ländern im internationalen Handel diskriminiert würden. Der argentinische Politiker Mario Gafiero formulierte die Forderung eines Teils der Konferenzteilnehmer, eine unabhängige Institution zu gründen, die die Rolle eines Schiedsrichters bei der Schuldrückzahlung armer Länder übernehmen würde. Er kritisierte auch den Internationalen Währungsfonds in Bezug auf den aktuellen Stand der argentinischen Wirtschaft. Seine Forderung unterstütze auch die aus Kenia stammende Aktivistin Njoki Noroge Njehu:
Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds sind Gläubiger, die aber gleichzeitig die Rolle des Richter und des Schuldenerpressers spielen. Benötigt wird aber ein unabhängiger Mechanismus, der den Ländern erlaubt, ohne Angst vor Sanktionierung zu sagen, wir können nicht mehr zahlen, wir haben bereits ausreichend gezahlt.
Mit dem Hinweis auf die Informationen der UNO, nach denen 19 Tausend afrikanische Kinder täglich an heilbaren Krankheiten sterben, bestand Njoki Noroge Njehu auf einer sofortigen Lösung dieser Situation. Auch in anderen Teilen der Welt müssen, wie sie sagte, viele Menschen sterben, denn deren Regierungen hätten kein Geld für ihre Rettung, da sie dem IWF und der Weltbank und anderen Gläubigerinstitutionen Schulden zurückzahlen müssen.
Der Vizepräsident der Weltbank Mats Karlsson stellte hierzu eine Besserung in Aussicht, indem hochentwickelte Länder den Entwicklungsländern ihre Märkte öffnen. Die ersten bedeutenden Schritte seien bereits getan worden, wann die Öffnung in vollem Umfang eintrete, sagte Karlsson nicht.Ob Prag auch im nächsten Jahr - dann zum siebten Mal - zum Schauplatz des Gedankenaustausches bei einem "Forum 2000" werden wird, ist noch nicht bekannt. Fest steht, dass dessen Initiator und Schirmherr - der tschechische Präsident Vaclav Havel - im kommenden Jahr nicht mehr im Amt ist.