Dostal: 10 Jahre nach der Teilung der Tschechoslowakei gibt es ein "tschechoslowakisches Kulturphänomen"
Auch zehn Jahre nach der Teilung der Tschechoslowakei gibt es ein tschechoslowakisches Kulturphänomen. Davon ist der tschechische Kulturminister Pavel Dostal überzeugt. Die heutigen tschechischen Kinder haben jedoch schon Probleme damit, Slowakisch zu verstehen, da sie nicht mehr die Gelegenheit haben, im Tschechischen Fernsehen slowakische Programme zu sehen. Mehr über die tschechisch-slowakische Zusammenarbeit im Kulturbereich hören Sie nun von Martina Schneibergova.
Wenn man von den statistischen Angaben über gemeinsame tschechisch-slowakische Kulturveranstaltungen ausgeht, sieht man, dass sich die tschechisch-slowakischen Kulturbeziehungen sehr gut entwickeln. Nach den Worten des tschechischen Kulturministers Pavel Dostal stellen die Kontakte mit der Slowakei eine Priorität in den ausländischen Beziehungen seines Ressorts dar:
"Das von beiden Ländern abgeschlossene Kulturabkommen betrifft konkrete Festivals und Projekte, es umfasst jedoch bei weitem nicht alles, was im Rahmen des Kulturaustausches geschieht. Tagtäglich entstehen Projekte, an denen sich Künstler aus beiden Ländern beteiligen. Ob wir wollen oder nicht, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es da neben der tschechischen und der slowakischen Kultur eine Art "tschechoslowakisches" Kulturphänomen gibt. Dies ist kein Wunder, denn die beiden Kulturen haben sich jahrelang gegenseitig inspiriert und beeinflusst. Es gibt tschechische Künstler, die in der Slowakei tätig sind und auf der anderen Seite beteiligen sich viele slowakische Regisseure und Schauspieler am Prager Theaterleben - z.B. die Regisseure Jozef Bednarik oder Martin Huba."
Der Minister betonte des weiteren, es sei die Aufgabe der beiden Kulturministerien, die notwendigen Bedingungen für den Kulturaustausch zu schaffen. Zur Tradition ist der im Herbst in beiden Ländern veranstaltete sogenannte "Monat der tschechisch-slowakischen Gegenseitigkeit im Kulturbereich" geworden. Dieses Jahr fanden in dessen Rahmen an die 140 Kulturveranstaltungen statt. An der abschließenden Vorstellung des Kulturmonats in Prag nahm auch der slowakische Kulturminister Rudolf Chmel teil. Er würdigte die Tatsache, dass der Kulturmonat spontan entstanden ist:
"Das, was von unten initiiert wird, entspricht dem Kulturbedarf und sollte von unseren Ressorts gefördert werden. Ich nehme an, dass unsere außerordentlich gute kulturelle Zusammenarbeit inzwischen auch im Ausland registriert wurde."
Es sieht jedoch nicht alles rosarot aus im gegenseitigen Kulturaustausch. Der tschechische Kulturminister ist vor allem mit der Zusammenarbeit im audiovisuellen Bereich unzufrieden:
"Es ist dies eine Angelegenheit, die wir leider nicht beeinflussen können. Trotz meiner Aufforderungen zur Zusammenarbeit mit dem Slowakischen Fernsehen wurde in diesem Bereich im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen bislang nichts unternommen. Ich hatte mir vorgestellt, dass das Tschechische Fernsehen regelmäßig Programme aus dem Goldenen Archiv des Slowakischen Fernsehens senden könnte. Die tschechische Sprache stellt kein so großes Problem für die slowakischen Kinder dar wie die slowakische Sprache für junge Tschechen. Denn in der Slowakei kann man Tschechisches Fernsehen empfangen."