Blühendes Städtchen Jiretin pod Jedlovou - St. Georgenthal
Jiretin pod Jedlovou - zu Deutsch St. Georgental - ist das Ziel unserer heutigen Wanderung. In die nordböhmische Gemeinde, die 1998 mit dem Ehrentitel "Dorf des Jahres" ausgezeichnet wurde führen Sie Gerald Schubert und Markéta Maurová.
Die Geschichte von Jiretin ist seit den Anfängen eng mit dem Schicksal des Tollensteiner Herrschaftsgebietes, und vor allem mit dem dortigen Bergbau verbunden. Gefördert wurde in der Region Gold, Silber, Kupfer, Blei, Zinn, Eisen und weitere Metalle. Über die Anfänge seines Städtchens erzählt der Bürgermeister, Herr Josef Zoser:
Die Gemeinde Jiretin wurde im Jahre 1548 als Bergbau-Städtchen gegründet und 1552 fertiggebaut. Es kamen Bergleute aus Sachsen hierher, aus der Region Zittau, in deren Silbergruben es an dem Rohstoff bereits mangelte. Auch hier gelang die Förderung jedoch nicht besonders gut, man förderte nur etwa 100 bis 150 Jahre lang. Das Erz wurde von hier nach Görlitz gebracht, in eine Geldprägestätte, wo daraus kleine Münzen produziert wurden.
An mehreren Stellen wird in Jiretin heute an den ehemaligen Bergbau erinnert. Seine Geschichte wird in einer Ausstellung im Museum zusammengefasst, das im ehemaligen Pfarrhaus auf dem Stadtring untergebracht ist. Weiteres kann man im Stollen des Hl. Johannes erfahren und mit eigenen Augen sehen:
"Es handelt sich hier um einen Stollen der ehemaligen Silbergruben. Er ist 360 Meter lang, und wir machen hier Führungen für Besucher. Der Stollen war hier bereits in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts in Betrieb, konkret zwischen 1925 und 1938, als touristische Attraktion. 1957 wurde der Eingang gesprengt und zugeschüttet. 1998 haben wir dann den Stollen wieder zugänglich gemacht."
Jiretin (Sankt Georgenthal) ist eine typische Bergbaustadt aus der Renaissancezeit, mit einem regelmäßigen Schachbrettgrundriss. Um den quadratischen Stadtring entwickelte sich ein regelmäßiges rechteckiges Straßennetz. Die Dominante bildet die ursprünglich im Renaissancestil gebaute Dreifaltigkeits-Kirche. Neben ihr steht die monumentale Pfarre mit ihrem Wirtschaftshof. Sie wurde in den Jahren 1753 bis 1755 an Stelle des ursprünglichen hölzernen Hauses errichtet. Das barocke einstöckige Bauwerk mit einem Mansardendach wird als das schönste Haus in Jiretin bezeichnet und soll zu den prunkvollsten Gebäuden dieser Art in ganz Nordböhmen gehören. Der sorgsam gepflegte Park am Marktplatz wird von einem Bächlein und einem Brunnen belebt, der aus einem kleinen Teich vor der Kirche gespeist wird. Die Mitte des Marktplatzes schmückt eine hohe Sandsteinsäule des hl. Laurentius aus dem Jahr 1716, die der hiesige Steinmetzmeister Wieden gemeißelt haben soll.
Im Städtchen hat sich eine Vielzahl volkstümlicher Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten, deren Aussehen sich auf die typische Lausitzer Holzbauweise gründet, die den städtischen Bedingungen angepasst wurde. Es überwiegen erdgeschössige oder einstöckige Umgebindehäuser, denen das Mansardendach und der schiefergedeckte Giebel einen gewissen Prunk verleihen. Das Obergeschoss ist oft mit senkrecht angeordneten Brettern verschalt, deren Schmuck ein rauh bearbeitetes Mauerwerk imitierte. Einige Häuser haben auch klassizistisch ausgeschmückte Sandstein-Türstöcke. Die wertvollsten dieser Häuser stehen heute unter Denkmalschutz.Am Rande des Städtchens erhebt sich der steile Hang des Berges Krizova hora (Kreuzberg) mit der aus dem 18. Jahrhundert stammenden renovierten Wallfahrtskapelle und einem Passionsweg.
¨Der Passionsweg wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet. Er wurde schrittweise gebaut. Oben stand zunächst eine Holzkapelle, die einem Brand zu Opfer fiel. Im Jahre 1796 wurde sie von einer gemauerten Kapelle abgelöst, etwa 85 Jahre später wurde ein Turm zugebaut. Da man den Bau damals statisch nicht ordentlich untersucht hat, mussten wir die Folgen tragen. Wir mussten Geld investieren, um die Kapelle mit dem Turm besser zu verbinden, damit sie nicht einstürzen. Die Ordensschwestern, die sich hier in den Jahren 1955 - 1992 aufhielten, sorgten gewissermaßen für diesen Kreuzweg. In ihrem Eifer renovierten sie die Bilder jedoch mit Gips und Emailfarbe. Als daher nach 1990 Denkmalschutzexperten verschiedene interessante Orte besuchten, waren sie entsetzt davon, was hier geschehen ist."
Und so musste die Emailfarbe allmählich beseitigt und die Kapellen des Kreuzwegs wieder in Ordnung gebracht werden. Die Anfänge des Wallfahrtsortes hängen mit einer Sage über ein wundertätiges Kreuz zusammen, das der Pfarrer von Jiretin, Michael Gürtler, im Jahre 1699 hier angeblich errichtete. An der Gründung des Wallfahrtsortes hat sich aber hauptsächlich der Pfarrer Gottfried Liessner verdient gemacht, der dort im Jahre 1759 elf Stationen des Kreuzweges, eine hölzerne Kapelle mit der 12. und der 13. Station und eine Rokokokapelle mit dem Heiligen Grab aufstellen ließ.
Der Kreuzweg beginnt am Fuße des Berges mit einer monumentalen Treppe mit sechs steinernen Säulen. Oberhalb der Treppe, an der linken Seite, ist heute noch eine kleine Vertiefung an der Stelle des ehemaligen Brunnens zu sehen. Gerade hier soll der Sage nach das hölzerne Kreuz gestanden haben, das später in die hölzerne Kapelle auf dem Gipfel gebracht wurde. Über der Treppe befindet sich die Szene aus dem Garten Gethsemane mit Sandsteinskulpturen des knienden Christus, eines Engels mit dem Kelch der Bitternis und der schlafenden Aposteln Petrus, Jacobus und Johannes, die aus dem Jahre 1764 stammt. Ein wenig höher am linken Waldrand steht die Ecce homo-Szene von 1859, die ein Werk des Rumburger Bildhauers Jakob Groh ist. In die Renovierung des Passionswegs hat die Gemeinde nun bereits 3 Millionen Kronen investiert. Weitere Pläne konzentrieren sich nun auf die umliegende Gegend:
"Wir bekommen nun auch den Wald hier herum als historischen Besitz und möchten ihn als Waldpark erneuern: mit einigen Fit-Pfaden, mit einem Sportareal in der Natur, und die Umgebung hier allmählich in Ordnung bringen."
Sollte jemandem der Spaziergang zum Passionsweg nicht reichen, dann haben wir noch ein weiteres Angebot für ihn. Der Name Jiretin pod Jedlovou besteht ja aus zwei Teilen. Über Jiretin haben wir bereits erzählt, nun wollen wir uns der Jedlova, zu deutsch dem Tannenberg, zuwenden. Der massive Klingsteinhügel Jedlova ist der dritthöchste Berg des Lausitzer Gebirges. Er bekam seinen Namen von den hohen Tannenwäldern, die seine Hänge bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bedeckt hatten. Der untere Teil des Berges besteht aus Kreidesandstein, der hier früher als Baumaterial ausgebrochen wurde. Aus dem hier abgebauten, sehr guten Sandstein wurde der Großteil der Steintreppen und auch der Tür- und Fensterstöcke der älteren Häuser in der Umgebung hergestellt. Und angeblich wurde er sogar nach Sachsen ausgeführt.Die Jedlova wurde als einer der schönsten Aussichtsorte des Lausitzer Gebirges berühmt. Ihre Besteiger können hier ein einzigartiges Panorama auf das Lausitzer Gebirge, die Böhmisch-Sächsische Schweiz, das Schluckenauer Ländchen und die deutsche Lausitz genießen. Aus historischen Quellen erfahren wir, dass im September 1779 im Rahmen einer Inspektionsreise durch Nordböhmen auch Josef II. den Berg besuchte. Zum touristischen Anziehungspunkt wurde der Berg Jedlova in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1887 markierten die Mitglieder des St. Georgentaler "Gebirgsvereins für das nördlichste Böhmen" den Wanderweg von Jiretin auf den Gipfel und bauten 1888 an seinem Ostabhang eine Schutzhütte. Im gleichen Jahre schlug der Obmann dieses Gebirgsvereines, Josef Menzel, vor, auf dem waldbewachsenen Gipfel einen Aussichtsturm zu bauen. Sein Vorschlag wurde mit Begeisterung aufgenommen. Unter anderem auch deshalb, weil eine ganze Reihe der benachbarten Sektionen bereits ihren Aussichtsturm hatten. Der Bau des großartigen steinernen Turmes wurde im September 1890 begonnen, und ein Jahr später konnte er eröffnet werden.
Vor dem Turm befindet sich ein Denkmal des deutschen Dichters Friedrich Schiller, das die Mitglieder des "Gebirgsvereines für das nördlichste Böhmen" zur Erinnerung an den 100. Todestag des Dichters errichteten. 19 Steinblöcke bilden das Denkmal, für die 19 Städte und Gemeinden, deren touristische Vereine sich am Aufbau beteiligt hatten.
Soweit liebe Hörerinnen und Hörer, unser Besuch im malerischen und blühenden Jiretin pod Jedlovou. Durch die Stadt hat uns Bürgermeister Josef Zoser begleitet. Auf ein Wiederhören auf den Wellen von Radio Prag freuen sich Gerald Schubert und Markéta Maurová.