Wirtschaftswachstum in Tschechien geht schneller als erwartet

Besser als erwartet. Die neuesten Angaben des Statistischen Amtes in Prag zeigen, dass das Wirtschaftswachstum in Tschechien schneller vonstatten geht, als die Erwartungen waren.

Das Bruttoinlandsprodukt hat sich im dritten Quartal dieses Jahres um 3,4 % im Vergleich zur selben Periode des Vorjahrs erhöht und damit die Prognosen der Experten übertroffen. Tschechien hat diesbezüglich Ungarn überflügelt, an das polnische und slowakische Tempo reicht man indes noch nicht heran. Positiv fällt jedoch ein Vergleich mit den Ländern der Eurozone aus, wo der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts nur 0,3 % ausmacht.

Das Wirtschaftswachstum ist vor allem auf den erhöhten Verbrauch der Haushalte zurückzuführen. Laut einer Aussage Jan Hellers vom Tschechischen Statistischen Amt sei der Unterschied auch deswegen so groß, weil viele Leute vor einem Jahr mit Problemen bei der Beseitigung der Hochwasserschäden zu kämpfen hatten. Außerdem haben auch günstige Darlehen den diesjährigen Verbrauch beeinflusst.

"Wir werden täglich mit einer riesigen Werbung für diese Art des Einkaufens konfrontiert. Darüber hinaus sind weitere, sehr billige Handelsketten in die Tschechische Republik gekommen, die einen (in Anführungszeiten) ´Krieg´ zwischen den einzelnen Ketten hervorgerufen haben. Auch andere Ketten haben ihre Preise merklich gesenkt. Und natürlich war auch der niedrige Zinssatz einer der Gründe, warum die Haushalte nicht sparen, sondern verbrauchen wollen."

Auch der Analytiker der Raiffeisenbank in Prag, Ivo Nejdl, sieht ähnliche Ursachen des Wirtschaftswachstums:

"Die Lust der Haushalte Geld auszugeben wurde durch einen hohen Anstieg der Einkommen, eine Senkung der Preise sowie durch die deutlich größere gewordene Bereitschaft, sich Geld auszuleihen, unterstützt."

Aber auch die Firmen investieren mehr als früher, wie Jan Heller vom Tschechischen Statistischen Amt bemerkt:

"Wenn Sie sich die Entwicklung in der Baubranche ansehen, die sich derzeit über der 10 %-Grenze bewegt, dann sehen Sie, dass die Investitionen im Bauwesen gewachsen sind. Außerdem werden große, auf der grünen Wiese getätigte Bauinvestitionen derzeit vollendet, wie etwa die Sazka Arena in Prag oder der Automobilbetrieb in Kolin. Und parallel dazu laufen zahlreiche große Aktionen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur. Dadurch ist auch die Schaffung des Kapitals gekennzeichnet und es zeigt einen relativ soliden Anstieg."

Der Verbrauch der Haushalte soll zwar im kommenden Jahr in Folge eines langsameren Anstiegs der Einkommen wieder stagnieren. Nach der Meinung von Analytiker Nejdl werde dies jedoch das globale Wirtschaftswachstum nicht bremsen:

"Die Belebung der globalen Wirtschaft wird unserer Meinung nach eine weitere Erhöhung der Investitionsausgaben der Firmen sowie des reinen Exports mit sich bringen. Aus diesem Grunde setzen wir voraus, dass das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr 3,1 % erreicht, was schon wieder mehr als die für dieses Jahr geschätzten 2,7 % ist."