35. Todestag von Jan Palach
Vor 35 Jahren, am 16. Januar 1969, sorgte ein 20jähriger Student in Prag für weltweite Schlagzeilen. Jan Palach zündete sich an diesem Tag auf dem Prager Wenzelplatz an, um gegen die sowjetische Okkupation seines Landes zu protestieren. Katrin Bock erinnert an die Tat.
Am 16. Januar 1969 erfuhr die tschechoslowakische Bevölkerung aus den Radio-Nachrichten, dass sich ein gewisser J.P. auf dem Prager Wenzelplatz angezündet hatte und mit schweren Verbrennungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden war. Im Laufe des Tages und der darauffolgenden wurden die Motive der Tat bekannt: der 20jährige Student Jan Palach wollte so gegen die wachsende Gleichgültigkeit seiner Mitbürger protestieren, sie an die Ideale des Reformjahres 1968 erinnern. Drei Tage später, am 19. Januar 1969, erlag Palach seinen schweren Verbrennungen. Doch sein Ziel hatte, zumindest für einige Tage, erreicht: 10.000e defilierten an seinem Sarg vorbei, der in der Prager Karlsuniversität aufgebahrt war. Sein Begräbnis wurde zu einer Massendemonstration gegen die sowjetischen Okkupanten. Doch die Wirkung seines Todes war nur von kurzer Dauer. Die Normalisierung schritt voran, die Bevölkerung zog sich mehr und mehr in das unpolitische Privatleben zurück. 1989 wollten einige Dissidenten an den 20. Todestag von Jan Palach erinnern. Ihr Versuch, Blumen auf dem Wenzelplatz niederzulegen, ist heute als "Palach-Woche" bekannt. Eine Woche lang kam es zu Ausschreitungen zwischen Polizei und denjenigen, die mit Blumen an Jan Palach erinnern wollten. Die Palach-Woche läutete sozusagen das Ende des Kommunismus in der Tschechoslowakei ein. Heute befindet sich unterhalb des Nationalmuseums auf dem Wenzelsplatz eine kleine Gedenkstätte für Jan Palach und Jan Zajic, der sich einen Monat später aus Protest gegen die politischen Veränderungen ebenfalls auf dem Wenzelplatz verbrannt hatte.