Europäische Premiere des Oratoriums "Terezín/Theresienstadt" von Ruth Fazal
An die 15.000 jüdischen Kinder wurden während des Zweiten Weltkriegs nach Terezín/Theresienstadt deportiert, wo die Nazis ein Durchgangslager errichteten. Kaum 100 von diesen Kindern haben den Krieg überlebt. Gedichte, deren Autoren die nach Theresienstadt verschleppten Kinder waren, inspirierten die kanadische Komponistin Ruth Fazal. Ihr Oratorium "Terezín", das im November des vergangenen Jahres in Toronto uraufgeführt wurde, wird in den kommenden Tagen seine europäische Premiere erleben. Martina Schneibergova nahm am heutigen Mittwoch an einer Pressekonferenz zu diesem Thema teil.
Das Oratorium wird in vier Städten nacheinander aufgeführt - am 10. März in Bratislava, am folgenden Tag in Wien, am 14. März in der südmährischen Metropole Brno/Brünn und schließlich am 16. März im Prager Repräsentationshaus. Das Sinfonieorchester des Slowakischen Rundfunks wird der britische Dirigent Kirk Trevor leiten, neben dem Slowakischen Philharmoniechor und zwei Kinderchören wirken die US-amerikanischen Solisten Teresa Gomez und Nathaniel Watson und der britische Tenor Huw Priday mit.
An der Weltpremiere des Oratoriums in Toronto nahmen auch einige von denjenigen teil, die nicht nur die Leiden des Ghettos von Theresienstadt, sondern auch weitere Konzentrationslager überlebt haben. Nach der Premiere wurde in Kanada eine Spendensammlung organisiert, um das Musikwerk auch in Europa aufzuführen. Eine der Autorinnen und Autoren, deren Gedichte von Ruth Fazal vertont wurden, ist Frau Alena Munková-Synková, die ich ans Mikrofon bat:
Wie sind damals die Gedichte entstanden? Es ist bewundernswert, dass Kinder in einem so grausamen Milieu Gedichte verfassten..."Ich war dort ganz allein, ohne Eltern - das ist eine sehr tragische Geschichte. Für mich war das eine Hoffnung, ich musste immer an meine Freundin in Prag denken. Ich saß nach der Arbeit am Abend am Fenster und konnte in der Ferne die Berge sehen. Ich dachte immer: Ich muss wieder mal dort draußen sein. Damals war ich von der Poesie sehr stark beeindruckt. Als ich 13, 14 Jahre alt war, habe ich überhaupt keine Prosa, sondern nur Poesie gelesen, die war für mich zu der Zeit sehr wichtig."
Die europäische Premiere des Oratoriums Terezin wird von der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem-ICEJ mitorganisiert, die vor dem Prager Konzert im Prager Abgeordnetenhaus eine Diskussion zum Thema "Antisemitismus gestern und heute" veranstaltet. Nach den Beweggründen für diese Diskussion fragte ich den Vorsitzenden der tschechischen Zweigstelle der ICEJ, Mojmír Kallus:"Der eigentliche Anlass war die Aufführung des Oratoriums Terezín - eines musikalischen Werkes, das von einer Christin - der Komponistin Ruth Fazal - geschrieben wurde. Die Debatte im Abgeordnetenhaus wird sich von anderen Veranstaltungen dieser Art vielleicht auch dadurch unterscheiden, dass die Organisatoren Christen sind. Diese Veranstaltung gehört zu vielen anderen Solidaritätsveranstaltungen, die von Christen in der ganzen Welt zur Unterstützung der jüdischen Gemeinden und des Staates Israel organisiert werden."