Auf den keltischen Spuren in Prag 12

Keltischer Natur-Lernpfad (Foto: www.stezka.cz)

An den südlichen Stadtrand der tschechischen Metropole laden Sie Martina Schneibergova und Melanie Agne im folgenden Spaziergang durch Prag ein. Spazieren können Sie auf den Spuren der Kelten auf einem Natur-Lernpfad, den der 12. Prager Stadtbezirk angelegt hat.

"Keltischer Natur-Lernpfad" heißt unser heutiger Tipp für die Prag-Besucher, die sich nicht nur für historische Denkmäler, sondern auch für Sehenswertes in der Prager Natur interessieren. Der Wanderweg liegt im Süden Prags, im 12. Stadtbezirk. Der Stadtteil Tocná ist vor allem durch den Aeroklub bekannt geworden, der dort seinen Sitz hat. Tocná ist u.a. mit dem Bus Nr. 173, der aus dem Stadtviertel Modrany fährt, zu erreichen.

Der keltische Wanderweg führt durch ein sehr wertvolles Naturschutzgebiet und zugleich an einem nationalen Kulturdenkmal - der Burgwall Závist - vorbei. In dem Naturschutzgebiet Namens "Sance" findet man zahlreiche seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten. Auf dem ganzen Gebiet ist es deswegen streng verboten, Pflanzen zu pflücken.

Das Naturschutzreservat Sance wurde 1982 ausgewiesen. Der Hauptgrund dafür war die Garantierung eines wirksamen Schutzes der Felsenabhänge im Tal des Brezany-Bachs sowie des Eichenwaldes. Außerdem sollten die gefährdeten Pflanzen- und Tierarten, die es vorwiegend auf den dortigen Felsenabhängen gibt, geschützt werden.

Das Gebiet ist auch deshalb bedeutend, weil hier zahlreiche tschechische Forscher tätig waren: u.a. die Geologen Krejcí und Helmhacker sowie die Entomologen und Botaniker Franz Anton Nickerl und sein Sohn Ottokar Nickerl. An F. A. Nickerl erinnert eine Gedenktafel, die an einer Stelle mit herrlicher Aussicht installiert wurde, zu der man von dem Wanderweg aus kommen kann.

Der am meisten verbreitete Baum ist hier die Eiche, mit der die ursprünglichen Weiden bepflanzt wurden. In den fruchtbareren und feuchteren Abschnitten, wo früher nur die Fichte verbreitet war, werden nun gemischte Wälder angelegt. Auf dem Gebiet befindet sich auch ein Burgstättensystem, das im 2. Viertel des 1. Jhdts. v. Chr. errichtet wurde. Das keltische Oppidum - also eine befestigte Siedlung städtischen Charakters - wird auf westlicher, nördlicher und östlicher Seite durch eine gut erhaltene Schanze begrenzt. Diese wurde an einigen gefährdeteren Stellen noch durch einen tiefen Graben ergänzt. Die südliche Seite des Burgwalls Namens Sance blieb unbefestigt. Die großen Schanzen reichen bis zum Brezany-Tal. Das Oppidum wurde höchstwahrscheinlich bei einem Kriegsereignis Mitte des 1. Jhdts. v. Chr. zerstört.

Das ganze Gebiet des einstigen keltischen Oppidums auf dem Hügel Hradiste und auf der Sance steht als nationales Kulturdenkmal "Závist" unter Denkmalschutz. Es wurden hier viele archäologische Funde aus der Zeit vom 3. Jahrtausend v.Chr. bis zum Mittelalter gemacht. Die bedeutendsten Funde stammen aus der Zeit der keltischen Besiedlung bis zum ersten Jahrhundert v.Chr.

Der Natur-Lernpfad, der den Namen Keltisch trägt, informiert über die Natur und die Geschichte. Errichtet wurde er vom Tschechischen Naturschutzbund mit finanzieller Unterstützung des Prager Magistrats. Der keltische Wanderweg ist von einigen Stellen zu erreichen. Einerseits von oben, von Tocná aus: Von der Haltestelle des Busses Nr. 173 geht man durch die Straße Na strankach bis zu deren Ende, wo der Wanderweg sowie das Naturschutzgebiet im Wald beginnt. Der Spaziergang auf dem Lehrpfad von dieser Seite ist am wenigsten anspruchsvoll.

Eine anderer eventueller Ausgangspunkt ist die Bushaltestelle Závist, wo der Linienbus Nr. 165 hält. Der Anfang des Wanderwegs liegt ca. 200 Meter von der Haltestelle entfernt. Ein anderer möglicher Ausgangspunkt ist die Haltestelle desselben Linienbusses am Bahnhof Zbraslav. Und schließlich ist es für die Autofahrer günstig, den Ausflug auf dem Parkplatz zu starten, der sich bei einem kleinen Zoo der Waldverwaltung Konopiste befindet. Alle Zugangswege sind mit Schildern gekennzeichnet, die das Symbol des Lernpfads tragen. Mit diesem Symbol sind auch die Wanderwege des Natur-Lernpfads gekennzeichnet.

Der "Keltische Natur-Lernpfad" hat insgesamt elf Stationen mit entsprechenden Tafeln, die sich mit der bedeutenden Zeitetappe der keltischen Besiedlung dieser Region sowie mit den einzelnen Naturphänomenen des Pfades befassen. Es wird hier des Weiteren auch an die beiden Forscher - Vater und Sohn Nickerl -erinnert.

An den Stationen Nr. 1 und Nr. 11, die Eingangsstationen sind, egal von welchem Ausgangspunkt man startet, werden allgemeine Informationen über die typischen Pflanzenarten des Naturschutzgebiets geboten. Die Station Nr. 2 in der Richtung von Tocná konzentriert sich auf die Erneuerung des Waldes. Man erfährt hier, wie die ursprünglichen Wälder auf natürliche Weise erneuert wurden, wo anstelle gefallener Bäume meistens aus den Baumstöcken oder Wurzeln der anderen Bäume neuer Wald entstanden war. Die hiesigen Grundstücke gehören der Waldverwaltung Konopiste, die sich um eine nachhaltige Forstwirtschaft bemüht.

Bei der Tafel Nr. 3, die am Rande der Befestigung des keltischen Oppidums installiert ist, erfährt man Näheres über das Wild, das in den umliegenden Wäldern lebt. Station Nr. 4 ist entomologisch - sie informiert über bedeutende Insektenarten im Naturreservat. Das Gebiet stellt seit dem Ende des 18. Jahrhunderts eine klassische böhmische entomologische Lokalität dar.

Die 5. Tafel ist dem Andenken zweier namhafter Wissenschaftler - Vater und Sohn Nickerl gewidmet. Sie waren beide Ärzte von Beruf, befassten sich jedoch mit vielen naturwissenschaftlichen Fächern - vor allem mit der Entomologie. Unterhalb dieser Station findet man auch die anfangs erwähnte Gedenktafel aus dem Jahr 1873, die an F.A. Nickerl erinnert.

Die Station Nr. 6 mit einer Aussicht auf Zavist, den Stadtteil Zbraslav und in das Brezany-Tal informiert über archäologische Ausgrabungen und über die keltische Besiedlung. Es werden da auch interessante Ausgrabungen aus dem keltischen Oppidum, die historischen Bauten sowie die Geschichte der Besiedlung dieses Ortes an dem ursprünglichen Zusammenfluss der Moldau mit dem Fluss Berounka gezeigt. Der heutige liegt jedoch weit entfernt von diesem Ort.

Die Tafel Nr. 7 stellt die Vögel vor, die im Naturreservat Sance und den umliegenden Wäldern leben. Die nächste Tafel beschreibt die hier wachsenden Bäume und Sträucher. Die Tafel Nr. 9 befindet sich dort, wo einst das Eingangstor in das keltische Oppidum war. Auf einer ausführlichen Karte sieht man die einzigartige Befestigung des Oppidums, außerdem werden hier keltische Waffen beschrieben. Der Name "Sance" wurde vom Wort "Schanzen" abgeleitet. Und schließlich die 10. Station: Sie ist botanischer Art. Man findet hier Beispiele der hiesigen Flora.


Damit sind wir heute, verehrte Hörerinnen und Hörer, fast am Ziel unseres Spaziergangs angelangt. Es bleibt nur noch, die übliche Quizfrage zu stellen, für deren richtige Beantwortung Sie ein Souvenir aus Prag gewinnen können. Der keltische Natur-Lernpfad, den wir Ihnen heute vorstellten, liegt unweit von Zbraslav - diese einst selbstständige Gemeinde, die heute zu Prag gehört, hatte auch einen deutschen Namen. Wenn Sie diesen Namen wissen, können Sie ihn uns schreiben. Ihre Antworten richten Sie bitte an: Radio Prag, Vinohradska 12, 120 99 Prag 2.