Egronet - grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf Schiene und Straße

Auf Schiene und Straße grenzenlos

"Auf Schiene und Straße grenzenlos" - das ist das Motto von "Egronet", einem Projekt auf dem Gebiet der Euregio Egrensis. Dabei handelt es sich um ein Nahverkehrs-Netz, das vier Länder miteinander verbindet. Nämlich Bayern, Thüringen, Sachsen und Böhmen. Das System ist einfach: mit dem so genannten Egronet-Ticket können Reisende das gesamte Streckennetz nutzen, können je nach Bedarf Stadtbus-, Straßenbahn- und Zugverbindungen in Anspruch nehmen. So sollen sich die Menschen schnell und unkompliziert - im wahrsten Sinn des Wortes - näher kommen. Vor allem die Wiederbelebung des Nahverkehrs zwischen Deutschland und Tschechien ist ein wichtiger Bestandteil des "Egronet"-Projekts. Denn viele Grenzübergänge sind regelrecht aufs "Abstellgleis" geraten.

Auf Schiene und Straße grenzenlos
"Die Grundidee des Egronet war es, diese maroden Grenzübergänge, die alle mehr oder weniger von sich hin dümpelten, attraktiver zu gestalten und dadurch wieder mehr Fahrgäste dazu begeistern, die Nachbarn zu besuchen," sagt der Vorstand der Egronet- Betreibergesellschaft "Die Länderbahn", Tobias Richter. Ursprünglich entstand das Projekt als Teil der Expo 2000 in Hannover. Schon zu diesem Zeitpunkt zeichnete es sich durch seinen zukunftsweisenden Modellcharakter aus:

Illustrationsfoto: Jana Šustová,  Radio Prague International
"Die Besonderheit dieses Expo-Projektes war, dass es sich um kein Verkehrsprojekt innerhalb der Europäischen Union handelte, sondern erstmals um ein grenzüberschreitendes Projekt über die EU-Außengrenze hinweg nach Tschechien."

Und das Konzept ging auf. Wegen der großen Resonanz wurde das "Egronet"-Angebot über die Weltausstellung hinaus fortgesetzt und sogar weiter ausgebaut. Tobias Richter:

"Von ganz besonderer symbolischer Bedeutung ist ohne Zweifel der berühmte Brückenschlag bei Klingenthal. Hier war die Bahnverbindung bereits seit Kriegsende unterbrochen gewesen und die dort nicht mehr vorhandene große Straßenbrücke, wo die Eisenbahn über die Hauptstraße überführte, musste komplett neu ausgebaut werden, so dass tatsächlich dann das erste Mal nach 50 Jahren wieder Züge von Klingenthal ins benachbarte Kraslice fahren konnten."

Durch Maßnahmen wie diese rücken Deutschland und Tschechien in Sachen Nahverkehr immer enger zusammen. Und auch die Menschen kommen so in Kontakt, Vorurteile werden abgebaut. Denn das Egronet hat bei vielen deutschen Reisenden das Bild Tschechiens nachhaltig verändert, wie Tobias Richter meint:

Foto: Europäische Kommission
"Der erste Eindruck wird durch irgendwelche Billigmärkte im Grenzbereich geprägt, aber diejenigen, die nur ein paar Stationen weiter fahren, die lernen sehr schnell die Nachbarn kennen. Da gibt es viele, die sagen: Jawohl, das mache ich im nächsten Jahr wieder."

Eines sollten die Reisenden allerdings nicht vergessen: auch in "Egronet"-Zügen werden beim Grenzübertritt die gängigen Kontrollen durchgeführt, teils während der Fahrt, teils an den Grenzbahnhöfen. Deshalb der abschließende Rat von Tobias Richter:

"Den Pass bzw. Personalausweis nicht vergessen! Das ist klar, man verlässt den Schengenraum. Und wenn man zurückfährt, dann auch natürlich die Zollvorschriften beachten! Nicht dass es da eine üble Überraschung gibt, wenn einer meint, er muss einen Rucksack voll Zigaretten mitbringen."

Alles Wissenswerte rund um das Egronet - von der Geschichte über die Technologie bis hin zum Fahrplanangebot - gibt es im Internet unter www.egronet.de

Autor: IDOR Markredwitz
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