Die sofortige Freilassung politischer Häftlinge auf Kuba forderten frühere Staatsoberhäupter aus Europa und Amerika sowie weitere Teilnehmer einer dreitägigen Konferenz in Prag. In einem Memorandum riefen die Konferenzteilnehmer zu einem direkten Druck auf das Diktator-Regime von Fidel Castro auf. Mehr über das Treffen, das sich auch mit den Wegen zur Errichtung einer Demokratie auf Kuba befasste, erfahren Sie von Martina Schneibergova.
Vor einem anderthalben Jahr ließ der kubanische Diktator Fidel Castro 75 kubanische Dissidenten ins Gefängnis bringen. Sie wurden zu sehr hohen Freiheitsstrafen verurteilt. Verwandte der auf Kuba politischen Gefangenen können über ihre schrecklichen Erfahrungen mit dem Castro-Regime erzählen. Zitieren wir aus einer der Geschichten der kubanischen Oppositionellen: Alle drei Söhne von Frau Gloria Amaya Gonzales sitzen im Gefängnis. Sie wurden zu insgesamt 71 Jahren Haft verurteilt. Bei der Verhaftung ihrer Söhne wurde auch sie zusammengeschlagen. Die Söhne werden in einer Zelle mit dem Ausmaß von 2,7 mal 1,3 Meter gefangen gehalten.
Vaclav Havel (Foto: Freddy Valverde)
Im vorigen Jahr gründete der tschechische Ex-Präsident Vaclav Havel ein "Komitee für Demokratie auf Kuba" (ICDC), dessen erste gemeinsame Erklärung neben Havel auch die Ex-Präsidenten Ungarns und Polens, Arpad Göncz und Lech Walesa, unterzeichneten. Das Komitee veranstaltete gemeinsam mit der tschechischen humanitären Organisation "Mensch in Not" am vergangenen Wochenende in Prag eine Konferenz, die sich auf die Demokratisierung in Kuba konzentrierte. Unter den Teilnehmern befanden sich neben Vaclav Havel z. B. der spanische Ex-Premier Jose Mara Aznar sowie die Ex-Präsidenten Chiles, Uruguays und Costa Ricas, Patricio Aylwin Azocar, Luis Alberto Lacalle und Luis Alberto Monge. Der tschechische Außenminister Cyril Svoboda, unter dessen Schirmherrschaft die Konferenz im Prager Senat stattfand, betonte die moralische Pflicht, diejenigen zu unterstützen, die für die Freiheit auf Kuba kämpfen. Die Konferenzteilnehmer unterzeichneten ein Memorandum, in dem sie die Regierungen der neuen europäischen demokratischen Staaten zur Zusammenarbeit im Kampf für die Einhaltung der Menschenrechte auf Kuba aufforderten. Die Unterzeichner verwiesen u. a. darauf, dass sie sich - durch die übliche europäische Haltung zu Kuba angeregt - an die neuen EU-Länder wenden, die sich noch an das Leiden ihrer Völker unter totalitären Regimes erinnern können. Sie sollen die ständige Verletzung der Menschenrechte und die politische Verfolgung der Bürger Kubas, die nur wegen ihres Glaubens und ihrer Überzeugung eingekerkert werden, offen verurteilen. Im Memorandum werden die Botschaften der demokratischen Länder zur Hilfe für die kubanische Opposition aufgefordert. Die Unterzeichner einigten sich auch über die Notwendigkeit, eine Liste der Menschen zusammenzustellen, die sich an den Folterungen und Repressionen gegen die kubanische Opposition beteiligen. Diese Menschen sollen kein Visum für Reisen ins Ausland erhalten.
Luis Alberto Lacalle (Foto: Freddy Valverde)
Auf der Konferenz wurde die Bedeutung hervorgehoben, die Informationen aus dem Ausland für die kubanische Bevölkerung darstellen. Kubanische Medien unterliegen nämlich einer strengen Zensur. Pedro Roig, der Chef des TV- und Radiosenders Martí, der aus den USA für Kuba sendet, sagte zum Beispiel:
"Als Saddam Hussein von den Verbündeten im Irak festgenommen wurde, erfuhren die Bewohner von Kuba davon erst mit dreitägiger Verspätung. In der kommunistischen Tageszeitung Granma, die vollständig Castros Zensur unterliegt, war erst auf Seite vier ein Artikel darüber zu lesen. Der Titel des Artikels lautete: ´Die Amerikaner verlieren´. Aus dem Grund ist es notwendig, dass sich die Medien im Ausland bemühen, die Kubaner darüber, was in der Welt passiert, zu informieren."
Tschechiens Ex-Präsident Václav Havel bedankte sich abschließend bei allen Konferenzteilnehmern. Seinen Worten zufolge war es das größte Treffen dieser Art in Europa:
"Das Treffen hatte genauso einen Sinn wie jede Unterschrift unter eine Petition, wie jede Stimme, jedes ähnliche Treffen, jeder öffentlich erklärte Standpunkt einen Sinn haben. Dies alles entwickelt Druck, und mit jeder Unterschrift, mit jeder solchen Handlung rückt die Freiheit auf Kuba immer näher. Kuba ist ein einziges großes Gefängnis. Ich meine, dass es nicht der Sinn dieser Konferenz war, zu einer gewaltsamen Zerstörung der Mauer dieses Gefängnisses, sondern zum wachrüttelnden Klingeln aufzurufen. Das Klingeln macht Sinn, bei allen Türen zu klingeln, hat Sinn. Wir erinnern uns hier daran, dass wir einst auch klingelten und dass es Erfolg hatte."