Erste Heilanstalt für mental behinderte Kinder blickt auf 80 jähriges Bestehen zurück
Nach dem Vorbild von wesentlich älteren Einrichtungen für psychische kranke erwachsene Patienten wurde 1924 in der damaligen Tschechoslowakei auch die erste Heilanstalt für Kinder mit psychischen Störungen errichtet. Als deren Standort wurde eine malerische Ecke Südböhmens, nämlich die Gemeinde Oparany ausgewählt. Eine moderne Schule und eine Schwimmhalle gehörten schon damals zu dieser Anstalt. In diesem Jahr blickt sie auf ihr 80-jähriges Bestehen zurück. Für Jitka Mladkova war das ein guter Anlass, etwas mehr über diese Einrichtung zu erfahren:
Im Laufe der Zeit und der Generationenwechsel wurde die Kinderheilanstalt in Oparany, heute Hoffnung für etwa 200 mental behinderte Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren, mehrmals umgebaut und umstrukturiert - jeweils mit dem Ziel, die Diagnostik bzw. die angewandten Therapiemethoden zugunsten der Patienten auf eine höhere Qualitätsstufe zu heben. Immerhin, nach 80 Jahren Ausbau und unumstrittener Erfolge führen in diesem Fachbereich immer noch steinige Wege nach vorne. So sieht es zumindest die Leiterin der psychiatrischen Einrichtung in Oparany, Dr. Iva Hodkova:
"Wissen Sie, mein Wunsch wäre, dass das Fachgebiet der Kinderpsychiatrie in Tschechien eine entsprechende Anerkennung erreicht. Der Patient der Kinderpsychiatrie steht nämlich immer noch gewissermaßen im Hintergrund. Es ist allgemein bekannt, dass die Psychiatrie hierzulande im Rahmen der medizinischen Fachbereiche irgendwo am Rande steht, und im Rahmen der Psychiatrie selbst sind wir wiederum die letzten in der Reihe."
Auch diese staatliche Heilanstalt für Kinder ist vom gesetzlichen Krankenkassensystem abhängig, in dem es kontinuierlich an Geld mangelt. Es koste immer viel Mühe, so Frau Dr. Hodkova, die Krankenkasse davon zu überzeugen, dass die zugewiesenen Mittel tatsächlich zweckgebunden verwendet werden. Immer wieder müsse sie erläutern, dass eine derartige Einrichtung für mental behinderte Kinder kein normales Krankenhaus sei, wo der Patient das Bett zu hüten und Arzneien zu schlucken hat. Im Gegenteil:
"Wenn Sie zu uns zu Besuch kommen, werden Sie die Kinder nicht in Betten liegend vorfinden, oft auch nicht auf der Station - also in der jeweiligen Abteilung, sondern, wie wir sagen, 'im Programm'. Die Grundlage bilden natürlich eine hochqualitative Diagnostik und geeignete Psychopharmaka. Hierzu kommt aber ein breit gefächertes Rehabilitationsprogramm für psychische Funktionsstörungen. Wir verfügen über Ateliers für Kunsttherapie, in denen z.B. Keramik entsteht. Bei uns wird aber auch Canistherapie, Ergotherapie oder Hippotherapie angewandt. Wir haben außerdem eine Zoofarm. Hier wird also auch mit Tieren gearbeitet, die bekanntlich positive Emotionen wecken."
Kurzum, man ist bemüht, bei den therapierten Kindern auch Aktivitäten der Freizeitgestaltung zu entwickeln, die sie nach ihrer Rückkehr nach Hause in ihren Alltag integrieren können. 1996 wandte sich Iva Hodkova an die internationale Bewegung "Auf eigenen Beinen", auch Tausendfüßler genannt, die auf der Basis von Hilfe durch Selbsthilfe mittels eines vernetzten Systems von Bürgerinitiativen funktioniert. Das mittlerweile in Tschechien gegründete Netz von 67 Klubs vereint Eltern, deren Freunde und Fachexperten, die sich im Rahmen verschiedenster Aktivitäten um mental und körperlich behinderte Kinder kümmern. In das Netzwerk sind auch etwa 2 500 tschechische Schulen involviert. Auch die psychiatrische Kinderheilanstalt im südböhmischen Oparany macht mit. Ihre Leiterin Eva Hodkova sieht Hilfe nicht als Einbahnstraße und will diese nicht nur empfangen, sondern auch geben. Auch dies bringe einen positiven Erziehungseffekt für ihre kleinen und jungen Klienten, sagt sie. Durch die Teilnahme an verschiedenen Projekten zur Unterstützung anderer behinderter Kinder können sie selbst hie und da einen finanziellen Beitrag leisten, z.B. durch den Ertrag verschiedener Aktivitäten im Rahmen der so genannten Tausendfüßlerwochen.