Plattenbauten brauchen dringend Sanierung

Stichwort Plattenbau. Ein recht kontroverses Thema, zu dem bereits viel gesagt bzw. geschrieben wurde. Wichtiger als eine Diskussion, ob die Platte besser ist als ihr Ruf, erscheint die Notwendigkeit, von den Debatten zu Taten überzugehen, denn der Zahn der Zeit nagt gerade an den Plattenbausiedlungen noch schneller als anderswo. Viele brauchen sogar dringend eine Sanierung, die kostet aber natürlich Geld. Wie ist es in Tschechien um dieses Problem bestellt? Dieser Frage geht Jitka Mladkova im folgenden Beitrag nach:

Bis zur politischen Wende 1989 wurden die Plattenbausiedlungen hierzulande mehr oder weniger als eine solide Art der Wohnkultur wahrgenommen. Doch die Zeiten ändern sich, und mit ihnen auch die alten Blickwinkel. Nach der Wende wurden und werden die Plattenhäuser nicht selten als Kaninchenkäfige oder bloße Übernachtungseinrichtungen für Massen empfunden - und in den Medien auch so bezeichnet.

In der Tat: Durch den massenhaften Bau von Plattenhäusern wollte man ungefähr seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts den notorischen Wohnungsmangel lösen. Wer seinerzeit eine Wohnung in einer der Plattenbausiedlungen, die im Laufe der Zeit landesweit zu Satelliten der bestehenden Städte und Städtchen ausgebaut wurden, ergattern konnte, durfte sich einen glücklichen Menschen nennen. Das Gros dieser Siedlungen, in denen gegenwärtig ca. 25 Prozent der Tschechen in 1 165 000 Wohnungen leben, entstand in den 70er Jahren. Fast 75 aller Plattenbauwohnungen entsprechen nicht mehr den geläufigen Standards und erfordern - zum Großteil sogar dringend - eine Sanierung. Wie viel Geld die Tschechische Republik dafür bräuchte, das sagte der stellvertretende Minister für regionale Entwicklung, Ivan Prikryl, gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

"Die notwendigen Investitionen in den Plattenbauten belaufen sich auf 400 Milliarden Kronen. Auf jeden Bewohner dieser Häuser entfallen 350 000 Kronen. Wichtig ist, dass ihre Renovierung für die Bewohner auch bezahlbar ist."

Prikryl zufolge macht der aktuelle technische Zustand der Plattenbausiedlungen schon jetzt eine Sanierung erforderlich. Sollte es zu einer Verzögerung kommen, dann könnte es passieren, dass in zehn Jahren ernsthafte Schäden an diesen Häusern auftreten. Anfang dieser Woche kamen die zuständigen Minister der EU-Länder in Prag zusammen, um sich darüber auszutauschen, wie das Problem namens "Plattenbau" im europäischen Rahmen zu lösen ist. Nicht zuletzt auch um zu verhindern, dass sich die Satellitensiedlungen in Ghettos für problematische und sozial schwache Bevölkerungsschichten verwandeln. Das ist natürlich ein kostspieliges Projekt. Nach Meinung des tschechischen Ministers für regionale Entwicklung, Jirí Paroubek, könnten auch die Strukturfonds der EU als Geldquelle für die Rettung der Siedlungen dienen. In den Jahren 2007 - 2013 wären bis zu 150 Milliarden Kronen, das sind etwa 5 Milliarden Euro, pro Jahr notwendig. Paroubek räumt jedoch ein:

"Dass diese Gelder kommen, ist sehr wahrscheinlich. Wofür sie aber aufgewendet werden, darüber kann man nur spekulieren, denn nach den gültigen EU-Regeln dürfte momentan kein einziger Euro, keine einzige Krone für die Sanierung eines Plattenbaus verwendet werden."