Für alle Generationen: Spielzeugmuseum Nový Bydžov
Im Spielzeugmuseum in Nový Bydžov sind Porzellanpuppen aus dem 19. Jahrhundert zu sehen, ebenso wie historische Kinderwagen und Modelleisenbahnen. Eröffnet wurde die Ausstellung von Hana und Radek Stuchlík.
„Meine Frau interessierte sich aber nicht dafür, und ich wollte auch ein Hobby für sie finden, um gemeinsam Antiquitätenbörsen und Ausstellungen besuchen zu können. Wir haben vor Jahren die erste historische Puppe gekauft und waren wirklich begeistert davon. Da haben wir damit angefangen, alte Puppen und Puppen- und Kinderwagen zu sammeln. Wir fanden es aber schade, die historischen Sachen nur auf dem Dachboden zu lagern. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, sie auch der Öffentlichkeit zu zeigen und ein Museum zu eröffnen.“
Im Advent 2018 war es schließlich so weit: Radek Stuchlík startete zunächst einen Testlauf an einem Wochenende. Da das Interesse groß war, beschlossen Hana und Radek Stuchlík ihr Spielzeugmuseum im Januar 2019 zu eröffnen.„Ich kenne das Gebäude sehr gut. Hier befand sich eine Glasfabrik, in der Kronleuchter hergestellt wurden. Früher habe ich hier gearbeitet. Heute betreiben wir im Erdgeschoss eine Behindertenwerkstatt und in den Räumlichkeiten in der ersten Etage ist die Dauerausstellung zu sehen.“
Wiedergefundene Lokomotive
Links vom Eingang geht es in einen geräumigen Ausstellungssaal. Eine große Gleisanlage weckt gleich beim Betreten die Aufmerksamkeit der Besucher. Auch rundherum gibt es mehrere Modelleisenbahnen mit Waggons und Lokomotiven.
„Meist zeigen wir hier Produkte der deutschen Firmen Bing und Märklin. Aber ich habe auch eine Sammlung von tschechoslowakischen historischen Modelleisenbahnen: von den Firmen Merkur, Zbrojovka Brno, Šebela und Husch.“Die Modelllandschaft besteht nicht nur aus Gleisen, sondern auch aus einem Tunnel, einem Bahnhofsgebäude und einem Kran. Die historische Lokomotive der Marke Bing aus dem Jahr 1913 saust mit ihren Waggons schnell an der Bahnhofsreplik vorbei.
„Der Bahnhof sowie der Tunnel stammen von der Firma Märklin. Früher wurden die Gleisanlagen noch nicht durch Landschaften ergänzt, wie es heute der Fall ist. Es war zudem nicht üblich, eine feste Gleisanlage auf einem Tisch zu installieren. Kinder spielten mit den Eisenbahnwaggons meist auf dem Fußboden, wo sie die Gleise für einen oder zwei Tage aufgebaut hatten. Danach wurde das ganze Spielzeug wieder aufgeräumt und in eine Schachtel gelegt. Für mich ist es wichtig, die Gegenstände in meiner Sammlung in der Originalform aufrechtzuerhalten. Ich mag keine renovierten Sachen. Nur bei drei Kinderwagen aus der Zeit um Jahr 1900 habe ich eine Ausnahme gemacht. Denn sie befanden sich in einem desolaten Zustand.“
Viele der Exponate erwarb Radek Stuchlík bei Auktionen im Ausland. Wem sie früher gehörten, wisse man in der Regel nicht, sagt er. Aber es gibt auch glückliche Zufälle.„Vor etwa einem Monat besuchte ein Mann aus Dvůr Králové, das in der Nähe liegt, unser Museum. Auf dem Fußboden lag hier eine kleine Lokomotive aus Holz. Der Mann schaute sich das Spielzeug genau an und sagte mir, das sei seine Lokomotive gewesen. Er hat sie erkannt, weil er vor Jahren einen Teil daran reparierte. Zwei Wochen später kamen seine Enkelsöhne zu Besuch und brachten mir ein Foto. Auf dem Schwarzweißfoto war der Mann als zweijähriger Junge abgebildet, der zu Weihnachten 1946 dieses Spielzeug bekommen hatte.“
Von den historischen Modelleisenbahnen geht es weiter zu einer großen Sammlung von alten Puppen, Kinder- und Puppenwagen und weiterem Zubehör. Einige der Stücke wirken recht imposant.
„Das sind Porzellankopfpuppen, die einen Körper mit beweglichen Gliedern haben. Sie stammen aus den Jahren 1850 bis 1920. Die großen Puppen sind verhältnismäßig schwer, mit ihnen haben die Kinder nicht gespielt. Zudem waren sie gar nicht billig und wurden nur als Dekoration in der Wohnung ausgestellt. Sie dienten der Repräsentation.“Porzellankopfpuppe und Taufmütze
Die Puppen sind in der Dauerausstellung durch kleine Repliken von Küchen ergänzt. In einer davon gibt es auch einen Herd mit Ofen.
„Er wurde mit Spiritus befeuert. Die Kinder konnten darauf beispielsweise Wasser zum Sieden bringen. Dabei lernten sie, worauf sie beim Kochen aufpassen mussten, um sich nicht zu verletzen. Wir zeigen auch eine Replik einer Schneiderwerkstatt. Auf der kleinen Nähmaschine konnten die Mädchen etwas für ihre Puppen nähen.“
Die wertvollsten Porzellankopfpuppen stammen unter anderem von der Firma Kestner. Gezeigt werden außerdem alte französische Puppen, eine davon bewegt den Kopf und die Hände, eine andere macht sogar Schritte. Letztere wurde um 1870 hergestellt. Radek Stuchlík macht auf die Bekleidung der historischen Puppen aufmerksam.„Die Taufmütze, die diese Puppe anhat, ist etwa 200 Jahre alt und stammt aus Belgien. Sie wurde mit Metall und Perlen bestickt. Das Taufkleid wurde in England genäht. Wir zeigen zudem eine interessante Sammlung von Puppen aus der k. u. k. Monarchie. Diese wurden in den Porzellanfabriken nahe Karlsbad hergestellt.“
In der Sammlung von Radek Stuchlík befinden sich auch etwas jüngere Puppen. Eine Reihe davon wurde kurz nach Kriegsende in der Tschechoslowakei produziert.
„Diese Serie von Puppen stammt aus dem Betrieb Fatra Napajedla. Die Form für die Gesichter wurde noch von Tomáš Baťa in Zlín entwickelt, bevor sein Unternehmen von den Kommunisten verstaatlicht wurde. Die Zelluloidpuppen wurden vom Staatsbetrieb Technoplast hergestellt. Sehr bekannt und beliebt sind deutsche Puppen der Marken Schildkröt, Minerva und Celba. Das alles ist Spielzeug aus den 1950er und 1960er Jahren.“Natürlich gehören auch die Puppenwagen in diesen Teil der Ausstellung. Im Museum werden mehrere historische Stücke gezeigt. Der älteste davon stammt aus dem Jahr 1890.
Im weiteren Teil der Dauerausstellung sind unzählige Beispiele von Spielzeug aus den 1960er bis 1980er Jahre zu sehen. In die sogenannte „Retro-Schau“, die Hana Stuchlíková zusammengestellt hat, führen wir Sie in der nächsten Ausgabe unseres Reiselands.
Das Spielzeugmuseum in Nový Bydžov ist von Februar bis April und von Mittwoch bis Freitag von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Von Mai bis August kann es Dienstag bis Samstag von 10 bis 14 Uhr besichtigt werden. Im September und Oktober ist das Museum von Mittwoch bis Freitag von 10 bis 14 Uhr und im Dezember von Dienstag bis Freitag und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.