Comics, Bilder über Tschechien und viele Tricks
Das Tschechische Zentrum in München bietet auch im Sommer eine Reihe von Veranstaltungen an. Mehr zu einigen Programmpunkten im Interview mit dem Leiter des Zentrums, Jiří Rosenkranz.
„Die Trick Brothers oder auf Tschechisch die Bratři v tricku sind Adam Jarchovský und Václav Jelínek, zwei sehr erfahrene Vertreter des Straßentheaters. Die Show, mit der die beiden in München auftreten, heißt ‚Skiing Odyssey‘ (auf Tschechisch: Běžkařská odysea) und ist unheimlich witzig. Beide tragen nämlich altmodische Langlaufanzüge und spielen verirrte Skiläufer. Sie parodieren dabei alles, was mit Langlauf verbunden ist – auch die Startnummern. Das Ganze ist eine Mischung aus Theater- und Zirkuskunst. So gibt es zum Beispiel Jonglagen mit Skistöcken und Balance-Akte auf Ski. Seit dem 30. Juni sind die Trick Brothers jeden Tag im Rahmen des Tollwood Sommerfestivals aufgetreten, aber am Donnerstag, 4. Juli, um 20 Uhr läuft leider schon die letzte Vorstellung. Wer es morgen nicht schafft, hat etwas wirklich Tolles verpasst.“
Das nächste Thema ist seriöser. Am 4. Juli wird der tschechische Historiker Jaroslav Kučera einen Vortrag im Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München halten. Der Titel lautet „Dialog der Taubstummen: Die Gründung der Tschechoslowakei und die deutsche Minderheit“. Was soll dieser gewissermaßen provozierende Titel andeuten? Womit beschäftigt sich der Vortrag?„In seinem Vortrag beschäftigt sich Professor Kučera mit der Gründung der Tschechoslowakei und zwar im Hinblick auf das damalige deutsch-tschechische Verhältnis dort. Jaroslav Kučera ist Professor für Zeitgeschichte an der Karlsuniversität in Prag und ein wirklicher Spezialist auf diesem Gebiet. Bereits 1999 veröffentlichte er eine viel beachtete Monografie zum Thema ‚Minderheit im Nationalstaat‘ mit dem Untertitel ‚Die Sprachenfrage in den tschechisch-deutschen Beziehungen‘. Und Am Donnerstag wird er im HDO unter anderem erklären, inwieweit die deutsche Minderheit am Aufbau des neuen tschechoslowakischen Staates beteiligt war und welche Rechte die Minderheiten damals hatten.“
Das Tschechische Zentrum bleibt in den Sommermonaten nicht geschlossen, sondern lädt zu einer Ausstellung mit dem einfachen Namen CzechImage. Was wird dort gezeigt?
„Diese Ausstellung präsentiert eine Auswahl an Plakaten, die im Rahmen eines internationalen Designwettbewerbs entstanden sind. Dieser Wettbewerb wurde 2018 anlässlich des 100. Jubiläums der Gründung der Tschechoslowakei ausgeschrieben. Grafik-Studenten aus fast der ganzen Welt haben daran teilgenommen, so zum Beispiel aus Japan, Schweden oder der Ukraine. Diese Ausstellung ist deshalb so spannend, weil man anhand der Ergebnisse gut sehen kann, was jüngere Menschen heutzutage mit der Marke ‚Tschechien‘ verbinden. Die Werke laden genauso viel zum Schmunzeln wie zum Nachdenken ein. Und da es letztes Jahr keine Münchner Ausgabe des Wettbewerbs gab, wollen wir das im nächsten Jahr, also 2020, in Kooperation mit einer lokalen Designhochschule nachholen. CzechImage hängt bei uns bis zum 16. August. Danach schließen wir das Tschechische Zentrum doch für ein paar Wochen, auch wir machen also Sommerpause. Ab dem 2. September wird unser Büro dann aber wieder besetzt sein.“In München findet – wie gesagt – im Juli das Tollwood-Festival statt, in Stuttgart wiederum ein Comic-Festival unter dem Titel Comic Juju. Dieses widmet sich verschiedenen Facetten der „neunten Kunst“. Und dabei werden auch tschechische Comicschaffende vertreten sein. Wer konkret und mit welchen Facetten dieses Genres?
„Bei Comic Juju, den ersten Stuttgarter Comictagen, sind zwei tschechische Comic-Künstler vertreten: Štěpánka Jislová und Marek Rubec. Beide halten jeweils einen Vortrag. Marek Rubec präsentiert dem Stuttgarter Publikum die Entstehung, Motivation und Hintergründe seines Comics ‚Jarmil‘, und Štěpánka Jislová veranstaltet außerdem einen englischsprachigen Workshop zum Thema Comic-Figuren-Design. Dieser Workshop richtet sich sowohl an Erwachsene als auch an Jugendliche. Das Comic-Festival findet vom 19. bis 21. Juli in der Stuttgarter Innenstadt statt – vor allem in der Eberhardstraße, wo sich der Laden Superjuju befindet. Dieser Laden ist sozusagen das Zentrum des Festivals. Neben Lesungen und Workshops wird es auch noch Vorträge, Ausstellungen und eine kleine Messe geben.“Meine letzte Frage und Einladung bezieht sich auf die Stadt Landshut. Dort ist für 2. August eine Bayerisch-Böhmische Kulturnacht geplant. Von wem wird sie organisiert, und was wird geboten sein?„Die Bayerisch-Böhmische Kulturnacht in ist ein Projekt der Ackermann-Gemeinde in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern, unter anderem dem Tschechischen Zentrum. Es wird ein extrem vielfältiges Programm für alle Bürger und Bürgerinnen der Stadt angeboten – mit Theater, Lesungen wie etwa mit Kateřina Tučková, oder Konzerten und Ausstellungen. Alles beginnt um 19 Uhr, und ab 22 Uhr gibt es auch noch eine deutsch-tschechische Disko, die bis ein Uhr in der Nacht geht. Die Kulturnacht steht unter der Schirmherrschaft des Botschafters der Tschechischen Republik, Tomáš Jan Podivínský. Anlass dafür sind die Deutsch-Tschechischen Begegnungstage, die vom 1. bis 4. August unter dem Motto ‚Europa 1989 – Europa 2019. Mut zur Zukunft‘ in Landshut stattfinden.“