Tretroller aus dem 3D-Drucker
Ingenieure von der Montan-technischen Universität in Ostrava / Ostrau haben eine kleine Pioniertat vollbracht. Sie haben den ersten Tretroller hergestellt, dessen Rahmen aus einem 3D-Drucker kommt. Das Produkt ist kein kleines Modell für die Innenstadt, sondern ein stabiles Scooter-artiges Gefährt mit Luftreifen, das auch Sportlern Spaß machen könnte.
„Tretroller boomen gerade. Und wir wollten keine bestehenden Projekte kopieren. Also haben wir uns umgeschaut, und solch einen 3D-Tretroller gibt es bisher wirklich noch nicht. Es ist auch ein recht schwieriges Unterfangen, denn es kommt auf das Gewicht und die Stabilität an. Außerdem ist der Rahmen größer als das maximale Format, in dem wir drucken konnten.“
Deswegen entstand der Rahmen aus vier Teilen, und diese wurden dann zusammengeschweißt. Die Herstellung im Drucker hat dennoch einen Vorteil: So lässt sich der Roller genau in der richtigen Größe für den Nutzer fertigen.
Der verwendete Drucker ist ein Leihstück des Ingenieurbüros Renishaw, es ist ein AM400. Dieser wurde mit einem Metallpulver befüllt.„Es handelt sich dabei um atomisierten rostfreien Stahl. Das Pulver wird dann in Schichten auf ein Untergrundmaterial aufgetragen. Die Schichten sind 50 Mikrometer dünn und werden per Laser geschmolzen. So entsteht nach und nach ein komplettes 3D-Modell. Außerdem lassen sich Pulverreste wiederverwenden. Das ist ein weiterer Vorteil der 3D-Technologie – sie arbeitet fast abfallfrei“, so Ingenieur Pagáč.
Als der Rahmen zusammengeschweißt und weitere Teile wie der Lenker und die Räder montiert waren, haben die Ingenieure ihr Gefährt getestet…
„Klar sind wir damit auch gefahren. Der Roller ist voll funktionstüchtig. Aber wir arbeiten an einem zweiten Prototyp, denn wir haben keine Erfahrung mit der Herstellung von Rollern. Inspirationen haben wir uns bei der tschechischen Firma Kostka besorgt, die diese seit fast 20 Jahren schon entwickelt und fertigt.“
Schon jetzt aber konnten die Ingenieure das Gewicht des Rahmens reduzieren. Dieser wiegt 3,2 Kilogramm. Damit ist er ein Viertel leichter als bei herkömmlichen Modellen.
Allerdings ist die 3D-Technologie noch eine teure Angelegenheit, wie Marek Pagáč gesteht:
„3D-Drucker werden zu Stundensätzen betrieben. Für einen Prototyp des Rollers dürften mehrere Zehntausend, vielleicht sogar mehrere Hunderttausend Kronen anfallen. Aber heute gibt es ja Leute, die sich auch ultraleichte Fahrräder für 300.000 oder 400.000 Kronen kaufen.“Umgerechnet sind das 12.000 bis 16.000 Euro. Und Massenware aus dem 3D-Drucker dürfe man auch sobald nicht erwarten, meint der Ingenieur.
„Ein ähnliches Konzept, nämlich per 3D-Drucker den Rahmen eines E-Bikes herzustellen, ist vor einiger Zeit bereits in der Slowakei entstanden. Die Räder wurden zum Preis von etwa einer halben Millionen Kronen verkauft. Da geht es dann nur darum, die Kunden zu finden. Dass unsere Roller wie jene von Kostka aber normal im Internet verkauft werden, das dürfte noch einige Zeit dauern.“
Nichtsdestotrotz: Das erste Verkaufsmodell eines Rollers aus dem 3D-Drucker ist schon geplant. Es soll im August dieses Jahres auf den Markt kommen.