Wohnhäuser aus dem 3D-Drucker: Tschechische Firma will beim Wiederaufbau der Ukraine helfen

Am Wiederaufbau von zerstörten Städten und Dörfern in der Ukraine wollen sich auch Unternehmen aus Tschechien beteiligen – und zwar unter anderem mit Hilfe des 3D-Drucks. Das Verfahren wird nämlich auch genutzt, um Gebäude zu bauen.

Tomáš Vránek | Foto: ICE

Ein spezielles Druckverfahren mit Beton soll bei der Errichtung neuer Wohngebäude nach dem Ende des Kriegs zum Einsatz kommen. Schon jetzt wurde aber ein Verteidigungssystem aus 3D-Druck-Beton an die Ukraine geliefert, das als Schutzraum vor Luftangriffen dienen kann. Die Technologie stammt vom tschechischen Bauunternehmen ICE Industrial Services, und dessen Direktor Tomáš Vránek beschreibt:

„Wir haben die Technologie ursprünglich für zivile Zwecke entwickelt. Nach dem Ausbruch des Konflikts in der Ukraine haben wir überlegt, wie wir dem Land helfen können. Also haben wir ein Verteidigungssystem entwickelt, welches aus Beton aus dem 3D-Drucker besteht. Nach dem Kriegsende könnten diese Bauelemente etwa zum Schutz vor Terrorangriffen verwendet werden, und zwar zum Beispiel Blumentöpfe oder Bänke in Fußgängerzonen.“

Wenn der Alarm ausgerufen wird,  ist es möglich,  sich in einem neuen Betonbunker im Zentrum von Dnipro zu verstecken | Foto: Martin Dorazín,  Tschechischer Rundfunk

Tomáš Vránek hält sich derzeit in Dnipro in der zentralöstlichen Ukraine auf. Mit dem Reporter des Tschechischen Rundfunks sprach er in einem Bunker während es in der Stadt Luftalarm gab:

„An diesem Bunker ist der Geldmangel sichtbar. Die Anlage bietet den Einwohnern eher einen Schutz psychologischer Art. Die Widerstandsfähigkeit von nur einer Schicht Beton ist meiner Meinung nach beim Aufprall einer Rakete oder einer Explosion in der Nähe nicht sonderlich groß. Unsere 3D-Druck-Technologie beruht auf einer Sandwich-Struktur. Mehrere Materialien, einschließlich hochfesten Betons, wechseln sich dabei ab, sodass der Schutz viel höher ist. Diese Technik wollen wir nun der Ukraine anbieten.“

Foto: ICE

Auf die Verwendung des 3D-Druck-Verfahrens will man aber vor allem beim Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg setzen:

„Angesichts der hohen Zahl der zerstörten Städte, die wiederaufgebaut werden müssen, werden höchstwahrscheinlich Arbeitskräfte dafür fehlen. Die Automatisierung der Bauarbeiten ist deshalb unausweichlich, und dabei wollen wir eine Rolle spielen. Neben den Schutzanlagen wollen wir uns auch auf den Bau von Wohnhäusern konzentrieren.“

Tomáš Vránek im Betonbunker im Zentrum von Dnipro | Foto: Martin Dorazín,  Tschechischer Rundfunk

Der 3D-Druck ermögliche mannigfaltige Formen und Designs, betont Vránek. Er nennt auch weitere Vorteile der Methode:

„Die Mauern sind hohl, was die einzelnen Schritte des Bauverfahrens beschleunigt. Man braucht weniger Arbeitskräfte und spart Material. Daher nehmen wir an, dass die Kosten für ein solches Haus etwa bei der Hälfte der heute üblichen Preise liegen könnten. Und ein weiterer Vorteil ist die Schnelligkeit: Der Rohbau eines Einfamilienhauses soll innerhalb von drei bis vier Tagen fertig sein.“

Der jetzige Aufenthalt in Dnipro ist seit dem Kriegsausbruch die zweite Reise Vráneks in die Ukraine. 3D-Druck-Schutzräume der Firma ICE werden bereits in Czernowitz als Checkpoints genutzt.

Foto: ICE
Autoren: Markéta Kachlíková , Martin Dorazín
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