Tschechischer Unternehmer des Jahres: Mit 3D-Druckern die Welt erobert
Der Unternehmer des Jahres 2020 in Tschechien heißt Josef Průša. Seine Firma gehört weltweit zu den größten Herstellern von 3D-Druckern. In der Corona-Krise stellte sie kostenlos Schutzschilder für medizinisches Personal her.
Im Mittelpunkt der feierlichen Zeremonie am Dienstagabend stand ein fröhlicher Mann mit Bart und Brille. Der 31-jährige Josef Průša nahm die Sieger-Trophäe für den Unternehmer des Jahres 2020 in Tschechien entgegen. Mit seiner Firma Prusa Research hat er sich weltweit einen Namen auf dem Gebiet des 3D-Drucks gemacht. Im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen erläuterte der IT-Entwickler schon vor einigen Jahren, wie das von ihm konzipierte Gerät funktioniert:
„Hier ist der Plastikfaden zu sehen, der als Druckerfüllung dient. Im Druckkopf wird das Material erhitzt und dann ausgepresst. Sobald genügend Schichten ausgedruckt sind, ist das Produkt fertig.“
Průša hat sich schon in seiner Jugend für 3D-Druck begeistert. Schnell stellte er fest, dass er ein Mann der Praxis ist. Sein Studium an der Prager Wirtschaftsuniversität brach er ab, und mit 22 Jahren gründete er sein eigenes Unternehmen zur Herstellung von 3D-Druckern und Füllmaterial. Dazu stand ihm nur ein Darlehen von 200.000 Kronen (8000 Euro) zur Verfügung, das ihm sein Vater bewilligt hatte. Der erste Firmensitz befand sich in einem Keller im Prager Stadtteil Smíchov.
2017 wurde Průša schon zum „Unternehmer-Anfänger des Jahres“ gewählt. Heute gehört seine Firma zur Weltspitze. Die in Tschechien hergestellten Produkte werden in mehr als 160 Ländern der Erde genutzt. Monatlich werden 10.000 Maschinen ausgeliefert, die wiederum selbst durch 3D-Druck entstehen. Noch vor drei Jahren hatte Prusa Research 60 Mitarbeiter, mittlerweile sind es über 500.
Diese leisten auch einen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie. Schon im Frühjahr vergangenen Jahres entwickelte Průša ein Gesichtsschild aus durchsichtigem Plastik, das er als Corona-Schutz zertifizieren ließ. Mehr als 250.000 Stück wurden kostenlos an medizinisches Personal verteilt. Dazu sagt der Unternehmer:
„Was den Gesichtsschutz angeht, da kann ich nur staunen. Jedes Mal, wenn ich Nachrichten schaue, tauchen in fast jeder Aufnahme diese Schutzschilder auf.“
Diese werden inzwischen auch von anderen Firmen oder engagierten Einzelpersonen gefertigt. Denn Průša stellt seine Entwicklungen als Open Source zur Verfügung. So wurde auch die Anleitung für die Gesichtsschilder veröffentlicht. Trotzdem bleibe Prusa Research weiter an der Herstellung beteiligt, so der Firmenchef:
„Wir drucken und verteilen die Schilder immer noch. Das kommt mir etwas absurd vor. Nach einem Jahr Pandemie besteht weiterhin die Notwendigkeit, dass wir uns darum kümmern. Allerdings haben wir das nie mit einer Gewinnabsicht getan.“
Den Wettbewerb „EY Unternehmer des Jahres“ gibt es weltweit seit 1986 und in Tschechien seit 2011. Ausgerichtet wird er vom Unternehmensberater EY, früher bekannt als Ernst & Young. Josef Průša tritt nun beim internationalen Finale an, das im Juni in Monte Carlo stattfindet. Wegen der Corona-Pandemie kommen die Teilnehmer aus rund 50 Staaten nur online zusammen. Průša ist der jüngste Vertreter, den Tschechien bisher in die Endrunde geschickt hat.