Tschechische Firma entwickelt E-Cello aus dem 3D-Drucker

Ein Unternehmen aus Přerov / Prerau in Mähren bietet ein besonderes Musikinstrument an: ein E-Cello, das im 3-Druck-Verfahren hergestellt wird. Ursprünglich bildeten Laien die Zielgruppe, doch mittlerweile erfreut sich das Cello auch bei einigen Berufsmusikern großer Beliebtheit.

Es klingt wie ein Cello, und es ist auch eins – allerdings eine elektronische Variante aus dem 3D-Drucker. Ondřej Kratochvíl ist nicht nur Cellist, er ist auch Miteigentümer der Firma Sensio.cz, die das Instrument herstellt:

„Wir haben einige wenige Designelemente eines klassischen Cellos übernommen. Aber insgesamt wirkt unser Instrument sehr modern und futuristisch“, sagt Kratochvíl im Tschechischen Rundfunk. „Für denjenigen, der es spielt, ist alles vorhanden, um das Instrument perfekt zu bedienen.“

150 Violoncelli hat Sensio.cz in diesem Jahr produziert – und in die ganze Welt geliefert. Denn die Musikinstrumente erfreuen sich nicht nur auf dem tschechischen Markt einiger Beliebtheit, sondern etwa auch in den USA, Großbritannien, Italien oder Französisch-Polynesien. Laut Ondřej Kratochvíl ist das E-Cello aus dem 3D-Drucker eigentlich als günstige Alternative für Laien entwickelt worden. Doch auch Berufsmusiker hätten das Instrument mittlerweile für sich entdeckt.

„Wir waren sehr überrascht, dass auch absolute Profis unser Produkt nutzen. Natürlich treten sie damit nicht in der Philharmonie auf, das sähe auch sehr komisch aus. Aber sie spielen darauf etwa bei speziellen Konzerten und schätzen vor allem die kleinen Maße, durch die das Cello leicht ins Auto oder etwa ins Handgepäck im Flugzeug passt.“

Neben dem kompakten Format ist vor allem die schnelle Verfügbarkeit ein großer Vorteil. Denn während ein Instrumentenbauer an einem normalen Violoncello aus Holz ein halbes Jahr arbeitet, kann das Plastikprodukt in nur zwei Tagen ausgedruckt werden.

An der Entstehung des Cellos hatte auch die Corona-Pandemie ihren Anteil. Denn das Unternehmen Sensio.cz bietet eigentlich IT-Systeme für sogenannte Kunstschulen an. An diese Einrichtungen in ganz Tschechien gehen Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit. Während der Pandemie kam man auf die Idee, einen 3D-Drucker anzuschaffen, um als zweites Standbein Visiere anbieten zu können. Doch das Interesse an dieser Art des Gesichtsschutzes ließ schnell wieder nach.

Ondřej Kratochvíl war damals jedoch nicht nur Miteigentümer von Sensio.cz, er ist auch Musiker und Gründer der Cello-Rock-Band Arrhythmia.

Durch die Pandemie musste Kratochvíl mit einem Mal zu Hause üben anstatt im Proberaum. Dafür suchte er ein leises E-Cello, das er etwa mit Kopfhörern spielen konnte – nicht nur wegen der Nachbarn, sondern auch wegen seines neugeborenen Sohnes. Und so entstand die Idee, im Drucker der Firma ein Instrument entstehen zu lassen. Den Weg zum fertigen Produkt beschreibt in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks Jan Tobolík, der zweite Miteigentümer und derzeitige Leiter des Unternehmens:

„Als wir die ersten Prototypen ausprobiert haben, stellten wir nach ein paar Monaten fest, dass das wirklich ein funktionierendes Instrument ist. Wir haben dann weiter daran gearbeitet und im Februar 2021 eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Innerhalb von 45 Tagen kam über eine Million Kronen zusammen. So konnten wir im Juli vergangenen Jahres mit der Produktion beginnen.“

Seitdem wird das Instrument, das unter dem Namen „MyCello“ angeboten wird, ständig weiter optimiert. Um die Akustik zu verbessern, wird viel an der Zusammensetzung des Plastiks getüftelt, wobei Sensio.cz dabei auch mit Experten der Tomáš-Baťa-Universität in Zlín kooperiert. Den Unternehmenseigentümern zufolge soll das elektronische Cello übrigens nur der Anfang sein – denn geplant sind auch eine Geige aus dem 3D-Drucker sowie ein Kontrabass.

Autoren: Ferdinand Hauser , Alžběta Havlová
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