Das Essen der Zukunft? Tschechische Wissenschaftler entwickeln Lebensmittel aus dem 3D-Drucker
Schnell mal ein Schnitzel oder ein Stück Torte ausdrucken – wenn es nach tschechischen Wissenschaftlern geht, könnte das schon bald Realität werden. Denn Forscher der Prager Universität für Chemie und Technologie (VŠCHT) entwickeln gerade Lebensmittelmischungen für speziell angepasste 3D-Drucker.
Ausprobiert wird der 3D-Drucker als Küchengerät derzeit vor allem für Windbeutel:
„In dieser Schüssel ist Brandteig – ganz normaler, wie zuhause selbstgemacht. Er kommt nun in unseren 3D-Drucker. Das ist ein gängiges Modell, aber wir haben den Extruder angepasst“, sagt Štěpán Janoud vom Institut für Lebensmittelkonservierung der Universität für Chemie und Technologie. Sämtliche neuen Plastikkomponenten wurden ebenfalls im 3D-Drucker hergestellt.
Nachdem das Gerät mit dem Teig befüllt und dann kalibriert ist, fährt eine kleine Drüse über eine Unterlage – und nach einer Weile ist der rund acht Zentimeter hohe, rohe Windbeutel fertig. Nun muss man ihn nur noch in den Ofen geben. Dass es sich um ein Gebäckstück aus einem Drucker handelt, ist am Ende weder am Aussehen zu erkennen, noch am Geschmack. Aber ist die Produktion eines solchen Nahrungsmittels denn auch hygienisch? Absolut, sagt Wissenschaftler Rudolf Ševčík über das vermeintliche Küchengerät der Zukunft…
„Wenn man die hygienischen Grundsätze einhält, das heißt den Extruder und das Heizbett sauber hält, gibt es da keine Probleme. Durch die Wärmeverarbeitung ist der Teig zudem frei von Mikroorganismen.“
Und so ist Ševčík zuversichtlich, dass es schon bald auch Fleischgerichte aus dem 3D-Drucker geben könnte:
„Man muss dazu nur eine vorbereitete Masse in das Gerät tun, das dann das Essen auf die Unterlage druckt. Anschließend kann man das Produkt auf den Grill legen. Es hat die gleichen Eigenschaften wie andere riegelförmige Fleischprodukte.“
Derzeit arbeiten Ševčík und seine Kollegen vor allem daran, dass das Essen nicht nur wie klassische Speisen aussieht – sondern auch so schmeckt:
„Der Grundstoff ist isoliertes Eiweiß, das heißt Protein aus Sojabohnen, Linsen, Erbsen oder Kartoffeln. Es wird mit Öl und Wasser gemischt, und es werden Gewürze hinzugegeben. Unser Ziel ist, hybride Produkte herzustellen. Sie bestehen teils aus Fleisch und teils aus pflanzlichen Alternativen. Das Ergebnis schmeckt dann wie Fleisch, seine Herstellung hat aber weniger negative Auswirkungen auf die Umwelt.“
Eine erste derartige hybride Speise haben die Wissenschaftler bereits fabriziert. Štěpán Janoud erläutert:
„Wir haben Erbsenprotein mit Öl und Gewürzen gemischt und zu einer Masse verarbeitet. Sie schmeckt wirklich wie Schinkenwurst.“
Die finale Fleischmischung, mit der sich jeder die Wurst zuhause ausdrucken könnte, wollen die Forscher im Herbst vorstellen.
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