Stadtderby: Slavia Prag verteidigt Tabellenführung nach Remis bei Sparta

Foto: ČTK/Šimánek Vít

Das Derby zwischen den beiden Traditionsvereinen Sparta Prag und Slavia Prag gehört zu den bedeutendsten Klassikern im europäischen Fußball. Am Sonntag wurde das 290. Duell der beiden Hauptstadt-Rivalen ausgetragen.

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Die Rivalität ist groß zwischen Sparta und Slavia Prag. Es sind die beiden erfolgreichsten Vereine des Landes, auch wenn die Differenz bei der Zahl der gewonnenen Meisterschaften beträchtlich ist. Sparta hat in der Tschechoslowakei und Tschechien insgesamt 32 Titel errungen, Slavia hingegen nur 13. Der bisher letzte Titelgewinn von Sparta liegt allerdings schon über vier Jahre zurück, Slavia wurde zuletzt Meister in der Saison 2016/17. Dies will Sparta in der laufenden Spielzeit unbedingt ändern, doch auswärts hat die Mannschaft von Trainer Zdeněk Ščasný schon dreimal verloren. Besonders schmerzhaft war die jüngste 0:1-Niederlage in Zlín. Von daher gab der Manager des Clubs, der ehemalige Nationalspieler und Bundesligaprofi Tomáš Rosický, vor dem Match auch eine klare Parole aus:

„Die Partie ist eine große Chance, die Niederlage von Zlín vergessen zu machen. Ich erwarte eine entsprechende Reaktion von den Spielern, die sie in dieser Saison auch schon erfolgreich gezeigt haben.“

Und Trainer Ščasný ergänzte:

„Wir haben selbstverständlich wahrgenommen, dass Slavia sehr gut in Form ist. Wir haben auch das Auftreten des Gegners in der Europa League verfolgt, in der Slavia zuletzt in Kopenhagen siegte. Auf der anderen Seite muss ich betonen, dass wir zu Hause spielen, wo wir gute Leistungen zeigen. An diese Leistungen müssen wir nicht nur anknüpfen, sondern noch etwas zulegen, um Slavia in der jetzigen Form zu bezwingen. Vor eigenem Publikum wollen wir uns so auch etwas für die schwächeren Auswärtsvorstellungen rehabilitieren.“

Jindrich Trpišovský und Zdeněk Ščasný  (Foto: ČTK/Šimánek Vít)
Und die eigenen Fans waren auch gewillt, ihr Team im eigenen Stadion leidenschaftlich zu unterstützen. Das demonstrierten sie schon vor dem Anpfiff beim Mitsingen der Sparta-Hymne:

Die Begegnung begann indes zerfahren, und als die Gastgeber dann längst die Initiative ergriffen hatten, ging Slavia wie aus heiterem Himmel in Führung: Nach gut einer halben Stunde drückte Ondřej Kúdela einen Eckball per Kopf in die Maschen. Nach einer weiteren Großchance, bei der Olayinka den Ball an den Pfosten köpfte, aber rappelte sich Sparta auf. Angreifer Benjamin Tetteh traf nach einem schönen Spielzug zum 1:1, und in der letzten Minute vor der Halbzeit bekamen die Gastgeber noch einen Handelfmeter zugesprochen. Er wurde von Mittelfeldspieler Guélor Kanga zum 2:1-Pausenstand verwandelt.

Trpišovský: „Ich bin schon etwas enttäuscht über das Niveau des Spiels. Zwar sind vier Tore gefallen, und dafür können wir im Sinne der Zuschauer dankbar sein. Doch das technische Niveau der Begegnung war schlecht.“

Doch wer nun hoffte, dass die zweite Halbzeit noch eine Steigerung bereithält, der wurde getäuscht. Das Match war mehr und mehr vom Kampf geprägt. Das hemmte den Spielfluss, zumal beide Mannschaften nun auch viele technische Mängel offenbarten. Und so war eigentlich nur noch eine Szene von Bedeutung: In der 70. Spielminute erzielte Tomáš Souček nach einem weiteren Eckball für Slavia den Ausgleich.

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Das 2:2 war dann auch der Endstand in diesem Derby, das von seiner Spannung lebte, ansonsten aber einige Wünsche offenließ. So sah es jedenfalls der Coach der Gäste, Jindřich Trpišovský:

„Ich bin schon etwas enttäuscht über das Niveau des Spiels. Zwar sind vier Tore gefallen, und dafür können wir im Sinne der Zuschauer dankbar sein. Doch das technische Niveau der Begegnung war schlecht.“

Mehr Grund zur Freude hatte da schon Trpišovskýs Schützling Tomáš Souček. Der Mittelfeldspieler von Slavia erzielte den Ausgleich zum 2:2:

„Für mich ist das Derby ein Höhepunkt, seit ich in den Nachwuchsmannschaften von Slavia gespielt habe. Es ist deshalb großartig, ein Tor gegen den Rivalen zu erzielen, und das auch noch im Stadion des Gegners. Das Tor zum 2:2-Endstand halte ich daher für eines der wichtigsten meiner bisherigen Karriere. Doch es grämt mich etwas, dass es nicht das Siegtor zum 3:2 war.“

Souček: „Für mich ist das Derby ein Höhepunkt, seit ich in den Nachwuchsmannschaften von Slavia gespielt habe. Es ist deshalb großartig, ein Tor gegen den Rivalen zu erzielen, und das auch noch im Stadion des Gegners.“

Ganz anders war die Stimmung bei Sparta. Trainer Ščasný war die Enttäuschung auf der Pressekonferenz anzusehen:

„Meiner Meinung nach waren wir das bessere Team. Slavia hatte zwar noch eine Riesenchance mit einem Pfostentreffer, doch insgesamt hatten wir mehr vom Spiel und auch mehr Chancen. Besonders zu Beginn der zweiten Halbzeit hätten wir eine der Überzahlsituationen dafür nutzen müssen, das dritte Tor zu schießen.“

Ščasný: „Meiner Meinung nach waren wir das bessere Team. Slavia hatte zwar noch eine Riesenchance mit einem Pfostentreffer, doch insgesamt hatten wir mehr vom Spiel und auch mehr Chancen.“

Tomáš Souček  (rechts; Foto: ČTK/Krumphanzl Michal)
Und so ärgerte sich der Coach noch über zwei Momente, die seiner Auffassung nach entscheidend waren für den Spielausgang:

„Die zweite Sache ist die, dass wir nicht zwei Gegentore durch Standardsituationen bekommen dürfen. Das ist sträflich in solch einer Partie. Und als dritten Punkt möchte ich anführen, dass wir die Kontrolle des Spiels mit der verletzungsbedingten Auswechslung von Tetteh verloren haben. Dadurch fehlte uns der Spieler, der vorn die Bälle hält und mit seiner Schnelligkeit auch die gegnerische Defensive vor Probleme stellt. So aber hat Slavia seine Abwehr weiter nach vorn verschoben, unsere Spieler nun früher gepresst und unsere Angriffsbemühungen früh erstickt. Deshalb ist es beim 2:2 geblieben.“

Mit Blick auf die Tabelle bedeutet dies, dass Slavia weiter Spitzenreiter ist, auch wenn die Rot-Weißen Titelverteidiger Viktoria Pilsen nach Punkten haben aufschließen lassen müssen. Vor dem Erzrivalen Sparta Prag, der Dritter ist, beträgt der Vorsprung indes schon satte sieben Punkte. Soweit so gut für Slavia, doch wie Mittelfeldmann Souček anschließend verriet, waren die Ziele vor der Begegnung noch größer gewesen:

„Wir wollten am Ende zehn Punkte Vorsprung auf Sparta haben und zwei auf Pilsen. Doch wenigstens ist es ein Remis geworden, und ein Punktgewinn beim Rivalen ist nicht zu verachten. Es sind aber noch andere Teams im Spiel, von daher sind wir froh, schon einen gewissen Abstand zu ihnen zu haben.“

Wie Sparta Prag haben auch Zlín und Baník Ostrava 27 Punkte auf ihrem Konto, nur einen Punkt dahinter liegt Jablonec nad Nisou. Zusammen mit Slavia Prag und Plzen / Pilsen bilden sie zurzeit jenes Sextett, das nach dem neuen Modus am Ende der Punktspielrunde den Meister unter sich ausspielt. Allerdings werden die Punkte aus der Hauptrunde in die entscheidende Phase mitgenommen. Und so sind die beiden Spitzenteams im Moment erfreut darüber, schon ein Sieben-Punkte-Polster auf die Konkurrenz zu haben.

Autor: Lothar Martin
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