Unterfinanziert: Die Hausärzte protestieren

Illustrationsfoto: Tomáš Adamec, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Am Mittwoch blieben die Praxen geschlossen, die niedergelassenen Ärzte verlangen höhere Pauschalen von den Kassen.

Illustrationsfoto: Tomáš Adamec,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Aus Unmut über die Politik von Gesundheitsminister Miloslav Ludvík (Sozialdemokraten) öffnete auch Irena Kudrnovská ihre Praxis nicht. Die niedergelassene Ärztin aus dem sechsten Prager Stadtbezirk klagt über die zu geringe Patientenpauschale:

„Das Gesundheitsministerium hatte versprochen, in den Jahren 2017 und 2018 die Pauschale zu erhöhen. In diesem Jahr haben wir aber nur die Hälfte des Versprochenen erhalten, für 2018 wurde jegliche Erhöhung abgelehnt.“

Am Protest haben sich etwa 7000 Haus- und Kinderärzte sowie niedergelassene Spezialisten beteiligt. Zudem blieben auch rund 400 Apotheken symbolisch für eine halbe Stunde geschlossen.

Ein Hausarzt betreut hierzulande im Schnitt knapp 1700 Patienten. Mit der bisherigen Pauschale kommt er dabei auf Einnahmen von 80.000 bis 100.000 Kronen im Monat, das sind umgerechnet 3100 bis 3850 Euro. Nach Abzug aller Kosten bleibt davon aber nur ein kleiner Teil als tatsächlicher Lohn. Das weiß man auch im Gesundheitsministerium. Doch Staatssekretär Roman Prymula sagt:

Roman Prymula  (Foto: Adam Kebrt,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Für uns heißt die Priorität derzeit, die Behandlung in den Krankenhäusern zu sichern. Denn dort liegt die größte Bedrohung für das Gesundheitswesen, weil Ärzte und Krankenschwestern abwandern. Die Ausfälle in den Kliniken sind sehr problematisch.“

Nach Schätzungen fehlen rund 3500 Krankenhausärzte in Tschechien. Der mögliche Ersatz aus weiter östlich gelegenen Ländern wie der Ukraine oder Bulgarien reicht nicht aus. Deswegen plant die Regierung für kommendes Jahr insgesamt 7,5 Milliarden Kronen (290 Millionen Euro) zusätzlich für die Gehälter der Krankenhausärzte und 1,5 Milliarden (knapp 60 Millionen Euro) für die Bezahlung des Krankenpflegepersonals.

Stattdessen dürften Hausärzte 2018 im Schnitt sogar weniger erhalten als jetzt, klagt ihr Interessensverband. Zudem geht es um eine Neuerung, die das Ministerium ab Januar fordert. Demnach dürfen Rezepte nicht mehr per Hand, sondern nur noch elektronisch ausgestellt werden.

Petr Šonka
„Die derzeitige Software kann nicht das, was sie eigentlich sollte. Sie ist zudem höchst unpraktisch für die Ärzte. Wenn die Pflicht zur Erstellung von elektronischen Rezepten wie geplant am 1. Januar 2018 in Kraft tritt, kommt es zu einem großen Chaos“, so der Vorsitzende des Hausärzteverbandes in Tschechien, Petr Šonka.

Ab dem neuen Jahr soll jedes Rezept auf einem zentralen Server gespeichert werden. Die Ärzte fürchten aber, dass dies nicht sicher ist. Zudem können sie selbst nicht einsehen, ob der Patient auch noch von anderen Ärzten weitere Medikamente verschrieben bekommt. Das sollte die Software eigentlich ermöglichen, um die Gabe der richtigen Mittel zu garantieren. Und nicht zuletzt verfügen gerade ältere Ärzte in ihren Praxen gar nicht über einen Internetzugang. Deshalb fordert der Verband, die Pflicht zum elektronischen Rezept zu verschieben.