Stimmakrobatin Jana Koubková mit neuem Album

Jana Koubková (Foto: Vlastislav Balcar, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Sie gilt als Grande Dame des Jazzgesangs in Tschechien. Dabei ist Jana Koubková jegliches Schubladendenken eigentlich verhasst. Und auf ihrem jüngsten Album beweist sie auch eine unglaubliche Stilbreite – da geht es von Jazz über Rock zu Blues und Folk.

Foto: Supraphon
Die CD ist vergangenes Jahr erschienen und heißt „A tak si jdu…“ (Und so gehe ich…). Die Songs haben teils viel Energie und Witz. Dass Koubková bereits 72 Jahre alt ist, fällt einem überhaupt nicht ein. Die Stimmakrobatin hat die Songs selbst geschrieben beziehungsweise zusammen mit dem Gitarristen Roman Hampacher. Und dieser kommt nicht aus dem Jazz, sondern ist ein gestandener Rocker. Das hört man bei einigen Stücken sehr deutlich. Für ein angebliches Jazz-Album ist das ungewöhnlich. Aber Jana Koubková bemüht gern Miles Davis dazu, der in seiner Autobiographie schreibt, gute Musik sei einfach gute Musik und müsse nicht in Schubladen passen.

Für „A tak si jdu…“ hat Jana Koubková sieben weitere Musiker um sich gesammelt, unter ihnen neben Gitarrist Hampacher auch der anerkannte Percussionist Alan Vitouš. So ist ein eigener Sound entstanden.

Jana Koubková  (Foto: Vlastislav Balcar,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Jana Koubková hat als Kind bereits in Chören gesungen. Ihre Liebe zum Jazz entdeckt sie erst spät, etwa Mitte der 1970er Jahre. Als Jazzsängerin verdient sie sich ihre ersten Meriten bei der Band Jazz Sanatorium des Kontrabassisten Luděk Hulan. Im Folgenden spielt Koubková mit allen zusammen, die Rang und Namen haben im tschechoslowakischen Jazz wie zum Beispiel Martin Kratochvíl oder Milan Svoboda. Und sie macht ihre eigenen Projekte, so etwa Horký dech Jany Koubkové, zusammen mit dem aufstrebenden Ausnahmegitarristen Michal Pavlíček. 1981 gründet sie dann „Vokalíza“ ein Nachwuchsfestival für Jazz- und Bluessängerinnen und -sänger. Die Umtriebigkeit und Vielseitigkeit ist Jana Koubková bis heute geblieben. Mittlerweile schreibt sie auch Poesie, die sie „zvukomalebnorytmickoptákovská poezie“ nennt, also in etwa „rhythmisch-tonmalerisch-verrückte Poesie“. Und diese ist auch auf dem neuen Album zu hören.

Smrt standardizmu  (Foto: YouTube)
Jana Koubkovás Umtriebigkeit zeigt sich auch darin, dass sie mindestens fünf musikalische Projekte gleichzeitig betreibt. Neben der aktuellen Band für das neue Album sind das die Formation Smrt standardizmu (in etwa: Tod dem Jazz-Standardtum), das Jana Koubková Quartett, die Provokace na place (Provokation vor Ort bzw. am Platz) und ihr Duo mit dem Pianisten und Akkordeon-Spieler Ondřej Kabrna, der auch am neuen Album mitgearbeitet hat. Meist ist die Sängerin auf kleineren Bühnen zu sehen und zu hören. Und das im Übrigen auch immer wieder in Deutschland.

Autor: Till Janzer
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