Weniger Drogenabhängige, zu viel Alkoholkonsum
Die Zahl der Drogenabhängigen ist in Tschechien zurückgegangen. Das ist die erfreuliche Nachricht. Aber ein großer Teil der Tschechen konsumiert Alkohol in gefährlichem Umfang. Dies steht im Bericht des Ausschusses für Drogenpolitik bei der tschechischen Regierung für das vergangene Jahr.
„Im vorletzten Jahr waren es 38 Menschen, im vergangenen 44. Noch vor einigen Jahren gab es etwa nur 15 Todesfälle.“
Schuld daran hätten unter anderem neue Betäubungsmittel, die auf dem Schwarzmarkt verkauft würden:„Eines davon ist Fentanyl. Seine Wirkung ist bis zu eintausend Mal stärker als die von Heroin. Es ist ein Schmerzmittel für Patienten im Endstadium schwerer Krankheiten und wird als Pflaster angebracht. Über die Patienten gelangt es auch zu den Drogenkonsumenten. Sogar aus dem bereits genutzten Pflaster kann man noch eine Dosis gewinnen.“
Die meisten Drogenabhängigen leben in Prag und im Kreis Ústí nad Labem / Aussig. Insgesamt bestehen hierzulande etwa einhundert Antidrogen-Programme. Die Experten halten dies aber weiter für zu wenig.
Außerdem verweisen sie darauf, dass viel zu wenig Aufmerksamkeit auf den Alkoholkonsum gelenkt wird. Und das obwohl Alkohol jährlich mehr Menschen tötet als illegale Drogen. Laut Vobořil ist der Genuss von Alkohol für Jugendliche besonders gefährlich:„Das Risiko der Sucht liegt bei ihnen bis zu sieben Mal höher als bei älteren Menschen. Tschechien gehört im Bereich des Alkohol- und Tabakkonsums zu den führenden Ländern in Europa und der Welt.“
Männer gelten als von ALkoholsucht bedroht, wenn sie mehr als drei Bier, 0,6 Liter Wein oder drei Schnapsgläser pro Tag trinken. Für Frauen gelten zwei Drittel der Menge. Etwa 640.000 Tschechinnen und Tschechen über 15 Jahre gehören zu dieser besonders gefährdeten Gruppe, weitere 540.000 Menschen stehen an der Schwelle dorthin.
Die tschechische Regierung hat sich im vergangenen Jahr auf einen Plan geeinigt, um Alkoholkonsum, Rauchen und Spielsucht zu bekämpfen. Unter anderem sollen ein Rauchverbot in Gaststätten kommen, abschreckende Bilder auf Zigarettenschachteln, höhere Alkoholpreise und Sanktionen für Wirte, die Alkohol an Jugendliche verkaufen. Das entsprechende Gesetz ist allerdings noch nicht vom Parlament verabschiedet. Es gilt als stark umstritten.