Tschechien verstärkt Kooperation mit Fraunhofer Gesellschaft

Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik

Industrie 4.0, IT-Sicherheit, Werkstoffe: Tschechien und Deutschland wollen an Projekten der angewandten Forschung stärker zusammenarbeiten. Ein Memorandum zwischen der tschechischen Regierung und der Fraunhofer Gesellschaft wurde am Mittwoch in Prag unterzeichnet.

Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik
Die tschechisch-deutsche Kooperation im Bereich Wissenschaft und Forschung wurde am Mittwoch mit einem Memorandum offiziell besiegelt. Vize-Premier Pavel Bělobrádek ist in der tschechischen Regierung für Forschung, Entwicklung und Innovationen zuständig:

„Im Rahmen des tschechisch-deutschen strategischen Dialogs ist die Wissenschaft und Forschung der Bereich, der den größten Fortschritt gemacht hat. Mit diesem Memorandum erreicht eine langjährige Diskussion mit unseren deutschen Partnern ihren Höhepunkt.“

Ralf Wehrspohn  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Die Diskussion wird auch mit Einrichtungen geführt, die sich in Deutschland mit Grundlagenforschung beschäftigen, wie dem Max-Planck-Institut. Im Fall der Kooperation mit der Fraunhofer Gesellschaft geht es hingegen um die angewandte Forschung. Die Vorbereitungsphase wurde vom Leiter des Fraunhofer Instituts in Halle, Ralf Wehrspohn, geleitet.

„Wir haben Themen festgelegt, an denen wir gemeinsam arbeiten wollen. Da haben wir vor allem den ganzen Bereich der Industrie 4.0 und IT-Sicherheit ins Auge gefasst.“

Da gebe es auch schon Projekte der Fraunhofer Gesellschaft mit Forschungseinrichtungen als auch Industriepartnern in Tschechien, so Wehrspohn:

Alfred Gossman  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
„Das zweite Thema sind Materialien, Werkstoffe und Analytik. Hier gibt es auch schon zahlreiche Kooperationen. Gerade in den mittelständischen Unternehmen in diesem Bereich ist Tschechien teilweise Weltmarktführer. Insgesamt hat Fraunhofer im letzten Jahr ungefähr zwei Millionen Euro mit Partnern in Tschechien umgesetzt.“

Laut Alfred Gossman von der Fraunhofer Gesellschaft will man die verstärkte Kooperation zunächst mit konkreten Projekten beginnen.

„Wenn sich das bewährt, werden wir eine stärkere Form der Zusammenarbeit finden, also eine institutionalisierte Form. Und vielleicht gelangen wir sogar zu einer gemeinsamen regionalen Wachstumsstrategie.“

Pavel Bělobrádek  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Die tschechische Regierung hat in ihrem Aktionsplan für Forschung, Entwicklung und Innovationen für 2016-2020 die Absicht erklärt, in Tschechien eine starke Basis für die angewandte Forschung zu schaffen. Vizepremier Pavel Bělobrádek:

„Für uns ist wichtig, dass wir Hilfe und Unterstützung vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen finden. Denn diese Unternehmen haben keine Kapazitäten für eine eigene Forschung. Das ist gerade ein Bereich, in dem wir uns bei der deutschen Fraunhofer Gesellschaft inspirieren lassen können.“

Die kleinen und mittelständischen Unternehmen sind laut ihrem Verbandschef Karel Havlíček derzeit einem extrem hohen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Und zwar in Folge der Entwicklung der Märkte in Asien und einer immer größeren Vernetzung der Zuliefererketten. Die Firmen müssten daher auf Innovationen setzen:

Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik
„Sie müssen ihre Arbeitsabläufe und Produkte ändern. Um Forschung betreiben zu können, brauchen sie unbedingt qualifizierte Partner. Deswegen ist der heutige Schritt für uns sehr wichtig. Er kommt in letzter Minute, beziehungsweise schon mit ein bisschen Verspätung.“