Mindestlohn steigt – Kritik von Industrie und Handel

Foto: Ladislav Bába (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Der tschechische Mindestlohn steigt um mehr als zehn Prozent. Ab Beginn kommenden Jahres soll er bei 11.000 Kronen (407 Euro) liegen. Dies hat die Regierungskoalition von Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) am Mittwoch entschieden.

Vladimír Dlouhý  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Der Regierungschef begründete die Anhebung damit, dass der Mindestlohn hierzulande einer der niedrigsten sei in ganz Europa. Nur in Litauen, Ungarn, Rumänien und Bulgarien liege er noch niedriger. Sobotka kündigte an, über eine weitere Anhebung des Minimallohns verhandeln zu wollen.

Diese Pläne sieht man bei der tschechischen Handelskammer mit Unbehagen. Handelskammerpräsident Vladimír Dlouhý beklagt vor allem, dass der Mindestlohn flächendeckend heraufgesetzt wird. Firmen wüssten selbst viel besser, wann sie ihren Angestellten mehr zahlen könnten, so Dlouhý. Er wies auch darauf hin, dass die Arbeitgeber laut den Prognosen der Kammer weiter die Löhne anheben wollen, und zwar im kommenden Jahr um durchschnittlich zwischen 4,8 und 5,0 Prozent.

Foto: Ladislav Bába,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Der Verband für Handel und Fremdenverkehr warnt bereits jetzt vor Insolvenzen. Für kleinere Geschäfte auf dem Land könnte der höhere Mindestlohn das Aus bedeuten, hieß es. Dorfläden stünden bereits jetzt häufig an der Grenze zwischen Gewinn und Verlust, so Verbandspräsidentin Marta Nováková.

Die Gewerkschaften hatten hingegen einen noch stärkeren Anstieg des Mindestlohns gefordert, sie wollten 500 Kronen (18,50 Euro) mehr. Laut den Statistiken verdienen in Tschechien rund 3,2 Prozent der Beschäftigten den Mindestlohn, das sind 115.000 arbeitende Menschen.

Autor: Till Janzer
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