Prager Professor erinnert sich: Angela war stets ruhig und arbeitswillig

Angela Merkel im Jahr 1990 (Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0803-017 / Settnik, Bernd / CC-BY-SA 3.0 Unported)

Als Bundeskanzlerin besucht Angela Merkel nach vier Jahren wieder Prag. Sie kennt die tschechische Metropole aber schon seit den 1980er Jahren. Damals verbrachte sie als Physikerin dreimal je drei Monate an der Akademie der Wissenschaften.

Rudolf Zahradník  (Foto: Archiv Radio Prag)
Angela Merkel wurde bei ihren Forschungsaufenthalten in der damaligen Tschechoslowakei vom tschechischen Physikochemiker Rudolf Zahradník betreut. Mit dem Wissenschaftler und späteren Präsidenten der tschechischen Akademie der Wissenschaften steht sie seitdem regelmäßig in Kontakt. Auch der Prag-Besuch der Politikerin vor vier Jahren bot eine Gelegenheit zum Treffen:

„Ich freue mich ausgesprochen hier zu sein, ich bin immer wieder gerne in Prag. Ich erinnere mich auch an meine Aufenthalte hier als Physikerin und freue mich, dass mein Lehrer von damals, Rudolf Zahradník, mit seiner Frau hier heute unter uns ist.“

Soweit Merkel bei ihrem Besuch der Karlsuniversität damals. Auch diesmal ist der Professor zugegen, wenn die Bundeskanzlerin an einer Debatte über die digitalisierte Wirtschaft, die Industrie 4.0, an der Technischen Hochschule in Prag teilnimmt. In einem Gespräch für den Tschechischen Rundfunk sagte Zahradník über seine ehemalige Kollegin:

„Alles, was sie angefangen hat, hat sie mit großem Engagement, mit einem tiefen Wissen und, ich traue mich dies so zu sagen, mit einer leidenschaftlichen Einstellung gemacht. Sie war ein sehr arbeitswilliger Mensch.“

Und zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit ihr bemerkte Zahradník:

Angela Merkel im Jahr 1990  (Foto: Bundesarchiv,  Bild 183-1990-0803-017 / Settnik,  Bernd / CC-BY-SA 3.0 Unported)
„Es war in der Regel unsere moralische Pflicht, eine gemeinsame Publikation zu veröffentlichen. Unsere Namen stehen zusammen in den bibliographischen Angaben. Eine unserer gemeinsamen Arbeiten betraf zum Beispiel die Berechnung der Solvatisierungsenergie, die in der Theorie der chemischen Reaktivität von großer Bedeutung ist.“

Nachdem Angela Merkel von der Wissenschaft in die Politik wechselte, hat sie sich als Mensch laut Zahradník kaum verändert:

„Sie war ruhig. Auch wenn sie gleichzeitig drei Arbeiten machte, wirkte sie ruhig. Sie hat diesen Eindruck auch nach fünf, nach zehn oder nach dreißig Jahren gemacht. Sie ist das, was man in der Physik als Bewegungskonstanz bezeichnet: Ihr Charakter und ihre menschlichen Eigenschaften ändern sich nicht.“

Auch die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Merkel und der Familie Zahradník sind konstant geblieben. Ab und zu klingle das Telefon, und sie melde sich mit 'Angela sei da', so Zahradník:

„Ich sage dann 'Grüß Gott' beziehungsweise 'Guten Tag' oder 'dobrý den'.“