Gartenabfälle, faule Äpfel und Bananenschalen – Tschechen tun sich mit Biomüll schwer
Nicht nur in Deutschland ist Mülltrennen ein Volkssport. Auch in Tschechien ist man dabei relativ gewissenhaft. Was für Plastik und Papier sehr gut funktioniert, hat sich aber für Biomüll noch nicht wirklich durchgesetzt. Die Recycling-Firma Eko-Kom hat nun vorläufige Zahlen vorgestellt, wie viel direkt in der braunen Biotonne landet.
„Die Gemeinden könnten noch viel mehr machen auf diesem Gebiet. Die meisten Menschen verwenden die braunen Tonnen dazu, um sich ihrer Gartenabfälle zu entledigen. Dadurch haben sie aber aufgehört zu kompostieren. Zudem gelingt es nach wie vor nicht, die Menge der Küchenabfälle zu reduzieren.“
Dies ist jedoch eigentlich der Sinn der braunen Tonnen. Tschechien bemüht sich mit diesen nämlich, eine Umweltrichtlinie der EU umzusetzen. Bis 2020 soll der Biomüll auf den tschechischen Deponien auf ein Drittel reduziert werden. Unter Biomüll sind dabei alle biologisch abbaubaren Abfälle zu verstehen, tierische Überreste wie Fleisch ausgeschlossen.Dass diese Aufgabe nicht leicht wird, gibt auch das tschechische Umweltministerium zu. Dominika Pospíšilová ist Pressesprecherin des Ministeriums:
Rund die Hälfte der Abfälle werde noch auf Deponien gelagert, sagt sie. Damit hinke Tschechien im europäischen Vergleich hinterher. Die braunen Tonnen seien daher nur ein erster Schritt. Man wolle zusätzlich die Zahl der Sammelstellen erhöhen und die Angelegenheit auch gesetzlich regeln, heißt es aus dem Ministerium. Ab 2024 solle die Lagerung abbaubaren Mülls auf Gemeindedeponien gänzlich untersagt sein.Wie es aber tatsächlich um die Trennung von Bioabfällen in Tschechien steht, weiß das Unternehmen Eko-Kom. Es betreibt nämlich einen Großteil der öffentlichen Müll-Container im Land. Lucie Müllerová ist Sprecherin von Eko-Kom:
„Die genauen Zahlen bekommen wir voraussichtlich im Herbst. Zu diesem Zeitpunkt stehen uns vorläufige Werte zur Verfügung. Demnach kommen jährlich rund 80 bis 150 Kilogramm getrennten Biomülls auf jeden Einwohner Tschechiens.“
Die Organisation Arnika hat jedoch auch regionale Unterschiede festgestellt. So sind die Bewohner des westböhmischen Cheb / Eger eher Mülltrenn-Muffel. Die Stadt Písek zeigt sich hingegen vorbildlich, wie Milan Havel von Arnika bestätigt:In der ganzen Stadt gäbe es rund 2000 Container für Biomüll, so Havel. Auf jeden Einwohner kämen so über 200 Kilogramm getrennten Biomülls pro Jahr zusammen. Damit liegt Písek weit über dem tschechischen Durchschnitt und zählt sogar zur europäischen Spitze.