Sommerfilmschule: Shakespeare auf Leinwand, Passer und Visconti

Foto: ČTK

Das größte tschechische Filmfestival ohne Wettbewerb ist in vollem Gang: die sogenannte „Sommerfilmschule“ in Uherské Hradiště / Ungarisch Hradisch. Im Mittelpunkt stehen diesmal das philippinische Kino sowie unabhängige Filme aus den USA, aber auch etwa der 400. Todestag von William Shakespeare.

Zum 42. Mal ist Uherské Hradiště in der Mährischen Slowakei voll auf Kino eingestellt. In der letzten Juli-Woche werden dort bei der „Sommerfilmschule“ rund 230 Streifen gezeigt. Einige davon verarbeiten die Stoffe aus den Dramen von Shakespeare, denn sein 400. Todestag ist ein Themenschwerpunkt des Festivals. Die US-amerikanische Regisseurin Julie Taymor hat ihr Debütwerk „Titus“ von 1999 nach Uherské Hradiště gebracht:

„Ich bin der Meinung, dass ‚Titus‘ eines der größten Dramen von Shakespeare ist. Es ist die tiefste Studie über die Gewalt, die in der westlichen Welt geschrieben wurde. Als wir den Film Ende der 1990er Jahre gemacht haben, haben wir den Balkan-Krieg reflektiert. Angesichts dessen, was derzeit in der Welt geschieht, scheint der Streifen aber noch aktueller zu sein.“

Emília Vašáryová als Eva Nová im gleichnamigen Film  (Foto: Archiv von Febiofest)
Taymor erhält zum Abschluss des Festivals den Preis des Tschechischen Verbandes der Programmkinos. Bereits am Dienstag wurde die in Tschechien sehr populäre slowakische Schauspielerin Emília Vašáryová geehrt. Sie stellte den neuen slowakischen Film „Eva Nová“ vor. Darin spielt sie als Hauptrolle eine Schauspielerin, die aus der Alkoholentziehungskur zurückkommt:

„Schauspielerinnen in meinem Alter bekommen selten eine solche Rolle. Diese zieht sich vom Anfang bis zum Ende des Films. Ich habe daher den Charakter dieser Schauspielerin komplex gestalten können, auch wegen des gut geschriebenen Drehbuchs.“

Ivan Passer  (Foto: ČTK)
Zu den Festivalgästen gehört ebenso der in den USA lebende tschechische Regisseur Ivan Passer. Er gehörte in den 1960er Jahren der Neuen Welle des tschechoslowakischen Films an und arbeitete mit Miloš Forman zusammen. Passer machte aber auch seinen eigenen Film, mit dem Titel „Intime Beleuchtung“. Dieser Klassiker wurde in Uherské Hradiště nun in einer neuen, digitalisierten Version aufgeführt. Gezeigt werden aber auch Passers spätere Filme aus den USA. Iva Hejlíčková ist Programmdirektorin des Festivals:

„Ivan Passer hat im Ausland weitere Filme gemacht, manche sind sehr gut, anerkannt und berühmt. Ich denke, dass sie bis auf eine oder zwei Ausnahmen bei uns nicht bekannt sind.“

Der 83-jährige Regisseur plant drei neue Filme, mit Schauspielern wie Penelope Cruz und Dustin Hoffman. In Uherské Hradiště nahm Ivan Passer den Jahrespreis des Verbandes der Programmkinos entgegen. Dabei unterstrich der Regisseur, dass Filme weder politischer noch wirtschaftlicher Zensur unterliegen dürften:

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„Ich setze mich so gut wie möglich dafür ein, dass die Regierung Filme in einer Weise fördert, dass diese nicht abhängig sind vom kommerziellen Erfolg. Denn ein Film ist der beste Botschafter überhaupt, es geht dabei nicht nur ums Geld.“

Die Sommerfilmschule läuft noch bis Samstag. Auf dem Programm steht etwa eine Retrospektive des italienischen Regisseurs Luchiano Visconti (1906-1976). Im Fokus stehen zudem Filme der Visegrád-Länder, die Anfänge des Science-Fiction-Films oder aber der „König der B-Movies“, Roger Corman.

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