Diskussionsrunde zum Islam – Islam-Kritikerin Samková sorgt für Eklat
Am Mittwoch hat in den Räumlichkeiten des tschechischen Abgeordnetenhauses eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Islam stattgefunden. Die Runde mit dem Titel „Sollen wir Angst vor dem Islam haben?“ wurde vom Ausschuss für europäische Angelegenheiten und dem Abgeordneten Zdeněk Soukup (Partei Ano) organisiert. Geladen waren nicht nur Fachleute und Vertreter islamischer Verbände sowie der Zivilgesellschaft, und auch deswegen kam es zum Eklat. Strahinja Bućan mit den Einzelheiten.
„In Tschechien beginnen Debatten dieser Art leider immer konfrontativ. Erst danach kristallisieren sich sinnvollere Fragen heraus. Die Zusammenstellung dieser Runde zum Islam war ziemlich merkwürdig. Es waren Menschen geladen, die schon vorher ihre kategorisch negative Haltung zu dem Thema kundgetan haben.“
Hesová meint damit vor allem die Anwältin und ehemalige Roma-Aktivistin Klára Samková. Von den Roma distanzierte sie sich aber im Jahr 2014. Seit einigen Jahren ist Samková in islamfeindlichen Organisationen wie dem Block gegen den Islam aktiv und hegt enge Verbindungen zur Initiative „Islám v ČR nechceme“ / „Den Islam wollen wir in Tschechien nicht“.
In ihrem Diskussionsbeitrag bezeichnete Samková den Islam als totalitäre Ideologie und nannte ihn in einem Atemzug mit Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus. Unmenschlich und gegen jede Zivilisation sei diese Religion, so Samková. Die Reaktionen auf ihre Aussagen waren scharf. Die ebenfalls geladenen Botschafter der Türkei, Ägyptens und Saudi Arabiens verließen den Raum. Auch die Abgeordnete Nina Nováková (Top 09) schloss sich ihnen an:„Welche Zivilisation repräsentiert denn Klara Samková? Eine Zivilisation, gegründet auf dem Schutz der Menschenrechte und Freiheit? Das behauptet sie ja von sich. Dann aber stellt sie eine Religion mit verbrecherischen Systemen gleich. Dabei ist die Religion ja weder eine politische noch wirtschaftliche Struktur. Für mich ist hier eine Grenze überschritten. Was sind wir denn für eine Zivilisation, wenn wir solche Reden zulassen? Da hört jede Diskussion eindeutig auf.“
Insgesamt war die Diskussion aber sachlich, auch wenn der Islam sehr kritisch betrachtet wurde. Vor allem der Blick auf die Integration von Muslimen in Westeuropa war der Grund für einen skeptischen Unterton der jeweiligen Beiträge. Dennoch sahen die Redner von Pauschalurteilen und einer kollektiven Dämonisierung des Islam und der Muslime ab. Ganz besonders Muneeb Hassan Alrawi, tschechisch-irakischer Unternehmer und Vorsitzender der islamischen Gemeinden in Tschechien, rief zu einer differenzierten Betrachtungsweise auf:„Wir müssen keine Angst vor dem Islam haben, aber doch vor gewissen Muslimen. Wir müssen die Muslime objektiv betrachten. Dabei darf natürlich das Bild des Islam insgesamt nicht von den Taten einzelner Muslime geprägt sein. Sonst dürfte sich ja niemand mehr zu seiner Meinung bekennen. Immer findet sich jemand, der dem Image einer Weltanschauung schadet.“Zora Hesová von der Gesellschaft für internationale Fragen wünscht sich im Rückblick indes eine andere Diskussionskultur:
„In Tschechien besteht hier ein Problem. Bestimmte Konzepte, Begriffe und Fakten werden von der Fachwelt nicht diskutiert oder erklärt. Es fehlt eine treffliche und konstruktive Auseinandersetzung mit bestimmten Themen. Das fehlt hier ganz besonders. Ich denke aber, auch diese Debatte hat geholfen zu zeigen, was wir besser machen können.“