Regensburger Studenten bringen Havels „Versuchung“ nach Prag

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Viele mussten ihn im Deutschunterricht in der Schule lesen: Den Faust von Goethe. Dass der Stoff dieser Tragödie auch im 20. Jahrhundert noch aktuell gewesen ist, hat Václav Havel mit seinem Theaterstück „Die Versuchung“ gezeigt. Die Parabel beschreibt die Zustände des Sozialismus zu seiner Zeit und übt gleichzeitig Kritik daran. Und dieses Drama des tschechischen Autors und späteren Staatspräsidenten hat das Theaterforum Regensburg am Dienstag in Prag aufgeführt.

Es sind Studierende, die in Prag auf der Bühne stehen: Die Versuchung ist der Beitrag des Theaterforums Regensburg zum 80. Geburtstag von Václav Havel. Auf Deutsch. Das selbstinszenierte Stück war beim Regensburger Publikum so gut angekommen, dass die Gruppe die Inszenierung auch in Havels Heimat aufführen wollte. Selbst den hohen Organisationsaufwand scheuten die Studierenden nicht. Teresa Weiser war für die Vorbereitungen und den Kontakt nach Prag zuständig. Sie ist deutsche und tschechische Muttersprachlerin:

„Zu der Zeit, als ich das gerade organisiert habe, war ich am Prager Goethe-Institut und habe dort ein Praktikum gemacht. Dort habe ich viel Unterstützung in Form von Ratschlägen bekommen.“



Die Versuchung  (Foto: Fenja Gerstmann)
Nach vielen Proben hat die selbstorganisierte Studentengruppe ihre Inszenierung am Dienstag im Prager Salesianer Theater aufgeführt. Die Regisseurin Regina Wirth war am Ende begeistert, auch wenn es einen Unterschied zwischen dem Prager Publikum und dem Regensburger gab.

„Das Publikum war ein bisschen ruhiger und zögerlicher, aber nach ein paar Szenen sind die Menschen aufgetaut. Und die Energie, die vom Publikum kam, hat man dann auch auf der Bühne gesehen.“

Nach der Aufführung gab es lang anhaltenden Applaus für die Schauspieler. Auch dem deutschen Botschafter, der die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat, hat das Stück sichtlich gefallen. Die Regisseurin ist zufrieden:

Severin Fritzsche als Fistula  (Foto: Fenja Gerstmann)
„Es hat wirklich Spaß gemacht, die Show heute zu sehen. Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten, die einfach zum Theater dazugehören, hat alles wirklich grandios funktioniert.“

Manuel Karadeniz war der Hauptdarsteller. Er spielte die Figur des Heinrich Faustka. Der Doktor bemüht sich, gemeinsam mit seinen Kollegen des sogenannten Instituts, den Aberglauben zu bekämpfen und die Vernunft zu kontrollieren. In der hierarchischen Struktur hinterfragt keiner das System, geschweige denn die wirklich Aufgabe – außer Dr. Faustka. Er will das Verbotene verstehen lernen. Dabei trifft er auf Fistula, den Handlanger des Teufels. Dr. Faustka gerät in eine Zwickmühle zwischen dem Institut und Fistula, der ihm vorgibt, neue Forschungsansätze aufzuzeigen. Der Doktor versucht in dem Spiel so wenige Gefühle wie möglich nach außen dringen zu lassen. Für Manuel Karadeniz war das eine Herausforderung.

Theaterforum Regensburg  (Foto: Fenja Gerstmann)
„Das war ziemlich schwer, weil Heinrich Faustka ein Mensch ist, der seine Gefühle nur im Verborgenen oder fast gar nicht zeigt und weil er meinem Charakter überhaupt nicht entspricht – so impulsiv und oft aggressiv. Die ganze Zeit so böse zu gucken, ist für mich anstrengend. Da wird man richtig depressiv.“

Da keiner der Akteure Schauspiel studiert, haben sich die Darsteller vom Böse-gucken bis zum unechten Ohrfeigengeben alles selber beigebracht. Und weil Theater ihr Hobby ist, wechseln nach jedem Projekt der Regisseur, das Organisationsteam und natürlich auch die Schauspieler. Außerdem wird nur das auf die Bühne gebracht, was die gesamte Gruppe überzeugt. Eine Idee für das nächste Projekt gibt es allerdings noch nicht.

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