Rechnungshof: Modernisierung der Bahnstrecken kommt kaum voran

Foto: Aktron, CC BY 3.0

Die Tschechische Republik hat eines der dichtesten Bahnnetze in Europa. Allerdings wurde wie anderswo zu kommunistischen Zeiten nicht in die Modernisierung investiert. Das geschah erst nach der politischen Wende – doch der Rechnungshof kritisiert, dass alles zu lange dauert und dazu auch noch viel zu teuer ist.

Bahnkorridor nach České Budějovice  (Quelle: Jan Groh,  CC BY 3.0)
Von Prag nach České Budějovice / Budweis sind es knapp 200 Kilometer. Doch auch der schnellste Zug zuckelt gemütlich vor sich hin. Erst nach rund zweieinhalb Stunden steigt man aus dem Waggon. Das ist zwar deutlich schneller als früher. Aber an einigen Stellen rumpelt es wie in alten Tagen.

Das muss nicht verwundern, wenn man den neuesten Bericht des Obersten Rechnungshofes in Tschechien aufschlägt. Dort wird kritisiert, dass die europäischen Bahnkorridore hierzulande noch längst nicht modernisiert sind – obwohl dies schon 2010 hätte geschehen sollen. Außerdem seien die Kosten zu hoch, heißt es. Olga Málková ist Sprecherin der Behörde. Sie nennt als Beispiele die wichtigste Ost-West-Verbindung von Bohumín über Prag nach Cheb und die Haupt-Nord-Süd-Strecke von der Grenze zu Sachsen über Prag und Budweis an die Grenze zu Österreich:

Foto: Aktron,  CC BY 3.0
„Die Kosten für einen Kilometer Modernisierung lagen beim dritten Bahnkorridor bei 186 Millionen Kronen und beim vierten Korridor sogar bei 203 Millionen Kronen. Die Modernisierung zieht sich laut dem Obersten Rechnungshof zudem unvergleichlich lang hin, dabei hat die Behörde schon 2009 auf dieses Problem aufmerksam gemacht. Obwohl danach Maßnahmen ergriffen wurden, hat sich die Lage nicht verbessert.“

Die Preise liegen teils um die Hälfte höher als ursprünglich geplant. Und gerade beim dritten und vierten Bahnkorridor gibt es auch die größten Verzögerungen. Die Korridore werden wohl erst 2021 fertig. Die gesamte Bauzeit beliefe sich damit auf rund 20 Jahre. Dass es solche Verzögerungen gibt, erklärt das Verkehrsministerium unter anderem mit zusätzlichen Arbeiten.

Petr Šlegr  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Wir modernisieren auch die großen Bahnknotenpunkte, die meist nicht zu den Arbeiten an den Korridoren gerechnet wurden. Wir werden uns aber auf jeden Fall bemühen, die Korridore möglichst schnell fertigzustellen.“, so Ministeriumssprecher Zdeněk Neusar.

Allerdings bleiben neuralgische Punkte wohl noch länger eine Schwachstelle im tschechischen Eisenbahnnetz. Zumindest, wenn man Petr Šlegr hört. Er leitet das „Zentrum für effizienten Verkehr“, es ist ein Verein zur Förderung des Bahnverkehrs:

„Derzeit gehen gerade die Arbeiten am dritten Korridor von Prag nach Westböhmen zu Ende. Und beim vierten Korridor von Prag nach Südböhmen wird der Verlauf des Stücks vor Budweis gelöst. Im Grunde bleiben damit aber die wichtigsten Abschnitte bis zum Schluss übrig. Auf der Strecke von Prag nach Olmütz wurde zum Beispiel noch nicht einmal mit den Arbeiten am Stück von Choceň nach Ústí nad Orlicí begonnen.“

Illustrationsfoto: Europäische Kommission
Ministeriumssprecher Zdeněk Neusar nennt aber noch weitere Gründe für die Verzögerungen. Im Schnitt habe es sechs Jahre lang gedauert, um allein die Baugenehmigungen zu erhalten. Zudem hatte der frühere Verkehrsminister Vít Bárta mehrere Projekte zwischenzeitlich gestoppt. Dazu gehörten auch die Arbeiten am vierten Bahnkorridor von Tábor nach Süden.

Autor: Till Janzer
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