Wende im Fall Růžička: Gegen den Eishockeytrainer wird nun wegen Veruntreuung ermittelt
Die Affäre um den ehemaligen Cheftrainer der tschechischen Eishockey-Nationalmannschaft, Vladimír Růžička, ist nicht im Sand verlaufen. Dies ist das Zwischenfazit der polizeilichen Ermittlungen gegen den heutigen Trainer des Extraligaklubs HC Piráti Chomutov. Verschoben hat sich indes der Fokus der polizeilichen Ermittlungen. Wurde gegen den 52-Jährigen zunächst wegen möglicher Bestechung ermittelt, so läuft die Causa nun auf den Verdacht der Veruntreuung hinaus.
Und noch mehr Eltern beschuldigten Růžička, für einen Profivertrag bei Slavia Schmiergeld verlangt zu haben. In einem heimlichen Videomitschnitt beschwerte sich ein Spielervater bei Růžička, dass sein Sohn trotz Zahlung von 500.000 Kronen (18.000 Euro) nicht zum versprochenen Einsatz bei Slavia gekommen sei. Das Video hat der Spielervater dann im April 2015 veröffentlicht und damit die ganze Affäre losgetreten.
Der Betreiber des Internetportals protikorupcnilinka.cz (dt.: Antikorruptions-Hotline), Jiří Jehlička, erstattete daraufhin Strafanzeige gegen Růžička. Noch vor Beginn der vorjährigen WM in Tschechien nahm die Polizei in dieser Sache ihre Ermittlungen auf. Jetzt aber haben die Ermittlungen eine etwas andere Richtung erhalten. Dazu sagte der Sprecher der Prager Polizei, Tomáš Hulan:„Wir haben die Angelegenheit anfangs auf den Verdacht des Betrugs und der Bestechung hin untersucht. Nun aber münden die Ermittlungen auf den Verdacht der Veruntreuung.“
Für den Verdacht der Bestechung habe es an Beweisen gemangelt, auch weil beide Seiten, der Spielervater und der ehemalige Slavia-Trainer, dies vehement abgestritten hätten. Nachweislich aber habe Růžička die halbe Million Kronen in Empfang genommen, sie aber nicht in der Vereinskasse des HC Slavia verbuchen lassen, erklärt Strafanzeiger Jehlička. Bezüglich der Veruntreuung aber wird mittlerweile noch in eine weitere Richtung ermittelt, sagt der Rundfunkreporter Janek Kroupa:„Die zweite Richtung, über die relativ wenig gesprochen wird, ist die Eishockeyschule, die von Vladimír Růžička betrieben wird. Denn meinem Kenntnisstand nach hat die Polizei sich auch mit der Stiftung befasst, die von Růžička geleitet wurde. Und diese Stiftung hat Geld gesammelt, von dem einiges auf das Konto von Vladimír Růžička geflossen sein soll.“
Bevor die schriftliche Anklage nicht bei ihnen eingegangen ist, würden sich sein Mandant und er nicht zu den jüngsten Beschuldigungen äußern, sagte Růžičkas Anwalt Vít Kučera am Mittwoch. Dafür äußerte sich der aktuelle Arbeitgeber des Trainers, der HC Piráti Chomutov. Der Direktor des Clubs, Jaroslav Veverka jun.:„Für uns gilt weiter die Unschuldsvermutung, und diese Haltung werden wir auch bis zum Ausgang der Affäre beibehalten. Wir haben weiter Vertrauen in Herrn Růžička.“
Ob dieses Vertrauen auch gerechtfertigt ist, wird die Zukunft zeigen. Im Falle eines Schuldnachweises im Sinne der Anklage aber drohen Růžička bis zu fünf Jahre Haft.