Ringen um weniger Emissionen – Tschechien und der Klimagipfel in Paris
Der Klimagipfel in Paris gilt als historisch. Niemals waren so viele Länder versammelt mit dem Ziel, die Erderwärmung zu stoppen: 195 sind es insgesamt. Auch Tschechien gehört dazu, und Premier Sobotka legte sich am Montag bereits verbal ins Zeug. Welche Ergebnisse wünscht man sich in Prag also vom UN-Klimagipfel? Was hat man selbst erreicht und sich als Ziel vorgenommen?
Der tschechische Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) hielt bereits am Montagabend eine Rede bei der Konferenz. In dieser bezeichnete er den Klimawandel als eine der größten Bedrohungen der Menschheit. Im Fernsehen wies er dann darauf hin, dass Tschechien nicht für sich allein, sondern die Europäische Union als Ganzes bei dem Weltgipfel verhandle:
„Wir wollen erreichen, dass sich alle Länder zu einer Reduktion von Treibhausgasen verpflichten. Dies soll nach den Vorstellungen der EU in rechtsverbindlichen Verträgen festgeschrieben werden, die eingeklagt werden können. Wir wollen, dass alle großen Verunreiniger ihren Beitrag leisten.“Ein Viertel der CO2-Emissionen stammen aus China, dahinter die USA mit fast 18 Prozent sowie Indien und Russland mit Werten um 5 Prozent. Die Vereinten Nationen haben 1992 das sogenannte Zwei-Grad-Ziel festgeschrieben. Demnach sollte die Erde sich gegenüber der Zeit vor dem Beginn der Industrialisierung maximal um zwei Grad erwärmen. Dafür müssten weltweit bis 2050 die Treibhausgas-Emissionen gegenüber 1990 um die Hälfte reduziert werden.
Tschechien ist auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen, sagt Pavel Zámyslický vom Umweltministerium in Prag.„In der Tschechischen Republik sind die Treibhausgas-Emissionen seit 1990 um mehr als ein Drittel zurückgegangen, und wir gehen davon aus, dass dieser Trend anhalten wird. Das heißt 2020 könnten wir bereits bei einem Rückgang von 40 Prozent liegen und 2030 bei 50 Prozent. Tschechien wird also seinen Teil zum Erreichen des Ziels in der Europäischen Union beitragen“, so Zámyslický, der die Delegation seines Landes in Paris leitet.
Umweltschützer kritisieren allerdings, dass Tschechien weiterhin viel zu energieintensiv produziert. Dadurch liegen die Treibhausgasemissionen im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt sehr hoch. 2012 sprang nur der fünftletzte Platz heraus unter 32 europäischen Staaten. Ein großer Anteil der klimaschädlichen Schadstoffe entsteht im Energiesektor. Josef Patočka von Friends of the Earth fordert daher:
„dass die tschechische Regierung wie angekündigt ein Dekarbonisierungsgesetz verabschiedet, in dem das Tempo zur Minderung der Treibhausgasemissionen auch verankert wird.“Dekarbonisierung heißt der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen. Im Energiekonzept rechnet das Kabinett Sobotka damit, den Einsatz von Braunkohle immer weiter zurückzufahren.
Doch im Weltmaßstab sind die tschechischen Pläne nur ein Tropfen Wasser in der Moldau. Es geht vor allem um mögliche Verpflichtungen der großen Verschmutzernationen. Bohuslav Sobotka rechnet mit einem schwierigen Weg zu einem möglichen neuen Weltklimavertrag:
„Die Dauer der Konferenz ist derzeit bis zum 11. Dezember angesetzt. Meiner Meinung nach dürfte bis zum letzten Moment verhandelt werden.“