Kunstwerke vermisst: Rechnungshof enthüllt Missstände in Nationalgalerie
In der Nationalgalerie fehlen Dutzende Kunstwerke. Das hat eine Kontrolle des tschechischen Rechnungshofs ergeben. Zuvor waren schon bei einer Inventur gewisse Kunstgegenstände nicht gefunden worden, so etwa über 30 wertvolle Zeichnungen unter anderem von Josef Lada, František Kupka und Jan Zrzavý, aber auch manche Statuen und Plastiken.
„Die Galerie hatte Zrzavýs Zeichnung ‚Zeyers Garten‘ zusammen mit weiteren 16 Zeichnungen in den Jahren 1999 und 2000 zur Ausstellung ‚Prag 1990‘ in ein Museum nach Amsterdam ausgeliehen. Dokumente belegen, dass die Galerie die Zeichnung nach der Ausstellung von einer Transportfirma wieder übernommen hat. Nach zwei Jahren wurde aber festgestellt, dass das Werk in den Beständen fehlt. 13 Jahre nach dem Verlust wurde eine Strafanzeige erstattet.“
Erhoben wurde die Strafanzeige erst letztens von Jiří Fajt, der vor einem Jahr zum Generaldirektor der Nationalgalerie ernannt wurde. Im Fall des Bildes von Zrzavý war seit vielen Jahren bekannt, dass das Werk vermisst wird. In anderen Fällen wurden erst bei der jetzigen Kontrolle Ungereimtheiten enthüllt.Aus der Kontrolle des Rechnungshofs geht weiter hervor, dass die Galerie nach dem Hochwasser von 2002 keine Inventur im Schloss Zbraslav durchgeführt hatte. Dort wurde eine Sammlung von Plastiken aufbewahrt. Seit den Überschwemmungen von damals fehlen etwa 25 Skulpturen. Jiří Fajt wirft der früheren Galerieleitung Nachlässigkeit vor:
„Die Nationalgalerie sollte damals die Schäden auswerten und dokumentieren. Bis heute haben wir keinen Überblick, welche Sachen wie sehr beschädigt wurden. Dank dem Rechnungshof sind wir jetzt informiert, welche Sachen seit jener Zeit vermisst werden.“Laut Fajt soll der damalige Leiter der Nationalgalerie die Verantwortung dafür tragen, dass Kunstwerke vermisst werden. In den Jahren 1999 bis 2011 stand Milan Knížák an der Spitze des Museums. Knížák weist jedoch die Verantwortung für die Missstände von sich.
„In einer Galerie, die mehr als 300.000 Werke verwaltet, wurden bei der Inventur womöglich ein paar Kleinigkeiten nicht gefunden. Das würde meiner Meinung nach bei einer Inventur in jeder Galerie passieren.“
Die Nationalgalerie wird nun die Lage gründlich untersuchen beziehungsweise weitere Strafanzeigen erstatten. Jiří Fajt:
„Die Galerie muss aber vor allem solchen Fällen vorbeugen. Wir planen eine Umstrukturierung der Galerie. So werden das System und die Verantwortungsbereiche der Mitarbeiter geändert, um solche Vorkommnisse künftig zu vermeiden.“Die geplante Umstrukturierung soll bereits im August beginnen.