Internationales Filmfestival in Karlsbad – 50. Jubiläum, 69 Jahre nach der Geburtsstunde

Foto: Kristýna Maková, Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

In der kommenden Woche wird das 50. Internationale Filmfestival in Karlovy Vary / Karlsbad eröffnet. Es ist eines der ältesten Filmfestivals der Welt. Bereits ein Jahr nach dem Krieg, im Sommer 1946, startete der erste Jahrgang.

Rita Hayworth in der Rolle der Gilda  (Foto: Public Domain)
Der erste Jahrgang wurde am 1. August 1946 eröffnet. Das Festival fand damals nicht nur in Karlsbad, sondern auch im benachbarten Mariánské Lázně / Marienbad statt. Dort gab es mehr Kinos, und deswegen wurde die allererste Eröffnungsfeier auch dort begangen. Die Veranstaltung war zunächst bloß eine Filmschau, erst später wurde auch ein Wettbewerb eingeführt. Bereits zum ersten Jahrgang kamen namhafte Stars aus Ost und West: Aus Hollywood etwa die US-amerikanische Schauspielerin und Tänzerin Rita Hayworth, die in jenem Jahr ihre berühmteste Rolle der Gilda im gleichnamigen Film spielte. Aus dem Osten reiste der größte Star des sowjetischen Films aller Zeiten, Theaterschauspielerin und Sängerin Ljubow Petrowna Orlowa nach Karlsbad.

1948 gewann der Film der polnischen Regisseurin Wanda Jakubowska  (Foto: YouTube)
Beim dritten Jahrgang, 1948, wurden dann Filme auch in einen Wettbewerb geschickt. Seit jenem Jahr werden die sogenannten Kristallgloben verliehen, die es auch heute noch gibt. 1948 gewann der Film der polnischen Regisseurin Wanda Jakubowska über das KZ Auschwitz den Wettbewerb. Der Karlsbader Historiker und Chronist des Festivals Květoslav Kroča schrieb in seiner Chronik des Festivals, obwohl der sozialistische Realismus in jener Zeit bereits als einzige anerkannte Kunstrichtung galt, habe das kommunistische Regime damals noch nicht alles am Festival beeinflusst: „Der dritte Jahrgang war noch nicht so sehr politisiert. Im Wettbewerb gab es noch Filme, die ein paar Jahre später nicht mehr hätten gezeigt werden können.“

Grandhotel Pupp  (Foto: Barbora Kmentová)
1950 zog das Festival endgültig nach Karlsbad um. Im Grandhotel Pupp – ein Jahr später in Hotel Moskau unbenannt – wurde die modernste Tonapparatur der Welt installiert. Damit möglichst viele Filme aus den sozialistischen Staaten und aus Entwicklungsländern beim Festival ausgezeichnet werden konnten, wurden zahlreiche Preise verliehen: so etwa auch ein Preis des Friedens, ein Preis der Arbeit oder ein Preis für die bessere Welt. In die Festivalreden mischte sich schrittweise immer mehr Russisch. 1952 applaudierten die Zuschauer in Karlsbad aber zum letzten Mal symbolisch den Genossen Stalin und Gottwald. Im Frühjahr 1953 starben die beiden kommunistischen Politiker. Wegen der Trauerfeiern wurde das Festival abgesagt. Dadurch wich die Zahl der Jahrgänge zum ersten Mal von der Zahl der Kalenderjahre ab. Außerdem wurde 1958 beschlossen, die Festspiele in Karlsbad nur alle zwei Jahre auszutragen, und zwar im Wechsel mit dem Filmfestival in Moskau. Deswegen wird dieses Jahr in Karlsbad erst der 50. Jahrgang gefeiert, obwohl das Festival bereits vor 69 Jahren geboren wurde.

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