Erinnerungen, die wiedergekommen sind

Foto: Danilo Rizzuti, FreeDigitalPhotos.net

Schon wieder sind zwei weitere Wochen vergangen. Zeit also für einen erneuten Blick in die Postmappe von Radio Prag. Wir zitieren aus Ihren Briefen. Sie enthalten diesmal vor allem Ihre Erinnerungen an längst vergangene Zeiten.

Foto: Danilo Rizzuti,  FreeDigitalPhotos.net
Willkommen zu Ihrer Sendung bei Radio Prag, liebe Hörerinnen und Hörer, willkommen zum Hörerforum. In der heutigen Ausgabe wollen wir Ihnen die Quizfrage für den Monat September stellen sowie die richtige Antwort auf die August-Frage bekanntgeben. Danach wollen wir unseren Blick in die Vergangenheit richten. In der letzten Zeit haben wir gleich mehrere Briefe erhalten, in denen Sie uns Ihre Erinnerungen mitteilen, unter anderem zum Geschehen im Jahr 1968. Aus diesen Briefen wollen wir heute einige Passagen vorlesen. Zunächst aber die versprochene Quizfrage.

Im September 1939 sendete die britische BBC erstmals auf Tschechisch auch ins Protektorat Böhmen und Mähren. Zu welchem genauen Datum wurde mit diesen Sendungen begonnen?

Schreiben Sie uns die richtige Antwort an [email protected].

Im August haben wir gefragt, in welchen Ländern es während des Ersten Weltkriegs die Tschechoslowakischen Legionen gab. Die richtige Antwort heißt: in Russland, Italien und Frankreich. Unter den erfolgreichen Teilnehmern am Quiz war auch Heinrich Eusterbrock aus Deutschland. Er erhält ein T-Shirt von uns.

Und nun zu der bereits erwähnten Post von Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer. Unser treuer Hörer Achim Kissel aus Duisburg hat uns nicht nur mehrere Empfangsberichte geschickt, sondern auch einen Brief beigefügt:

Foto: ČT24
„Ich höre Radio Prag bereits seit meiner Schulzeit in den 1960er Jahren, damals noch auf der Mittelwelle und Kurzwelle. Zu dieser Zeit wurden die Sendungen geprägt vom kalten Krieg zwischen Ost und West. Aber die ‚Touristensprechstunde‘ oder der ‚Spaziergang durch Prag‘ waren auch damals schon hörenswerte Programme. Dann kam das Jahr 1968 mit dem ‚Prager Frühling‘, der Versuch zur Schaffung eines ‚Sozialismus mit menschlichem Antlitz‘. In dieser Zeit, besonders aber nach dem August 1968, als der ‚Prager Frühling‘ von den Truppen des Warschauer Paktes niedergeschlagen wurde, war Radio Prag für mich als Schüler eine wichtige Informationsquelle. Damals habe ich mein Kofferradio in die Schule genommen, und die ganze Klasse hörte die Sendungen aus der Tschechoslowakei.“

Lidice  (Foto: Archiv Radio Prag)
Sehr schnell sei dann die Zeit der „Normalisierung“ gekommen, aber er sei Radio Prag treu geblieben, und die Verständigung zwischen unseren benachbarten Völkern sei ihm ein Anliegen geworden, schreibt Achim Kissel weiter. Warum ist sie das?

„Die Generation, die damals noch mitten im Leben stand, hatte die Zeit der Naziherrschaft als Täter oder Opfer miterlebt. Als ich dann 1976 als Gewinner eines Preisausschreibens von Radio Prag zu einem Besuch eingeladen wurde, hat mich die Besichtigung der Gedenkstätten Lidice und Theresienstadt sehr bewegt. Als Mensch mit der ‚Gnade der späten Geburt‘ wurde mir bewusst, dass sich so etwas wie das ‚Dritte Reich‘ und das damit verbundene Unrecht nie mehr wiederholen darf. Ich bin froh und dankbar, dass es gelungen ist, die Teilung Europas und den kalten Krieg zu überwinden. Heute leben wir im geeinten Europa als gute Nachbarn. Trotzdem finde ich es wichtig, sich immer wieder an die Vergangenheit zu erinnern.“

Achim Kissel  (links). Foto: Till Janzer
Dabei helfe ihm zum Beispiel die interessante Rubrik „Kapitel aus der tschechischen Geschichte“. Auch der „Spaziergang durch Prag“ oder „Reiseland Tschechien“ führten oft an geschichtsträchtige Orte, stellt Achim Kissel fest. Herzlichen Dank, Herr Kissel, für Ihr Lob, die netten und interessanten Zeilen sowie die persönlichen Erinnerungen, die Sie uns geschrieben haben.

„Wenn es klappt, werde ich Ende 2015 in Rente gehen. Dann habe ich endlich mehr Zeit zum Reisen, und sicher wird Tschechien eines meiner Ziele sein. Bis dahin werde ich weiter Ihre Sendungen hören und mich mit Empfangsberichten und Briefen bei Ihnen melden.“

Wir freuen uns darüber und erwarten mit Spannung weitere Zuschriften von Ihnen, Herr Kissel.

Großer Arber  (Foto: Deconstruct,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Michael Dulisch aus Dinslaken hat uns geschrieben, er habe das deutschsprachige Programm über Podcast auf unserer Internetseite verfolgt, was ohne Übertragungsstörungen oder „Rucken“ mühelos möglich war. Obwohl er Radio Prag schon seit 1991 kenne und das Programm über die damalige Kurzwelle gut zu hören war, sei die jetzige Ausstrahlung über Podcast zumindest eine Alternative für ihn, schreibt Herr Dulisch. Und er schildert auch eine Erinnerung an die Zeit vor mehr als 25 Jahren:

„Durch euren Beitrag über den ‚Eisernen Vorhang‘ an der tschechisch-österreichischen Grenze kamen mir Erinnerungen aus meiner Schulzeit wieder hoch. Im Rahmen unserer Abschlussfahrt der 10. Klasse Ende der 1980er Jahre fuhren wir mit unserer Schulklasse zum Skifahren in den Bayerischen Wald zum Fuße des Berges Großer Arber. Dabei hatten wir Gelegenheit, eine Tagestour entlang der damaligen tschechoslowakischen Grenze zu fahren, wobei auch die Grenzstadt Bayerisch Eisenstein angesteuert wurde. Gerne hätten wir als Schulklasse die Möglichkeit genutzt, über die Grenze zu kommen und uns das Land anzusehen, aber leider war dies nicht so einfach möglich. Ich erinnere mich noch gut daran, dass unsere Lehrerin zu einem Grenzhäuschen ging und auf Drängen von uns nachgefragt hat, ob und wie man in die Tschechoslowakei einreisen darf. Aber ohne die üblichen Papiere war dies damals leider nicht möglich. Trotzdem fuhr unser Reisebus immer über Straßen auf bayerischer Seite entlang, die eng an der Grenze lagen, damit wir unsere neugierigen Schülerblicke befriedigen konnten. Gern wären wir schon damals mit gleichaltrigen Schülern in Kontakt gekommen.“

Foto: ČT24
Ralf Urbanczyk aus Eisleben hat mit Interesse Berichte über Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Niederschlagung des Prager Frühlings im Jahr 1968 gehört. Er hat uns dazu Folgendes geschrieben:

„Ich freue mich, dass es in der Tschechischen Republik auch heute noch so viel Interesse der Menschen für jene Zeit gibt. Ich habe die Zeit des Prager Frühlings noch nicht bewusst miterlebt. Da war ich ja gerade mal fünf Jahre alt. Doch später haben mich die Berichte, sowohl in den Medien als auch die Schilderung von Verwandten und Bekannten über ihre Gedanken im Sommer 1968, sehr wohl mächtig interessiert. Gerade weil in der DDR diese Zeit nie öffentlich diskutiert wurde und man sich bei Gesprächen darüber im privaten Kreis erst einmal umschaute, wer alles mithören konnte, war das Interesse dafür bei mir ganz besonders groß.“

Foto: ČT24
Auch Dieter Feltes aus Pyrbaum erinnert sich, wie er den Sommer 1968 erlebt hatte:

„Den Bericht über die tschechische Geschichte verfolgte ich ganz genau. Zu diesem Zeitpunkt, als die Russen in der damaligen Tschechoslowakei einmarschierten, war ich bei meiner Cousine in Österreich. Der Reporter des ORF übertrug seinerzeit teilweise live von dem Ereignis. Auch als Jugendlicher hat mich die Situation sehr bedrückt, da ich auch damals am politischen Leben teilnahm. Heute finde ich es als eine Erleichterung, dass dieses Regime nicht mehr an der Macht ist. Leider kommen aber heute aus anderen Teilen der Welt schreckliche Nachrichten.“

Sie haben leider Recht, Herr Feltes. Abschließen wollen wir unsere heutige Sendung mit einem Glückwunsch von Werner Hoffmann aus Güstrow. Er hat uns geschrieben:

„Heute, am 31. August vor 78 Jahren begannen die Auslandssendungen von Radio Prag. Dazu möchte ich Ihnen meinen allerherzlichsten Glückwunsch übermitteln. Ich kann es gar nicht fassen, denn im Spätherbst 1959 hörte ich das erste Mal eine ausländische Radiostation auf der Kurzwelle und das war Radio Prag. 55 Jahre bin ich Ihnen treu und das ist gut so. Eine lange Zeit, in der ich viel Freude und Spaß mit Radio Prag hatte. In all den Jahren konnte ich viel über ihr Land und seine Leute erfahren. Prag ist meine europäische Lieblingshauptstadt. Ihr Sender hat mir viel geholfen, diese Liebe zu vertiefen. Ich danke Ihnen für die vielen schönen und interessanten Sendungen, die Sie ausstrahlen und den netten Kontakt, den Sie zu uns Hörern haben und nicht zuletzt für die kleinen Geschenke und Souvenirs, die ich von Ihnen in all den Jahren erhielt. Ich wünsche Ihnen auch für die nächsten Jahre alles erdenklich Gute und viel Erfolg bei der Gestaltung Ihrer Sendungen. Ich bin froh, dass es Radio Prag gibt und hoffe, dass ich noch lange dabei sein kann.“

Foto: Stuart Miles,  FreeDigitalPhotos.net
Recht herzlichen Dank, für Ihre Treue und für Ihre netten Worte, Herr Hoffmann. Und das war´s für heute Liebe Hörerinnen und Hörer, schreiben Sie uns weiterhin an Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik. Elektronisch schreiben können Sie uns an [email protected].