Tschechische Unternehmen befürchten schwere Folgen der Sanktionen der EU gegen Russland
Die Folgen der Krise in der Ukraine für die tschechische Wirtschaft werden nach Schätzungen von Analysten begrenzt und kurzfristig sein. Als Risiken gelten die Sanktionen der EU gegen Russland sowie höhere Erdölpreise. Falls der Westen Sanktionen verhängen würde, erwägt das russische Parlament, ein Gesetz über mögliche Enteignungen und das Einfrieren ausländischer Konten zu verabschieden. Diese Maßnahmen würden auch viele tschechische Unternehmen betreffen.
Tschechische Firmen verfolgen mit Spannung die Krise in der Ukraine. Manche vermelden bereits sinkende Absätze. Dies betrifft zum Beispiel die Lebensmittelfirma Hamé. Eine Fabrik der Firma befände sich zudem in Russland und verfolge daher die Erwägungen des russischen Parlaments mit Besorgnis, bestätigte Hamé-Sprecher Petr Kopáček am Mittwoch. „Ich will nicht darüber spekulieren, was das Parlament beschließen wird. Bedeutend ist aber, dass Russland für Hamé ein äußerst wichtiger Absatzmarkt ist, noch wichtiger als die Ukraine. Dies gilt wahrscheinlich für die gesamte tschechische Wirtschaft.“ Für Autohersteller ist Russland der drittwichtigste Markt, auf dem 100.000 Wagen pro Jahr verkauft werden. Die Autofirma Škoda unterhält zwei Werke in Russland. „Wir machen einen Monitoring der Lage und sind bereit entsprechend zu reagieren. Im Moment laufen der Vertrieb und die Produktion auf dem russischen Markt ohne Einschränkungen“, teilte Jozef Baláž von Škoda Auto dem Tschechischen Rundfunk mit. Tschechien verhält sich, so wie die meisten EU-Länder, mittlerweile zurückhaltend gegenüber möglicher Handelssanktionen gegen Russland. Nach Meinung des Direktors der Kammer für Handelsbeziehungen mit der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS), František Masopust, sollten die Sanktionen nur die Politik betreffen und nicht den Handel berühren: „Es gibt bereits Erfahrungen: Die Europäische Union, die Länder Mittel- und Westeuropas, stellten sich schon politisch gegen einige Regime im postsowjetischen Raum, ohne dabei die Handelsbeziehungen zu gefährden.“ Der Vizepräsident des tschechischen Industrie- und Verkehrsverbands Radek Špicar glaubt, dass auch Russland bei seinen Reaktionen vorsichtig vorgehen werde, da es viele Artikel aus Europa und den USA einführen müsse. „Wir leben im 21. Jahrhundert, in der Zeit der globalisierten Wirtschaft. Gott sei Dank gibt es diese gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit: Dadurch arbeiten die Länder lieber zusammen, anstatt gegeneinander zu kämpfen.“