Nicht nur Vokabeln büffeln – Sommer-Sprachkurs an der Prager Karls-Uni
Tschechisch wird nur von rund zehn Millionen Menschen gesprochen, und die Sprache gilt nicht gerade als leicht. Dennoch finden sich immer wieder Menschen aus dem Ausland, die mit Begeisterung die sieben Fälle pauken und sich an Worten ohne Vokale üben wie „krk“ oder „prst“. Jetzt im Sommer bietet die Prager Karlsuniversität einen speziellen Tschechisch-Sprachkurs an. Dieser soll Studenten und Interessierte auch an die Kultur und Gesellschaft des Landes heranführen.
„Ich habe mir vor einigen Jahren ein - wie ich finde - fantastisches Konzept überlegt. Das Konzept ist darauf ausgelegt, dass sich die Studenten nicht auf klassische Weise mit der tschechischen Kultur vertraut machen. Anstatt nur die Schulbank zu drücken, bringen wir sie direkt in Kontakt mit Personen des kulturellen Lebens.“
Zu ihren diesjährigen Gästen zählen unter anderen die tschechische Schriftstellerin Petra Hůlová, der Komponist und Musiker Jan P. Muchow sowie der Illustrator und Comicbuchautor Jaroslav Němeček. Jede Woche ist dabei ganz klar unterteilt.„Montags wenden wir uns der Literatur und dem Theater zu, dienstags den bildenden Künsten und der Musik, mittwochs dem Metier Film und donnerstags der Stadt Prag. Die Wochenenden sind selbstverständlich geprägt von Ausflügen in die ganze Tschechische Republik“, so Poláčková.
An den Freitagen haben die Teilnehmer Zeit zur freien Verfügung. Auch in diesem Jahr sind wieder einige Deutsche dabei. Sie wollen sich auf ein Gastsemester an der Karlsuniversität vorbereiten. Die Erwartungen an den Kurs sind hoch.„Ich nehme nächstes Jahr an dem Erasmusprogramm in Prag teil. Deswegen möchte ich unbedingt Tschechisch lernen, da mich die Sprache auch interessiert. Dieses Programm, so hab ich gehört, soll einer der besten Sprachkurse sein, die im Rahmen von Erasmus angeboten werden“, schildert Judith aus Freiburg.
Christina aus Frankfurt am Main erhofft sich viel:
„Ich habe das Gefühl, hier gäbe es sehr viele kulturelle Angebote, vor allem Ballett und Oper. Da ich Medizin studiere, möchte ich auch schauen, wie sich die Systeme in Deutschland und in Tschechien unterscheiden, wie sich die Ärzte zu den Patienten verhalten und wie sie mit den verschiedenen Nationalitäten umgehen, die hier in Prag leben.“Trotz der positiven Resonanz hat Marie Poláčková mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen:
„Vor zwölf Jahren noch waren die Vortragenden wesentlich mehr dazu bereit, zu den Teilnehmern hier zu kommen und sich mit ihnen zu unterhalten. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer, da niemand mehr Zeit hat oder ein viel zu hohes Honorar verlangt.“
Der Sommersprachkurs ist im Übrigen nicht ganz billig. Wer keine Förderung erhält, der zahlt umgerechnet über 900 Euro.