Tschechische Pateneltern helfen Schulkindern in Guinea
Tschechien ist reich – zumindest aus der Sicht eines Menschen in Guinea trifft das uneingeschränkt zu. Kein Wunder also, dass hierzulande bereits über eintausend Familien eine Kinderpatenschaft in dem westafrikanischen Staat übernommen haben. Vermittelt werden diese Patenschaften von der Nichtregierungsorganisation Pro-Contact.
Über 60 Prozent der Erwachsenen in Guinea sind Analphabeten. Der Schulbesuch gibt den Kindern die Chance, aus der Armutsspirale zu entkommen. Welche Fortschritte die Kleinen machen, das schauen sich Pivoda oder seine Kollegen jedes halbe Jahr vor Ort an. Sie besuchen die Schulen und die Familien, dabei machen sie auch Fotos. Die Kinder erhalten dann Briefe und Geschenke von den Pateneltern. Und die Schülerinnen und Schüler schreiben zurück.
„Die Kinder schildern, was sich im halben Jahr zuvor zugetragen hat, wie die Lage in der Familie war und natürlich wie es in der Schule gelaufen ist. Gegebenenfalls schreiben sie auch, welche Noten sie bekommen haben. Die Pateneltern erhalten so eine Beurteilung der Kinder zur Kontrolle“, so Pivoda.
Die Kinder sind sowohl ABC-Schützen wie auch Gymnasiasten, die sich auf das Baccalauréat, also das französische Abitur vorbereiten. Das Schulsystem in Guinea entspricht dem in Frankreich, die Amtssprache ist Französisch.Pro-Contact betreibt in der Hauptstadt Conakry ein Büro mit örtlichen Kräften. Dort ist auch eine Bücherei eingerichtet für die Kinder und Jugendlichen. Deswegen freut sich die tschechische NGO auch, wenn Spender Belletristik auf Französisch sowie französischsprachige Lehrbücher in Prag vorbeibringen. Obwohl Guinea früher eine französische Kolonie war, ist auch die ehemalige Tschechoslowakei für einige Bewohner des Landes ein Begriff. Tomáš Pivoda:
„Tschechen haben einen guten Namen zumindest bei den Einwohnern von Conakry, vielleicht aber auch von anderen Orten Guineas. Denn in den 70er und 80er Jahren gab es eine Kooperation zwischen dem afrikanischen Land und der damaligen Tschechoslowakei. Viele Guineer haben an tschechoslowakischen Universitäten studiert. So bin ich zum Beispiel zufällig an einer Baustelle vorbeigekommen, da sagte eine unserer örtlichen Mitarbeiterinnen, der Bauleiter habe in Ostrau studiert. Als ich ihm vorgestellt wurde, war er begeistert und sagte, ihm habe es in der Tschechoslowakei sehr gefallen.“ Doch die kommunistischen Experimente in Guinea haben dem Land wohl genauso wenig geholfen wie die Militärputsche. Der letzte Putsch fand 2008 statt, seitdem werden demokratische Wahlen immer wieder verschoben.