Tschechische Post lanciert Webseite zu Spritpreisvergleich – Mineralölfirmen skeptisch
Der Kraftstoffpreis ist ein Wirtschaftsfaktor. Das gilt nicht nur für Speditionen, auch private Fahrer orientieren sich teils massenweise daran. Man denke nur an die Autoschlangen vor grenznahen tschechischen Tankstellen, als Benzin und Diesel hierzulande noch deutlich billiger waren als in Deutschland. Der wirtschaftlichen Bedeutung der Spritpreise trägt nun auch das tschechische Ministerium für Industrie und Handel Rechnung. In Zusammenarbeit mit der Tschechischen Post hat es am Donnerstag eine Webseite in Betrieb genommen, auf der sich die Benzinpreise an Tankstellen hierzulande vergleichen lassen.
„In anderen Ländern Europas ist das eine ganz normale Sache, zum Beispiel in Österreich. Dort begann alles im Automobilclub ÖAMTC, seit 2001 werden die Informationen staatlicherseits garantiert. Die zugehörige Webseite ist stark besucht und die App wird sehr häufig heruntergeladen. Was wir jetzt anbieten, ist nicht nur für unsere Kunden, sondern für alle tschechischen Bürger ein Gewinn“, sagt Post-Sprecher Ivo Mravinac.
Insgesamt 4000 Paketzusteller der Post sind landesweit im Einsatz. Sie sollen die Preise an 2200 Tankstellen überwachen. Insgesamt bestehen hierzulande rund 3500 öffentliche Tankstellen.
Die Postgewerkschaften haben sich zum Sondereinsatz der Zusteller bisher nicht geäußert. Bei einer Anfrage von Radio Prag hieß es, man habe dazu keine Informationen. Wer aber Bedenken hat, das sind die großen Mineralölunternehmen. Ihr Verband nennt dafür mehrere Gründe. So würden die Benzinpreise an den Tankstellen manchmal auch mehrmals am Tag geändert, sagt Verbandssprecher Václav Loula. Die Angaben auf der Webseite könnten daher nicht aktuell sein und würden dann den Wettbewerb verzerren. Zudem beklagt Loula die angeblich unlauteren Praktiken vieler freier Tankstellen:„Derzeit ist der tschechische Staat mit Steuerflucht in einer Gesamthöhe von bis zu zehn Milliarden Kronen beschäftigt. Es kann also sein, dass sich hinter billigem Sprit entweder ein Steuerbetrug versteckt oder die Nutzung von Ersatzstoffen, die ebenfalls nicht versteuert wurden.“Im Übrigen: Die Post ist selbst Nutznießer von möglichst billigem Benzin. Ihr Fuhrpark umfasst 5500 Autos mit einem Jahresverbrauch von 3,5 Millionen Liter Sprit.