„Man nimmt uns anschließend besser wahr“ - Botschafter Regli zum Schweizer Frühling

André Regli (Foto: Archiv des Finanzministeriums der Tschechischen Republik)

Am Donnerstagabend beginnt der Schweizer Frühling. So nennt sich die groß angelegte Präsentation der Schweiz in Tschechien, über die wir bereits am Samstag berichtet hatten. Dabei sind Konzerte und Theateraufführungen geplant, es finden Vorträge, Ausstellungen und Seminare über Politik, Wirtschaft und Tourismus statt sowie Verköstigungen von eidgenössischen Spezialitäten. Aus Anlass dieser einmonatigen Veranstaltungsreihe in sieben tschechischen Städten ein Interview mit dem Schweizer Botschafter in Prag, André Regli.

André Regli  (Foto: Archiv des Finanzministeriums der Tschechischen Republik)
Herr Botschafter, einen Monat lang präsentiert sich die Schweiz in der Tschechischen Republik. Warum eine so große Veranstaltung?

„Das Problem ist ja häufig, wenn man ein Land darstellen will, dass man sich dabei verzettelt. Wir profitieren aber von Synergieeffekten vor allem beim Marketing. Das heißt, in einer relativ kurzen Zeit – über einen Monat – sind wir präsent mit verschiedenen Events. Unter dem Hut des ‚Schweizer Frühlings’ finden eben all diese Anlässe statt, und man nimmt uns bestimmt anschließend besser wahr.“

Wie gut, würden Sie denn sagen, ist die Schweiz in der Tschechischen Republik bekannt?

„Es gibt rund 300 Schweizer Firmen, die hierzulande tätig sind. Wir haben gute bilaterale Beziehungen auf politischer Ebene. Aber in der breiten Bevölkerung kennt man die Schweiz häufig von ihren Klischees wie den Bergen, der Schokolade und den Uhren, aber weniger von allem Weiteren, was es in der Schweiz eben auch noch gibt. Eines der Ziele des Schweizer Frühlings ist es, gewisse spezifische Facetten unseres Landes hier zu präsentieren.“

Schweiz  (Quelle: Tschubby,  Wikimedia Creative Commons 3.0)
Der Schweizer Frühling ist hier in Tschechien eine vergleichsweise große Präsentation. Glauben Sie, dass sich etwas Ähnliches wiederholen lassen könnte?

„Der Aufwand, auch in finanzieller Hinsicht, ist natürlich sehr groß. Unser Ziel war, mit diesem Anlass in diesem Jahr einen Kick-off zu geben, uns zu präsentieren und vermehrt sichtbar zu sein. Dank dem Dialog auf verschiedenen Ebenen bin ich überzeugt, dass auch in Zukunft solche Events, vielleicht in einem kleineren Rahmen, stattfinden können.“

Gab es schon ähnliche Veranstaltungen, also eine große Schweizer Präsentation, in anderen Ländern in der Welt?

„Das hängt immer einerseits davon ab, ob ein Botschafter initiativ wird, aber auch andererseits von den Prioritäten der Schweizer Außenpolitik. Für uns haben ganz klar die umliegenden Länder in Europa und die USA den Vorrang. In diesen Ländern finden häufig solch großen Events statt. Aber in einem Land wie Tschechien ist es doch eher selten, solche Veranstaltungen zu organisieren. Da bin ich unserem Ministerium sehr dankbar, dass es uns dabei unterstützt.“

In Tschechien wird viel über die Beziehungen zu Deutschland oder Österreich berichtet. Wie beurteilen Sie aber die tschechisch-schweizerischen Beziehungen?

„Ich glaube, die Beziehungen sind sehr gut. Wir haben ja eine gemeinsame interessante Immigrationsgeschichte. 1968 kamen 15.000 Tschechen in die Schweiz. Ich bemerke in den letzten Jahren, dass die zweite und dritte Generation dieser Immigranten wieder nach Tschechien zurückkommt. Sie sucht hier nach ihren Wurzeln, lässt sich nieder und macht Gebrauch von den Möglichkeiten, die ihr der tschechische Markt bietet. Ansonsten ist Tschechien insbesondere auf wirtschaftlichem Gebiet ein sehr wichtiger Partner. Das Land ist für die Schweiz der wichtigste Handelspartner in Mitteleuropa, also zum Beispiel wichtiger als Polen. Das überrascht doch, wenn man bedenkt, dass Polen dreimal größer ist als die Tschechische Republik.“

Autor: Till Janzer
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