15 Jahre Lungentransplantationen in Tschechien
Das Transplantationszentrum in der Uni-Klinik in Prag-Motol ist die einzige Einrichtung in Tschechien, in der Lungen transplantiert werden. In Tschechien erhalten etwa 20 Menschen jährlich eine neue Lunge, auf der Warteliste stehen aber rund 40 Patienten pro Jahr. Kommendes Jahr soll eine neue Methode eingeführt werden, die es ermöglicht, eine größere Zahl an Organen für Transplantationen zu nutzen.
„Wir sind drei Jahre lang nach Wien gefahren, wo damals das nächste Transplantationszentrum lag. Immer wenn die Kollegen aus Wien angerufen haben, sind wir ins Auto gestiegen und hingefahren. Wir haben ihnen zunächst sekundiert, später konnten wir selbst einige Transplantationen durchführen. Und erst danach konnten wir die erste Transplantation in Prag realisieren.“
Der erste Patient lebte nach der Transplantation sechs Jahre, ohne die Operation wäre ihm nur ein Jahr geblieben. In diesem Jahr wurde in Motol auch eine wiederholte Transplantation durchgeführt. Eine Patientin erhielt vor 14 Jahren die linke Lunge, nun war es das rechte Atemorgan. Das Durchschnittsalter der Patienten liegt bei 52 Jahren. Wenn die Klinik ein Spendeorgan findet, wird der Patient sofort kontaktiert. Die Operation erfolgt dann innerhalb weniger Stunden. Im Jahr 2009 bekam Ivo Dostál in Motol eine neue Lunge. Mehrere Monate stand er zuvor auf der Warteliste und sagte damals gegenüber dem Tschechischen Fernsehen.„Ich gehe nicht zur Arbeit, mehr als ein halbes Jahr bin ich krankgeschrieben. Dies bedeutet, dass ich zu Hause sitze und dafür sorge, nicht zu sterben.“Ivo Dostál konnte keine zehn Schritte mehr gehen, ohne einhalten zu müssen. Nach der Transplantation habe sich sein Leben aber völlig verändert:
„Ich schaffe alles, als ob ich nie krank gewesen wäre. Ich laufe die Treppe hoch, ich fahre Inline-Skates, ich schwimme und ich habe eine neue Freundin.“
Die Transplantation selbst kostet 20.000 Euro, die Behandlung während des ersten Jahrs nach der Operation weitere 60.000 Euro. Die Kosten werden von den Krankenkassen getragen.„Das größte Problem ist bei jedem Transplantationsprogramm der Mangel an Organen“, sagt Professor Pavel Pafko.
Die Lunge ist ein zerbrechliches Organ, das nach der Entnahme sehr schnell seine Funktionsfähigkeit verliert. Nur ein Fünftel der Spendeorgane kann daher zur Transplantation genutzt werden. Diese Zahl soll auch hierzulande ab kommendem Jahr erhöht werden. Das Verfahren nennt sich Ex vivo. Nachdem die Lunge herausgenommen wird, wird sie an ein Schlauchsystem und ein Beatmungsgerät angeschlossen, sie bleibt so mehrere Stunden funktionsfähig. Unter einer transparenten Kunststoffkuppel kann das Organ überprüft werden. Danach wird die Lunge mit Luft gefüllt und in einem Sack mit Eis zur Transplantation weitergegeben.